Landratsamt rät vom Boofahren auf der Isar ab - Darum waren trotzdem Rafting-Gruppen zu sehen
Sich auf eigene Faust mit dem Boot auf die reißende Isar zu begeben, ist aktuell nicht anzuraten. Professionell geführte Rafting-Gruppen waren aber hie und da zu beobachten. Die Anbieter wägen dabei genau ab.
Bad Tölz/Lenggries - Von einem regelrechten Hochwasser blieb der Landkreis verschont. Doch Dauerregen sorgte dafür, dass der Pegelstand der Isar deutlich anstieg. Das Bootfahren ist zwar nicht verboten, das Landratsamt rät aber aktuell davon ab. Manche Bürger zeigten sich vor diesem Hintergrund irritiert, wenn sie trotzdem Rafting-Gruppen auf der Isar beobachteten. Auf Anfrage unserer Zeitung erklären die professionellen Anbieter, wie sie mit der Lage umgehen.
Ab Meldestufe 1 fallen die Rafting-Touren auf der Isar aus
Touren planen, Touren verschieben: Das Team des Lenggrieser Anbieters Montevia hat gerade mit solchen Aufgaben alle Hände voll zu tun. Bei der Entscheidung, ob eine Rafting-Tour durchgeführt wird oder nicht, gilt bei dem Unternehmen laut Geschäftsführer Martin Held ein selbst festgelegter, messbarer Richtwert: „Ab Meldestufe 1 in Lenggries fahren wir nicht.“ Dieser Wert sei auch an die Ämter kommuniziert.
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Damit fahre man eine „sichere Linie“, die Grenze sei niedrig gesetzt. „Meldestufe 1 ist noch kein Hochwasser, sondern eine Vorwarnstufe“, sagt Held. Rein theoretisch sei für die Profis Rafting auch noch bei höheren Wasserständen möglich.
Anbieter befahren Isar, um Sicherheit zu überprüfen
Der Geschäftsführer weist auch darauf hin, dass man unterscheiden müsse, auf welchem Abschnitt der Isar man sich befinde. Montevia biete ausschließlich Touren zwischen Lenggries und Bad Tölz an. Wenn, wie in den vergangenen Tagen, der höhere Pegel allein darauf zurückzuführen sei, dass das Wasserwirtschaftsamt mehr Wasser aus dem Sylvenstein lässt, gleiche die Isar einem „ordentlichen Kanal“.
Anders sehe es aus, wenn ein Hochwasser durch Regenfälle und starken Zufluss aus den Bächen entstehe. Dann könne es gefährliches Treibgut geben. Bei so einem natürlichen Ereignis stelle Montevia vor der ersten Befahrung nach dem Hochwasser sicher, dass keine Bäume den Fluss versperren und der Abschnitt für die Gäste sicher ist.
Am Mittwoch fanden Rafting-Touren auf der Isar statt
In den vergangenen Tagen verfuhr der Lenggrieser Anbieter unterschiedlich. So sei am Samstagvormittag gefahren worden – da war Meldestufe 1 nicht erreicht. Am Nachmittag hingegen wurden die Touren abgesagt. Auch habe der Veranstalter beschlossen, eine Tour für Kinder unter zwölf Jahren abzusagen. Am Dienstag gab es zum Beispiel keine Rafting-Tour, am Mittwoch dagegen schon.
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Wenn unklar ist, wie sich der Wasserstand verhält und man erst spontan vor Ort über das weitere Vorgehen entscheiden kann, „stellen wir den Kunden natürlich frei, ob sie die Anreise auf sich nehmen oder den Termin lieber verschieben“, erklärt Held. Sorgfältig abgewogen wird auch beim Anbieter „Action & Fun Tours“. Mitarbeiter Uwe Irzinger war am Donnerstag damit beschäftigt, etliche Kunden zu kontaktieren. Sämtliche Touren fielen aus, ebenso an diesem Freitag. „Gefahren sind wir nur am Mittwoch“, sagt Irzinger.
Wasserwacht appelliert an gesunden Menschenverstand
Unter diesen Umständen nehme man nur „ausgewählte Gruppen“ von Erwachsenen mit. In diesem Fall seien es junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren gewesen, außerdem habe man die Boote zur Sicherheit mit zusätzlichen Guides besetzt. „Das Fahren war überhaupt kein Problem“, sagt Irzinger. Vor Start der Tour würden Mitarbeiter auch die gesamte Strecke abfahren und auf die Sicherheit überprüfen. Die Grenze liege für „Action & Fun-Tours“ bei einem Wasserstand von 2,20 Metern.

Die Wasserwacht Tölz appelliert generell an den gesunden Menschenverstand. „Bei dem aktuell erhöhten Wasserstand ist Vorsicht geboten“, sagt Gabriel Hartl, Leiter der Schnelleinsatzgruppe (SEG). Ganz abgesehen von der eigenen Gesundheit solle man dabei auch an die Rettungskräfte denken, die nach den Einsätzen der vergangenen Tage ohnehin „ausgelaugt“ seien. Die SEG selbst nutzte derweil den erhöhten Wasserpegel der Isar für eine Übung im Fließgewässer, um auf den Ernstfall bei erhöhter Strömung vorbereitet zu sein.
Zwangspause für Flößerei auf der Isar
Eine Zwangspause legt wegen des zu hohen Pegelstands der Unternehmer Michael Angermeier bei seinen Floßfahrten ein. Bis übers Wochenende musste er sämtliche Buchungen absagen. „Von den Grenzen, ab denen wir fahren könnten, sind wir im Moment weit entfernt“, sagt Angermeier. Der Arzbacher bleibt aber gelassen. „Wenn man mit der Natur arbeitet, muss man mit so etwas leben.“