Hochwasser für Wildtiere: „Wirklich schlimm“
Das Hochwasser in den vergangenen Tagen hatte für Wildtiere teils dramatische Folgen. Beim Flussuferläufer wird sogar ein Bestandsverlust befürchtet. Auch zahlreiche Biberbauten wurden überschwemmt.
Bad Tölz-Wolfratshausen - Weitestgehend von schlimmen Hochwasser-Schäden verschont geblieben ist in den vergangenen Tagen das Tölzer Land – trotz des Dauerregens. Während die Menschen verständlicherweise erleichtert sind, sind viele Tiere nicht so glimpflich davon gekommen. Vor allem an der Isar und der Loisach rechnen Experten mit einigen Verlusten – besonders von Jungtieren. Bei manchen Beständen kann das dramatische Folgen haben.
Ein Biber läuft die Landstraße von Ellbach Richtung Sachsenkam entlang. Ein anderer hält sich derweil im Penzberger Stadtgebiet auf. Solche Bilder, die auch in unserer Redaktion eingegangen sind, seien nicht verwunderlich, erklärt Biberberater Gernot Walther aus Kochel am See. „Es ist recht wahrscheinlich, dass viele Biberbauten überflutet worden sind. Da kommt es vor, dass die Tiere sich einfach woanders aufhalten müssen, bis sie zu ihren Bauten zurückkönnen.“ Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, erklärt: „Biber legen ihre Bauten so an, dass der Zugang zum Bau unter Wasser ist. Der Raum, wo die Jungen sind, liegt über dem Wasserspiegel. So schützt der Biber sein Nest und seinen Nachwuchs vor Fressfeinden.“
Zu viel Wasser ist für Biber-Junge gefährlich
Wenn die Fläche nun überflutet wird und Wasser auch in die Höhle kommt, müssen die Tiere fliehen. „Die Biber sollten keine Probleme gehabt haben, sich in Sicherheit zu bringen, die Frage ist natürlich, ob es die Jungtiere alle geschafft haben“, sagt Walther. Es sei nicht auszuschließen, dass es durch den Starkregen und das Hochwasser in den vergangenen Tagen zu Verlusten im Biberbestand gekommen sei, sollten die Jungen noch nicht aktiv genug gewesen sein, meint er. „Da wir hier in der Region – vor allem an der Isar und der Loisach – recht stabile Biberbestände haben, mache ich mir um den heimischen Biber hier keine Sorgen“, so Krönauer. In diesem Punkt stimmt ihm auch der Biberberater zu.
Biber nicht in die Enge treiben
Sollte man an einem ungewöhnlichen Ort auf einen Biber treffen, sollte man das Tier in aller Regel in Ruhe lassen. „Biber sind nicht gefährlich, aber man sollte sie auch nicht in die Enge treiben“, sagt Walther. „Eigentlich braucht man gar nichts machen, wenn man ein Tier am Straßenrand oder im Garten sieht. Das kann aktuell vielleicht vermehrt passieren, bis sie wieder in ihren Bauten leben können.“ Nur wenn das Tier sich in einer misslichen Lage befinde, aus der es sich selber nicht befreien kann, sollte man handeln. „Am besten über das Landratsamt den Biberberater kontaktieren“, rät Krönauer.
Flussuferläufer könnte komplette Brut verloren haben
Deutlich schlimmer seien allerdings einige Vogelarten von dem Hochwasser getroffen worden. Sabine Tappertzhofen leitet die Kreisgeschäftsstelle vom Landesbund für Vogelschutz. Dramatisch seien die Folgen wahrscheinlich für den Flussuferläufer. „Es gibt nicht mehr viele davon, und ich gehe leider davon aus, dass die komplette Brut weggeschwemmt worden ist.“ Denn Flussuferläufer brüten ausschließlich auf Kiesbänken. „Das ist wirklich schlimm.“ Die Altvögel jedoch könnten größtenteils überlebt haben. „Im Königsdorfer Waldfilz wurden zufällig auch schon welche gesichtet“, so Tappertzhofen.
Auch Flussregenpfeiffer und Eisvögel leiden
Auch der Flussregenpfeiffer könnte betroffen sein. „Allerdings brüten die auch manchmal in Kiesgruben.“ Problematisch sei die Hochwasserlage auch für den Eisvogel und seine Brut. „Eisvögel bauen ihre Nester in Brutröhren, welche sie in Steilwänden bauen.“ Dort befinden sich dann ihre Nester. „Wenn das Wasser zu hoch an den Abbruchwänden steigt, ist es natürlich auch gut möglich, dass die tiefer gelegenen Brutröhren vollgelaufen sind“, erklärt die Vogelexpertin.
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Aber auch andere Tiere haben gerade mit Problemen zu kämpfen. Die Lage sei für Blindschleichen und Zauneidechsen gefährlich. „Die halten sich oft in Wiesen auf und können nicht schwimmen.“ Wer ein Tier in einer überfluteten Wiese findet, sollte es retten und im Trockenen aussetzen, sagt Tappertzhofen. Krönauer rechnet mit einem Verlust an Wiesenbrütern wie etwa den Braunkehlchen. Final könne man allerdings erst im Herbst die Bestandsverluste abschätzen, sind sich die Experten einig.