Nach drei gescheiterten Versuchen: Wildtier-Retter helfen Storch bei Nestbau – Hoffen auf Nachwuchs

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In luftiger Höhe: Wolfgang Bechtel (l.) und Andreas Wachlinger (r.) warfen einen Blick ins Storchennest. © privat

Der Peißenberger Storch war in den vergangenen Jahren ein Pechvogel: Schon drei Mal hat er auf der Kirche St. Johann ein Nest gebaut und noch kein Junges durchgebracht. Nun hat sich der Verein „Wildtier-Rettung Pfaffenwinkel“ eingeschaltet.

Peißenberg – Auch wenn nicht viel über den Charakter des Storches bekannt ist, der seit dem Jahr 2022 jedes Frühjahr in die Marktgemeinde zur St. Johann-Kirche zurückkehrt, eines ist sicher: Er ist beharrlich. Drei Versuche hat er schon unternommen, für echten Peißenberger Storchennachwuchs zu sorgen, drei Mal ist er gescheitert. Dass es immer derselbe Storch war, der nach Peißenberg zurückkehrte, ist anhand der Beringung festzustellen, die das Tier in Polen erhalten hat.

Im Jahr 2022 hat er auf dem Kirchturm von St. Johann zwar ein Nest gebaut, aber keine Storchenfrau gefunden. Irgendwann ist Meister Adebar unverrichteter Dinge wieder abgezogen und das Nest fiel schließlich vom Dach. Im Jahr darauf baute der Storch wieder einen Horst auf das Kirchturm-Dach von St. Johann, fand ein Weibchen und das Paar begann zu brüten. Einen Monat später schlüpften drei Jungstörche. Als sie fast flügge waren, wehte ein heftiger Sturm das Nest vom Dach und die Jungstörche waren tot.

Wildtier-Retter helfen Peißenberger Storch bei Nestbau

Im vergangenen Jahr suchte sich der Storch einen anderen Platz auf der Kirche St. Johann auf dem Westgiebel, wo er sein Nest mit dem Strahlenkranz verflochten hat. Doch auch diesmal hatte das Storchenpaar Pech: Nachdem der Nachwuchs geschlüpft war, regnete es über viele Tage und die Jungstörche starben. In Peißenberg ist die Anteilnahme am Schicksal der jungen Störche groß. Die Pfarreiengemeischaft Peißenberg-Forst hatte schon Pläne gemacht, wie das Nest gesichert werden könnte, doch die Kosten waren zu hoch.

Dennoch stehen die Chancen gut, dass es heuer klappt mit dem Storchennachwuchs auf dem Dach von St. Johann: Der noch junge Peißenberger Verein „Wildtier-Rettung Pfaffenwinkel“ hat sich der Sache angenommen. Bürger und Vereinsmitglieder hätten sich wegen der Störche bei ihm gemeldet, sagt der Vorsitzende Andreas Wachlinger: „Das Herz der Peißenberger hängt an den Störchen.“

Einsatz für die Peißenberger Störche: Frank Zellner (2.v.l.), Georg Fetsch (3.v.l.), Andreas Wachlinger und Wolfgang Bechtel (r.) waren dabei, als das Nest inspiziert wurde.
Einsatz für die Peißenberger Störche: Frank Zellner (2.v.l.), Georg Fetsch (3.v.l.), Andreas Wachlinger und Wolfgang Bechtel (r.) waren dabei, als das Nest inspiziert wurde. © privat

Er habe mit dem Peißenberger Pfarrer Georg Fetsch und Wolfgang Bechtel vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) gesprochen und Anfang März ging es mit einer 30-Meter-Arbeitsbühne, die die Werner Maier GmbH für diesen Zweck zur Verfügung stellte, zum Giebel des Kirchenschiffes von St. Johann, wo sich in 18 Metern Höhe das Storchennest befindet.

Bei der Inspektion habe sich herausgestellt, dass das Nest mit der Stahlkonstruktion auf der Giebelspitze sehr gut verbunden sei, so Wachlinger in seinem Bericht über die Aktion. „Somit ist das Nest gegen einen Absturz relativ sicher.“ Allerdings sei der Nestboden so dicht, dass kein Wasser abfließen würde und sich Pfützen bilden könnten. „Das war unter Umständen für die Storchenkinder im letzten Jahr ein Verhängnis“, meint Wachlinger.

Amulett mit dem Bildnis des heiligen Franziskus in Nest gesetzt

Wenn das Wasser nicht abfließen kann, unterkühlen die kleinen Störche zu stark. Deswegen wurden mit einem Bohrer Löcher in den Nestboden gebohrt, damit das Regenwasser ablaufen kann. Zudem wurden Glasscherben und loses Nistmaterial entfernt. Damit diese Saison glücklich für die Storchenfamilie endet, wurde im Nest ein kleines Amulett mit dem Bildnis des heiligen Franziskus, dem Schutzpatron der Tiere, eingelassen.

Auch der Peißenberger Bürgermeister Frank Zellner, Pfarrer Fetsch, dem die Störche sehr am Herzen liegen, und Bechtel fuhren im Korb der Arbeitsbühne in schwindelnde Höhen zum Storchennest hinauf. Bechtel als LBV-Storchenbeauftragter hat den Anwesenden viel Interessantes mit auf den Weg gegeben.

Störche sollen weiter begleitet werden

Mit dieser Aktion ist es noch nicht getan. Der Verein will die Peißenberger Störche weiter begleiten, indem regelmäßig mit einer Drohne geschaut wird, ob alles in Ordnung ist. Auch in den kommenden Jahren will sich der Verein weiter um die Störche kümmern: „Wir übernehmen nun jährlich die Inspektion und Reinigung des Nestes und überwachen mittels Thermaldrohen die Aktivitäten im Nest“, schreibt Wachlinger.

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Das Nest wurde gerade noch rechtzeitig präpariert: Einen Tag nach der Aktion mit der Hebebühne ist der Storch nach Peißenberg zurückgekehrt und hat sein altes Domizil wieder bezogen, obwohl er in den vergangenen Jahren dort immer Pech mit der Aufzucht der Brut hatte. Inzwischen ist auch das Weibchen da. Vermutlich hat das Paar schon mit dem Brüten begonnen: „Wenn wir das nächste Mal mit der Drohne nachschauen, dann können wir hoffentlich die frohe Botschaft verkünden, dass schon Eier im Nest liegen“, sagt Wachlinger.

Spendenkonto: Der Verein „Wildtier-Rettung Pfaffenwinkel“ hat ein Spendenkonto bei der VR-Bank Werdenfels: IBAN: DE04 7039 0000 0007 8219 72

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