Tod von Hamas-Kommandeur erschwert Verhandlungen: Familien der Geiseln nach Katar eingeladen
Mehr als 100 der Hamas-Geiseln sind frei. Doch noch mehr werden immer noch gefangen gehalten. Katar sieht bei Verhandlungen erschwerte Bedingungen.
Doha – Über ihre genaue Zahl kann nur spekuliert werden. Auf jeden Fall sind es viele. Noch immer sollen sich deutlich mehr als 100 der am 7. Oktober aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln in der Gewalt der Hamas befinden. Deren Familien und Freunde durchleben eine unerträgliche Ungewissheit, bangen ununterbrochen um ihre Liebsten und hoffen auf ein Happy End.
Israelische Geiseln in Hamas-Gewalt: Tod von Kommandeur erschwert wohl Freilassung
Doch die Freilassung weiterer Männer, Frauen und Kinder, die zu lebenden Opfern des Massakers der radikalen Palästinenser-Organisation wurden, dürfte sich schwierig gestalten. Darauf soll die Führung von Katar die Familien der Geiseln vorbereitet haben, wie das US-Nachrichtenportal Axios und die israelische Webseite Walla unter Berufung auf einen katarischen Beamten und eine nicht näher benannte israelische Quelle übereinstimmend berichten.
Hintergrund ist demnach der gewaltsame Tod von Saleh al-Aruri, der innerhalb der Hamas als „militärischer Befehlshaber des Westjordanlandes“ galt. Der Topkommandeur kam am 2. Januar in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut bei einem Drohnenangriff ums Leben. Hamas, Hisbollah und damit auch der Libanon sowie der Iran machen Israel für die Bluttat verantwortlich. Beweise haben sie jedoch nicht geliefert.

Familien von Geiseln besuche Katar: Ministerpräsident Al Thani will zwischen Israel und Hamas vermitteln
Den genannten Medien zufolge trafen sechs Familien von israelischen und US-amerikanischen Geiseln in Doha mit dem katarischen Ministerpräsidenten Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani zusammen. Es sei eine Premiere gewesen.
„Der Premierminister sagte, es sei aufgrund der Ereignisse in Beirut schwierig, mit der Hamas zu sprechen“, wird der katarische Beamte zitiert. Al Thani habe den Familien jedoch versichert, dass er entschlossen sei, weiter zu vermitteln und trotz der Herausforderungen nicht aufgeben wolle. Der Kontakt zwischen Doha und den Familien soll aufrechterhalten bleiben.
Zuvor hatten sich die Angehörigen demnach mit Katars stellvertretendem Außenminister Mohammed bin Abdulaziz Al Khulaifi ausgetauscht. Dieser leitet die Gespräche über Freilassungen von Geiseln zwischen Hamas und Israel und hat somit großen Anteil an den bisherigen Freilassungen.
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Katar bemüht sich um Freilassung der israelischen Geiseln: „Werden alles Mögliche tun“
Das Treffen und die Aussagen der Politiker würden zeigen, wie wichtig ihnen das Problem ist, betonte der katarische Beamte. Und: „Katar ist schmerzhaft bewusst, wie die verbliebenen Geiseln und ihre Liebsten leiden.“
Weiter sagte der Beamte: „Wir haben den direkten Kontakt zu den Familien der Geiseln gesucht, um so viele Informationen wie möglich zu teilen. Und, um ihnen zu versichern, alles Mögliche tun werden, um ihre Freilassung zu erreichen.“ Alle zur Verfügung stehenden Kanäle würden genutzt, zudem bestünde Kontakt mit ihren Pendants in den USA und in Israel: „Aber Katar ist nur ein Mediator. Wir kontrollieren die Hamas nicht.“
Es sei jedoch schwieriger geworden, die Kommunikation mit der Hamas aufrechtzuerhalten. Eben wegen „der Eskalation der Bombardierungen in Gaza und an anderen Orten, die die Verhandlungen über die Geiseln erschweren“. Klar sei, dass noch viel zu tun sei.
Video: Nachrichten zum Krieg in Israel im Überblick
Freilassung von Hamas-Geiseln: Deals beinhalten auch Feuerpause und Entlassung von Gefangenen
Katar bemüht sich aktuell gemeinsam mit Ägypten – neben Israel der einzige direkte Nachbar des Gazastreifens – um die Wiederaufnahme der Gespräche der beiden Kriegsparteien. Dabei sollen im Gegenzug für mindestens 40 Hamas-Geiseln erneut palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen und eine Feuerpause vereinbart werden, heißt es.
Doha hatte im Laufe des wieder entflammten Nahost-Konflikts mehrmals erfolgreich zwischen Hamas und Israel vermittelt und dafür gesorgt, dass bereits mehr als 100 der verschleppten Geiseln wieder in Freiheit sind. Bereits am 21. Oktober wurden zwei US-Amerikanerinnen dem Roten Kreuz übergeben. Wenig später kamen zwei Seniorinnen aus „humanitären Gründen“ frei.
Größere Deals kamen ab November zustande, zwischen dem 24. und 30. November wurden täglich Geiseln durch die Hamas übergeben, die teilweise von bangen Wochen berichteten. Dabei ließ Israel im Gegenzug palästinensische Gefangene frei, eine mehrtägige Feuerpause wurde vereinbart. Knapp ein Dutzend der bislang freigekommenen Hamas-Geiseln soll über einen deutschen Pass verfügen, darunter sind auch Kinder. Allerdings verschwanden auch einige der Verschleppten. Andere wurden versehentlich von der israelischen Armee getötet. (mg)