„Ein Eisunfall ist immer lebensbedrohlich“: Wasserwacht warnt vor dem Betreten von gefrohrenen Seen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Kommentare

Gefrorene Eisflächen – wie aktuell hier an der Kogler Lack – laden viele ein zum Draufgehen und Schlittschuhlaufen. Die Wasserwacht möchte trotz aller Freude für die Gefahren sensibilisieren. © arp

Heinz Eger von der Kreiswasserwacht spricht über die Gefahren, die von Eisflächen ausgehen. Er gibt Tipps, wie man sich im Ernstfall verhalten sollte.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Aktuell herrschen im Landkreis frostige Temperaturen. Auf einigen Seen und Weihern hat sich bereits eine Eisschicht gebildet. Diese Eisflächen laden viele Menschen dazu ein, sich auf dem vermeintlich sicheren Glatt zu bewegen oder Schlittschuhlaufen zu gehen. Doch die gefrorenen Oberflächen zu betreten, ist oft sehr gefährlich. Erst am Montag bekam die Wasserwacht eine Alarmierung aufgrund eines ins Eis eingebrochenen Hundes bei der Eichmühle in Bad Tölz (wir berichteten). Lebensbedrohlich kann es aber auch für Menschen werden. Heinz Eger, Vorsitzender der Kreiswasserwacht, erklärt, wo Gefahren lauern und wie man sich im Ernstfall verhalten sollte.

Ins Eis eingebrochen: Wasserwacht erklärt, was im Ernstfall zu tun ist

Herr Eger, aktuell gibt es wieder viele Eisflächen auf Gewässern.

Ja. Gerade auf Kinder haben zugefrorene Flüsse und Seen eine große Anziehungskraft, und sie sind gleichzeitig hochriskant, wie sich leider immer wieder bestätigt.

Heinz Eger ist der Vorsitzende der Kreiswasserwacht.
Heinz Eger ist der Vorsitzende der Kreiswasserwacht. © arp

Welche Flächen im Landkreis sind besonders prädestiniert?

Es geht im Endeffekt um alle Eisflächen auf Seen, ob es sich um geschlossene Flächen handelt, wie beim Kirchsee und an den kleineren Weihern, oder Flächen mit Eiskanten zum offenen Wasser, wie am Kochelsee. Ein Gewässer mit wechselnden Wasserständen ist der Sylvenstein – hier kann es zu Hohlräumen unter der Eisfläche kommen. Überall wo sich Menschen tummeln, ist die Verlockung da, die Eisflächen zu begehen und sich oft in große Gefahr zu begeben.

Eisdicke muss mindestens 10 Zentimeter haben

Woran kann man erkennen, ob man auf eine Eisfläche gehen kann?

Grundsätzlich gilt an erster Stelle immer, Betretungsverbote zu beachten. Ein häufiges Problem ist aber, dass die Stärke und damit die Tragfähigkeit von Eisflächen von vielen Menschen falsch eingeschätzt wird. Bei stehenden Gewässern wird es erst ab mindestens zehn Zentimetern sicher. Dabei ist es trotzdem wichtig zu wissen, dass die Eisdicke und die Tragfähigkeit durch verschiedene Einflüsse signifikant verringert werden können.

Welche zum Beispiel?

Das können Lufteinschlüsse in den Eisflächen sein oder Pflanzeneinschlüsse im Eis, Strömungen durch Zu- und Abflüsse im Gewässer. Aber auch Menschen herbeigeführte Öffnungen oder Schwächungen der Eisfläche, Sonneneinstrahlung, verschneite Oberflächen.

Sollte man dennoch eine Fläche betreten – was ist dabei zu beachten?

Das Betreten von Eisflächen erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr. Insbesondere auf natürlichen Gewässern ist die Eisstärke oft schwer einzuschätzen und kann örtlich stark variieren. Man muss sehr aufmerksam sein. Man sollte nicht alleine sein und wirklich nur Flächen betreten, bei denen man sich zu 100 Prozent sicher ist, dass sie dick genug sind. Sollte die Fläche beim Betreten knacken und/oder Risse aufweisen, oder gar schwallweise Wasser auf die Oberfläche treten, muss man zügig ans Ufer zurück. Dabei ist es ratsam, sich flach hinzulegen und Richtung Ufer zu robben. Damit ist das Gewicht besser verteilt.

Eisunfälle sind immer lebensbedrohlich

Was passiert, wenn man doch einbricht?

Klar muss jedem sein, der eine Eisfläche betritt, dass im Falle des Einbrechens der Körper in wenigen Minuten unterkühlt und dann zu ertrinken droht. Ein Eisunfall ist also immer lebensbedrohlich.

Welche Möglichkeiten hat man noch, sich selbst zu retten?

Sollte man einbrechen, ist es wichtig, die Arme schnell auszubreiten. So kann man das Untertauchen verhindern. Anschließend sollte man das Eis in Richtung Ufer brechen, bis ein stabilerer Bereich erreicht ist. Dann muss man versuchen, sich auf die Eisoberfläche zu rollen.

Wie reagiere ich, wenn ich von Land aus beobachte, dass jemand eingebrochen ist?

Unbedingt sofort die Notrufnummer 112 wählen. Wasserwachten und Rettungsdienste sind darauf vorbereitet, in solchen Situationen schnell und effektiv zu helfen. Die Zeit spielt eine erhebliche Rolle. Sollten Rettungsring oder Rettungsleine vorhanden sein, werfen Sie diese von einem sicheren Standort zur Einbruchstelle. Alternativ kann man der eingebrochenen Person vom Ufer aus beispielsweise einen Stock oder Schal reichen und sie damit aus dem Wasser ziehen. Bei einer weiter entfernten Einbruchstelle, muss man sich am Ufer gut mit einem Seil absichern und zur betroffenen Person robben. Eine Leiter kann helfen, das Gewicht auf dem Eis zu verteilen und vor einem eigenen Einbruch zu schützen. Aber: Die eigene Sicherheit ist immer oberstes Gebot.

Was macht man, wenn man jemanden aus dem Wasser gerettet hat?

Die gerettete Person sollte schnellstmöglich an einen warmen Ort gebracht werden. Dann muss die nasse Kleidung schnell ausgezogen und die Person bestenfalls in warme Decken eingewickelt werden. Ist der Verunfallte bewusstlos, atmet aber normal, sollte man ihn in die stabile Seitenlage bringen. Bei nicht normaler Atmung oder Kreislaufstillstand beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Also 30 Mal Herzdruckmassage, 2 Mal Atemspende im Wechsel. Das so lange wiederholen, bis der Rettungsdienst da ist oder die Person wieder zu Bewusstsein kommt.

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus der Region finden Sie auf Merkur.de/Bad Tölz.

Auch interessant

Kommentare