Dauerregen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: 60 Einsätze für Feuerwehren

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

KommentareDrucken

Das Drohnenbild zeigt die Lage an der Loisach bei Hohenbirken im Gemeindebereich Bad Heilbrunn. Links ist die Staatsstraße in Richtung Beuerberg zu sehen. © Feuerwehr Mürnsee

Der viele Regen am Samstag bescherte den Feuerwehren im Landkreis rund 60 Einsätze. Die Pegel von Isar und Loisach stiegen. Allerdings blieb die Lage weitgehend entspannt.

Bad Tölz-Wolfratshausen - Der Landkreis ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Dennoch bescherten die Regenmengen, die am Samstag fielen, den Feuerwehren rund 60 Einsätze. Schon am Vormittag war eine Koordinierungsstelle im Wolfratshauser Feuerwehrhaus eingerichtet worden, „um den ganzen Landkreis im Blick zu behalten“, wie Kreisbrandrat Erich Zengerle auf Anfrage berichtete.

Arzbach und Dorfbach in Thanning beschäftigen Einsatzkräfte

Schwerpunkt war zunächst der Arzbach. Da der in den frühen Morgenstunden deutlich angeschwollen war, entfernte die Flussmeisterstelle Lenggries Teile der Baustelleneinrichtung. Am Wildbach wird derzeit die Sohle erneuert. Dazu ist der Bach unterhalb des Schwimmbads aufgestaut. Im Aufstau wurde zudem von einem Bagger Kies entnommen. Das habe die Lage entspannt, sagte Zengerle.

Aus dem Arzbach war am Morgen die Baustelleneinrichtung entfernt worden.
Aus dem Arzbach war am Morgen die Baustelleneinrichtung entfernt worden. © Ostler

Später verlagerte sich das Einsatzgeschehen dann mehr in den Norden des Landkreises. Unter anderem hielt der Dorfbach in Thanning die Einsatzkräfte auf Trab. Insgsesamt haben man aber an vielen Stellen durch „das schnelle Eingreifen größere Schäden abgewehrt“, sagte Zengerle.

Staatsstraße 2072 wird überflutet

Dennoch waren einige Feuerwehr gut beschäftigt. Im Süden rückte beispielsweise die Arzbacher Feuerwehr um 5.40 Uhr zum ersten Mal aus. Oberflächenwasser von einer Wiese im Ortsteil Untermberg drohte, in angrenzende Wohnhäuser zu laufen. Mit Sandsäcken wurde das Wasser abgeleitet. Um kurz nach 7 Uhr war dann die Fahrbahn der Staatsstraße 2072 auf Höhe von Bocksleiten „aufgrund eines übergelaufenen Baches komplett überflutet“, schreibt die Feuerwehr. Hier wurden Abflüsse von Laub und mitgeschwemmtem Material befreit.

Die Arzbacher Feuerwehr kümmerte sich um die überflutete S2072.
Die Arzbacher Feuerwehr kümmerte sich um die überflutete S2072. © Feuerwehr Arzbach

Die Wasserwacht Kochel rückte gegen 11.15 Uhr zur Unterstützung nach Habach aus, wie sie auf Facebook berichtet. Dort strömte Wasser in ein Auto. Beim Eintreffen der Wasserwacht war der Fahrer aber bereits aus dem Auto befreit.

Hochwasserverbauung am Reindlbach erfüllt ihren Zweck

Ab etwa 6 Uhr befand sich auf die Feuerwehr Mürnsee am Samstag in Bereitschaft. Als Erstes wurden die neuralgischen Punkte abgefahren, die in der Vergangenheit Probleme bereitet haben, erklärt Kommandant Thomas Girgnhuber. In Unterkarpfsee war die Fahrbahn überflutet, dort musste auch ein Gebäude gesichert werden. Darüber hinaus wurden Sandsäcke nach Egling und Heilbrunn transportiert. Insgesamt habe die Hochwasserverbauung am Reindlbach gut funktioniert, sagt Girgnhuber.

Im Blick behielt die Mürnseer Feuerwehr immer die Loisach. „Da war es mit dem Pegel knapp“, sagt Girgnhuber. Allerdings stieg der Fluss nicht ganz so weit an wie befürchtet. Eigentlich war damit gerechnet worden, dass die Loisach in der Nacht zum Sonntag in Beuerberg die Meldestufe drei überschreitet. Daher hatte das Wasserwirtschaftsamt Weilheim am Samstagabend auch die Hochwasserwarnstufe erhöht. Das Wasser stoppte aber bei 4,79 – und damit 21 Zentimeter unterhalb der Meldestufe drei. Auch in Kochel und Schlehdorf wurde die prognostizierte Meldestufe 1 nicht ganz erreicht.

Wasserabgabe an die Isar wird erhöht

Die Isar war den ganzen Samstag über gut gefüllt. In Lenggries und Puppling wurde mittags Meldestufe eins erreicht. Schon am Abend sanken die Wasserstände aber wieder. Bereits in der Nacht zum Samstag war die Wasserabgabe vom Sylvenstein an die Isar leicht erhöht worden. Statt 24 Kubikmeter pro Sekunde strömten dann 60 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss. Dennoch stieg der Seepegel bis zu 20 Zentimeter in der Stunde. In der Spitze strömten 253 Kubikmeter pro Sekunde in den See. Zum Vergleich: Beim Pfingsthochwasser vor 25 Jahren flossen bis zu 950 Kubikmeter in den Sylvenstein.

Seespiegel des Sylvensteins steigt um vier Meter

In der Nacht zum Sonntag wurde die Wasserabgabe auf 100 Kubikmeter pro Sekunde erhöht. Das bewegte sich etwa im Bereich des Zuflusses zu dieser Zeit. Am Sonntagnachmittag lag der Seespiegel bei knapp 754 Metern über Normalnull und damit vier Meter über der üblichen Sommerstauhöhe.

Am Samstagmittag öffneten die Stadtwerke die Schütze am Tölzer Stauwehr. Der Stausee verwandelt sich so wieder in einen Strom. Bootfahrer müssen die Isar rechtzeitig verlassen. Am Wehr besteht Lebensgefahr.
Am Samstagmittag öffneten die Stadtwerke die Schütze am Tölzer Stauwehr. Für Bootfahrer besteht Lebensgefahr. © Hias Krinner

Seit Samstagmittag nutzen die Stadtwerke den erhöhten Abfluss in der Isar für eine Staulegung – um liegengebliebenen Kies von der Isar weitertransportieren zu lassen. Die Schleusen am Isarkraftwerk wurden geöffnet. Statt 20 Kubikmeter strömen nun rund 210 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Wehranlage. Der Stausee hat sich wieder in einen Fluss verwandelt.

Öffnung des Wehr am Stausee bedeutet Lebensgefahr für Bootfahrer

Wie lange die Staulegung dauert, könne man nicht sagen. „Wir fahren da auf Sicht“, sagt Stadtwerke-Pressesprecherin Martina Geisberger. Wichtig: Durch das geöffnete Wehr besteht Lebensgefahr für Bootfahrer. Sie werden bereits an der Isarbrücke darauf hingewiesen, dass sie die Isar rechtzeitig verlassen müssen.

Apropos Bootfahrer: An sie und alle anderen Wassersportler appelliert die Feuerwehr eindringlich, die Isar derzeit nicht zu nutzen. Zwar ist laut Isarverordnung das Bootfahren seit Samstag wieder erlaubt, die Wasserstände seien aber gefährlich. Rettungsaktionen würden auch die Einsatzkräfte in Gefahr bringen, sagt Kreisbrandrat Erich Zengerle. „Es ist auch viel Treibgut in der Isar.“ Am frühen Samstagabend habe die Feuerwehr am Wehrbau in Puppling drei Surfer gerade noch davon abhalten können, sich in die Fluten zu stürzen.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!