Schwingshackls verlassen das Alte Fährhaus in Bad Tölz: „Der Abschied fällt uns sehr schwer“

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Schweren Herzens verabschieden sich Katharina und Erich Schwingshackl aus dem „Alten Fährhaus“ in Bad Tölz. Zugleich freuen sie sich auf einen Neuanfang im niederbayerischen Bernried. © arndt pröhl

Erich und Katharina Schwingshackl blicken zum Abschied auf ihre Zeit im Alten Fährhaus in Bad Tölz zurück. Nun geht es für den Sternekoch und seine Frau nach Niederbayern. Hier eröffnen Sie ein Hotel.

Bad Tölz – Es heißt Abschied nehmen im „Alten Fährhaus“: Erich und Katharina Schwingshackl packen in wenigen Tagen ihre Koffer und ziehen nach Niederbayern. Dort startet das Paar gemeinsam ein neues großes Projekt. Der Landkreis verliert damit sein einziges Sternerestaurant. Im Interview sprechen die beiden über ihre Pläne und die vergangenen fünf Jahre mit ihrem Restaurant „Schwingshackl Esskultur“ an der Isarlust.

Herr Schwingshackl, im November stand es noch nicht genau fest, bis wann Ihr Restaurant im Alten Fährhaus noch geöffnet haben wird. Gibt es diesbezüglich Neuigkeiten?

Erich Schwingshackl: Ja, wir werden am Sonntag, 14. Januar, den letzten Tag geöffnet haben. Bis dahin sind wir zumindest abends schon komplett ausgebucht. Wir freuen uns sehr, dass so viele Stammkunden und andere Gäste in der letzten Zeit nochmal gekommen sind.

Sternekoch Erich Schwingshackl schließt Restaurant im Tölzer Fährhaus Mitte Januar

Sie haben in diesem Jahr erneut einen Michelin-Stern erkocht. Der bleibt dann im Haus, oder?

Erich Schwingshackl: Genau genommen schon. Das „Alte Fährhaus“ steht eben, bis der neue Michelin-Guide im Mai erscheint, als Sternerestaurant im Michelin-Guide 2023. Aber im Internet wird das wahrscheinlich schon geändert werden. Mitnehmen kann ich ihn jedenfalls nicht.

Sie fangen also wieder bei Null an?

Erich Schwingshackl: Zumindest ohne Stern (lacht). Da wird es heuer spannend werden, ob Michelin in unser neues Gourmetrestaurant noch einen Tester schickt. Es wäre schon schön, wenn ich die Chance hätte, in den Michelin-Guide 2024 zu kommen. Falls kein Tester mehr erscheint, wäre ich in der neuen Küche noch über ein Jahr ohne Stern.

Apropos neu: Frau Schwingshackl, Sie starten einen Neuanfang, allerdings in einem Ihnen gut bekannten Betrieb?

Katharina Schwingshackl: Genau. Meine Eltern sind die Gründer unseres Hotels. Damals stand dort nur ein Viehunterstand. Sie haben den Betrieb von Null weg aufgebaut. Dann hat mein Bruder übernommen und das Hotel erweitert. Jetzt übernehmen mein Mann und ich den Betrieb und haben ihn auch etwas umgestaltet. Aus dem einstigen „Reblinger Hof“ wird dann das „Naturhotel Rebling“. Mein Bruder hat nebenan Wild und Fische, und wir haben eine eigene Quelle. All das wollen wir in den Betrieb mitaufnehmen.

Hotelprojekt in Niederbayern

Bisher haben Sie als Sommelière im Restaurant gearbeitet. Das mit dem Hotel hört sich nach einer großen Herausforderung an.

Katharina Schwingshackl: Das wird es auch. Mein Mann wird sich um das Gourmetrestaurant kümmern und ich um das Hotel und das normale Restaurant. Aber ich kenne den Betrieb ja gut. Wir waren, bevor wir am Tegernsee die „Villa am See“ übernommen haben, schonmal dort. Es ist also ein Heimkommen. Und ich habe ursprünglich Hotelfachfrau gelernt, einen Meisterabschluss und lange in Aschau bei Heinz Winkler gearbeitet. Dort habe ich schließlich auch meinen Mann kennengelernt, der da gerade gekocht hat. Auch hier hatten wir fünf Zimmer. Also die Hotellerie ist mir nicht unbekannt.

Wird das neue Gourmetrestaurant ähnlich wie im „Alten Fährhaus“?

Erich Schwingshackl: Der Name „Schwingshackl Esskultur“ bleibt, und mit der Karte werden wir auch ähnlich starten. Aber ab dann kann es schon sein, dass wir mal Neues ausprobieren – das gehört einfach dazu. Übrigens nehmen wir auch unser Lehrlingsmädchen aus dem Service mit nach Niederbayern. Und Tölzer Stammkunden haben sich auch schon angekündigt, teils sogar schon gebucht, was uns sehr freut.

Haben Sie nie daran gedacht, das „Alte Fährhaus“ trotz der Hotelübernahme weiterzuführen?

Katharina Schwingshackl: Die Überlegung war definitiv da. Aber ein Sternerestaurant ist personenbezogen. Unsere Gäste wollten uns sehen. 200 Kilometer Entfernung ist zu weit, um beides parallel auf hohem Niveau zu machen.

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Den Stand auf dem Tölzer Christkindlmarkt mit den Entenburgern wird es auch nicht mehr geben?

Erich Schwingshackl: Da sind wir noch sehr unentschlossen. Ich würde ihn gerne behalten. Aber Dezember ist in der Gastronomie ein sehr intensiver Monat, sodass wir nicht sicher sind, ob das klappt. Die Entscheidung steht noch aus.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Abschied in Bad Tölz entgegen?

Erich Schwingshackl: Der Abschied von Bad Tölz fällt uns schon sehr schwer. Wir waren gerne hier und hatten eine wirklich tolle Zeit. Wenn sich die Möglichkeit mit dem elterlichen Betrieb meiner Frau nicht ergeben hätte, wären wir auch noch eine Zeit hiergeblieben. Langfristig habe ich mich allerdings schon immer nach einem Objekt umgesehen, dass wir auch kaufen können. Und das ging beim Fährhaus leider nicht.

Katharina Schwingshackl: Der Abschied zieht sich jetzt schon einige Wochen, viele Stammgäste sind nochmal gekommen. Da gab es einige emotionale Momente. Manche haben zu uns gesagt: „Tölz trauert.“ Das rührt einen schon.

Ob Aschau, Rebling, Tölz oder Tegernsee: Sie haben schon an vielen Orten gewirkt. War an Bad Tölz etwas anders?

Katharina Schwingshackl: Ich finde schon. Der Platz hier an der Isar ist ein ganz besonderer mit sehr positiver Energie. Uns ist aber auch aufgefallen, dass die Gästeklientel in Bad Tölz sehr bodenständig ist. Das haben wir immer als angenehm empfunden und sehr geschätzt.

Erich Schwingshackl: Am Tegernsee ging es oft auch darum zu zeigen, was man hat, welche Flasche auf dem Tisch steht. Das war hier ganz anders. Wobei es überall solche und solche Gäste gibt.

Erinnerungen an schöne Feste in Bad Tölz

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Zeit im „Alten Fährhaus“?

Katharina Schwingshackl: Die Feste, die wir hier gefeiert haben. Besonders schön war unsere „Big Bottle Party“. Da haben wir ganz locker gegrillt, und es gab eine kleine Weinreise. Aber eben nur aus großen Flaschen – Magnum aufwärts. Das war ein tolles Fest, und wir haben am Parkplatz dann noch Tische aufgestellt, weil so viele Leute gekommen sind.

Erich Schwingshackl: Wir haben viele schöne Erinnerungen mit tollen Gästen. Dafür sind wir dankbar.

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