Erhellendes und auch Kritik auf der Infoveranstaltung zum geplanten Funkmast

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Kritische Mienen gab es unter den Zuhörern der Informationsveranstaltung in der Gündinger Sporthalle über den geplanten Mobilfunktmast. © ink

In Günding hat es eine Infoveranstaltung zum geplanten Funkmast zwischen Günding und Mitterndorf gegeben.

Günding – Zum Thema Funkmast in Günding hatte die Gemeinde Bergkirchen zu einer Infoveranstaltung in die Sporthalle des SV Günding eingeladen, um den Bürgern „eine Plattform zu geben, sich zu informieren und zu äußern“, wie es in der Einladung hieß. Rund 60 Interessierte kamen am Donnerstagabend, darunter viele Mitglieder des Gemeinderats und der Verwaltung. Es gab Kritik von der Bürger- und Erhellendes von der Gemeindeseite.

Der Standort zwischen Mitterndorf und Alt-Günding befindet sich auf dem landwirtschaftlich genutzten Grundstück des Gündinger Nebenerwerbslandwirts und Gemeinderats Johann Schallermayer. Er hatte Gelegenheit – was ihm ein besonderes Anliegen war –, sich als Eigentümer des Grundstücks zu äußern (siehe auch Kasten). Denn er und seine Familie seien Anfeindungen ausgesetzt gewesen, als bekannt wurde, er würde sein Grundstück für den Mobilfunkmast zur Verfügung stellen.

Johann Schallermayer: „Für mich und meine Familie belastend“

Grundstückseigentümer Johann Schallermayer nahm auf der Infoveranstaltung Stellung. In Auszügen:„Ich bin Nebenerwerbslandwirt, und mir gehört die Halle zwischen Günding und Mitterndorf, da ist mein Hof drin. Als der, der das Grundstück zur Verfügung stellt, ist es für mich und meine Familie belastend. Ich gab den Anstoß für den Abend.“ Privatbesitz für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung zu stellen, sei schwierig. Die Gemeinde habe alles getan, um ihn zu schützen. Leider habe es keine öffentliche Diskussion gegeben. Das Echo im Dorf sei gewesen: „Endlich telefonieren!“ Aber auch Stimmen wie „Schallermayer verdient viel Geld“ hörte er. Der Vertrag beinhalte 174 Euro monatlich nach Abzug der Steuern. Zudem übernehme er die nötige Ausgleichsfläche zu 100 Prozent. Und: „Wenn es einen besseren Standort geben würde, wären ich und meine Familie froh“.

Ein Bürger habe nach Aussage des Gemeindechefs seine eingereichte Klage inzwischen zurückgezogen, aber in der Versammlung wurde der Standort an sich bemängelt, der für die Gemeindeverwaltung, für die Betreiber Telekom und Funkturm als ideal gilt. Die Genehmigung für den Mast liegt vor, und der Gemeinderat hat bereits zugestimmt.

Bürgermeister Robert Axtner begrüßte als Fachreferenten Christoph Huber von der Deutschen Telekom, Thomas Baur von Funkturm und Dr. Thomas Kurz vom Landesamt für Umwelt, der mehr als eine Stunde detailliert über elektronische Felder sowie Immissionsschutz und die Nutzung von Handys informierte. Die gesundheitlichen Folgen schätze er als „nahe Nullrisiko“ ein, wie er betonte. Er ging immer wieder geduldig auf die recht emotional vorgetragenen Bedenken der Medizinerin Dr. Florentine Landry ein, die das Projekt grundsätzlich vehement ablehnt. Im Gegensatz zu ihrem Mann, Gemeinderat Dr. Wilfred Landry, der den „demokratischen Beschluss“ verteidigte. Außer ihm haben auch vier weitere Gündinger Gemeinderäte diesen Beschluss mitgetragen.

„Dieser Abend bietet uns die Möglichkeit, offen über den Planungs- und Genehmigungsstatus des Funkmastes in Günding zu informieren“, eröffnete Bürgermeister Robert Axtner die abendfüllende Runde. In den letzten Monaten habe er einige Rückmeldungen zum Bau des Mobilfunkmastens erreicht. Daher sei ihm der Austausch sehr wichtig.

Bürgermeister räumt Fehler ein

„Wir sind gar nicht gefragt worden“, meinte nicht nur Florentine Landry. Die Infoveranstaltung hätte früher stattfinden müssen, was Robert Axtner „nach der sachlichen, aber emotionalen Debatte“ einräumte. „Wir wollen noch einmal im Gemeinderat darüber sprechen“, sagte er später.

Zuvor hatte er die Notwendigkeit des fünften Mastens in der Gemeinde begründet: „Der Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur ist für uns alle wichtig.“ Ein leistungsfähiges Netz sei mittlerweile nicht nur ein wettbewerbsentscheidender Wirtschaftsfaktor, sondern auch „ein Bestandteil der sehr hohen Lebensqualität“ der Bürger geworden. Axtner: „Unsere Verantwortung liegt darin, eine ausgewogene Balance zwischen technologischem Fortschritt und dem Wohl unserer Gemeinschaft zu finden. Das Thema Netzabdeckung Günding beschäftigt uns seit vielen Jahren. Mit dem Wegzug einer großen Firma aus dem Gewerbegebiet wurde auch das von dieser Firma betriebene Hausnetz abgeschaltet, von dem die Netzabdeckung Gündings in erheblichem Maße profitiert hatte“.

Gutes Mobilfunknetz ist unerlässlich

Ein funktionierendes Mobilfunknetz sei ein sehr wichtiger Teil bei der Standortsuche von Gewerbetreibenden und damit wesentlich für den Standorterhalt für die zahlreichen Unternehmen, mittelständischen Handwerkern und Selbstständigen. „Sie sind die Basis für unseren gesunden und ausgeglichenen Haushalt in der Gemeinde.“ Zudem verändere sich das Arbeitsumfeld vieler Menschen seit einigen Jahren in Richtung Homeoffice und mobiles Arbeiten.

„Wir haben uns schnellstmöglich auf die Suche nach einer Lösung gemacht. Sie können sich sicher vorstellen, wie viele Anfragen von Bürgern als auch Unternehmen auf mich zugekommen sind, als sich das Netz von einem auf den anderen Tag deutlich verschlechtert und im schlimmsten Fall komplett nicht mehr da war.

Eine Welle von Anrufen und E-Mails prasselten auf das Rathaus ein, von besorgt bis verärgert. So haben wir Anfang 2021 begonnen, mit einem Ingenieurbüro nach geeigneten Standorten in Günding zu suchen. Im Juli 2021 wurde das Ergebnis präsentiert: Auf der Anhöhe zwischen Günding und Mitterndorf erreicht ein Mobilfunkmast die maximale Abdeckung für den Ortsteil“, so Axtner.

Gemeinde ging auf den Eigentümer zu

Daher habe er mit dem Eigentümer der Halle Kontakt aufgenommen und seine Kooperation angefragt. Das in Frage kommende Areal befinde sich komplett im Privateigentum. Der Eigentümer hat seine Unterstützung zugesagt, „wofür ich ihm sehr dankbar bin“, so der Bürgermeister und ergänzte: „Mir ist auch in diesem Zusammenhang nochmals wichtig zu betonen, dass der aktive Part der Standortsuche des Funkmastens bei mir lag und ich auf den Eigentümer zugegangen bin.“

Nach dem Einverständnis des Eigentümers stellte die Gemeinde den Kontakt zwischen der Deutschen Funkturm, der Telekom und dem Eigentümer her. Im Beisein der Gemeinde fand zudem ein Ortstermin statt, wobei der Standort für die Gemeinde, Telekom und Funkturm für „ideal“ befunden wurde.

Standort 180 Meter von Schlafzimmer weg

Die Zuhörer hatten einige Einwände. So kritisierte Josef Reinbold, dass der Standort vor allem ein Vorteil für die Versorgung von Dachau sei, was der Telekom-Experte klar verneinte. Johann Märkl aus Mitterndorf beklagte derweil, dass sich der Standort nur 180 Meter von seinem Schlafzimmer entfernt befinde. Hubert Kranz monierte die Höhe des Mastens von 36 Metern: „Ob diese Dimension richtig ist, ist fraglich“.

Trotz dreistündiger Information und Diskussion dürfte sich an der Entscheidung, den Mast zu errichten, kaum etwas ändern. Zum möglichen Baubeginn wollte Axtner noch keine Aussage machen.

Zurück blieben nachdenkliche Gemeinderäte, denen aber bescheinigt wurde, dass sie ihre Entscheidung mit Bedacht getroffen hätten – von Zuhörer Ralf Gries, der sich im Grundsatz positiv zu dem Vorhaben äußerte.

Ingrid Koch

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