Das Baggern geht weiter: Erneut Wirbel um Arbeiten bei Luxushotel am Starnberger See

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Massive Arbeiten führt der Hotelbetreiber im Moment auch am Ufer des Starnberger Sees aus. © Veronika Mahnkopf

Schon wieder wird gearbeitet: Nachdem die Verärgerung bei einigen Bürgern über die Baumfällungen im Lido-Park in Seeshaupt groß war, wird nun am See umgegraben. Über das Ziel schweigt der Hotelbetreiber gegenüber der Öffentlichkeit.

Seeshaupt – Es schaut wüst aus ums Seeshaupter Hotel „Starnbergsee Hideaway“. Auf der einen Seite der Sankt-Heinricher-Straße ein großer Bauzaun, dahinter wurden unter den fassungslosen Blicken von einigen Anwohnern und Gemeindevertretern der sogenannte Lido-Park umgegraben und alte Bäume gefällt (wir berichteten). Auf der Seeseite ist das Bild nicht unbedingt besser: Rund ums Hotel wird gegraben, vorn am Seeufer blanke Erde, wohin man blickt, dazwischen Betonblöcke und aufgekieste Flächen. See-Idylle sieht anders aus.

Im Seeshaupter Rathaus herrscht unterdessen Ratlosigkeit. Immer wieder schaut sich Bürgermeister Fritz Egold die Situation rund ums Hotel an, wie er berichtet. Der Hauptknackpunkt, der Anwohner und auch Egold umtreibt: Rainer Beck, der mit der Lido Hotel GmbH & Co. KG Erbbaurechtnehmer des Lidopark- und Hotelgrundstücks ist, lässt die Baggerarbeiten offenbar ohne Rücksicht auf das dortige Naturschutzgebiet ausführen. Dies hat Egold schon mehrmals bei den Fachbehörden am Landratsamt angemahnt. Doch das Baggern geht weiter.

Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt

Die Auswirkungen der Erdarbeiten auf die Tier- und Pflanzenwelt an der Ach sind schon jetzt sichtbar. Der Hauptzufluss zum Starnberger See, der diesen mit den Osterseen verbindet, ist für die Fische des Starnberger Sees von großer Bedeutung. Zwölf Arten, wie zum Beispiel Mairenken, Rußnasen und Karpfen steigen hier – die sogenannte Lockströmung führt sie her – im Frühjahr auf, um zu laichen. Zu Tausenden stehen die Jungfische vom letzten Jahr aktuell im Ach-Nebenarm nahe der ehemaligen Mühle direkt an der Sankt-Heinricher-Straße, wie Fischereiexperte Reinhard Mauritz bereits vor Jahren dem Weilheimer Tagblatt berichtet hat. Zeugen haben berichtet, wie die Bagger genau diesen Teil der Ach mit Erde zuschütteten, um das Gewässer mit seinem Gerät überqueren zu können. Demnach lagen die Fische zigfach verendet herum. Inzwischen ist der Seitenarm wieder vom Erdaushub befreit, das Wasser ist braun und trüb. Ob die Fische hier nochmal herkommen und wie groß der Verlust ist, ist nicht abzuschätzen.

Erhebliche Beeinträchtigung des Naturschutzgebiets „nicht festgestellt“

Und nun gehen die Arbeiten auch am Seeufer weiter. Die Arbeiter hätten die Gitter um die alten Buchen, die den Biber abhalten sollen, weggemacht, berichtet der Bürgermeister. „Ich weiß nicht, zu welchem Zweck. Vielleicht, damit der Biber die Baumfällarbeiten übernimmt?“, sagt Egold sarkastisch. Auch darüber, was der Hotelbetreiber da am See vorhat, kann Egold nur rätseln, denn über genaue Planungen möchte sich das „Starnbergsee Hideaway“ öffentlich nicht äußern.

Das Landratsamt antwortet auf eine Anfrage der Heimatzeitung zu den Vorfällen rund ums Hotel einigermaßen vage. Man bestätigt, die Arbeiten vor Ort überprüft zu haben. „Eine erhebliche Beeinträchtigung des teilweise betroffenen FFH-Gebietes ‚Starnberger See‘ konnte hier jedoch nicht festgestellt werden.“ Weiter heißt es: „Gemäß dem dort geltenden Bebauungsplan ist dort gerodeter Gehölzbestand als ‚zu erhalten‘ festgesetzt und Veränderungen des natürlichen Geländeverlaufs insbesondere durch Abgrabungen und Aufschüttungen untersagt.“ Das Landratsamt fordere vom „Verursacher gebotenen Ausgleich/Ersatz“ für den „Verlust von Habitatbäumen bzw. potenziellen Fortpflanzungs- und Ruhestätten (u.a. Nisthilfen)“.

Landratsamt ist mit Eigentümer und Gemeinde in Kontakt

Zu dem Vorwurf, die Arbeiter hätten Erdaushub vom Hotelgrundstück am Lidopark abgeladen, ohne ihn auf mögliche Schadstoffe zu untersuchen, sagt das Landratsamt: Man habe den „Verursacher“ darauf hingewiesen, dass die Arbeiten so stattzufinden hätten, „dass eine nachteilige Veränderung der Gewässereigenschaften nicht zu besorgen ist“. Ob dies geprüft wird, sagt das Landratsamt nicht. Wegen der Maßnahmen am Seeufer sei man mit der Gemeinde und Beck in Kontakt.

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