Nur kurz wiederbelebt: Dorfwirtschaft der Wittmann-Brüder bleibt geschlossen
„Aufgsperrt is“ – dieses Projekt samt TV-Serie war eine viel beachtete Aktion gegen das Wirtshaussterben. Doch die Pacht für das Lokal in Obergeislbach zu hoch. Jetzt ist zugsperrt.
Lengdorf – Eine Dorfwirtschaft innerhalb von 30 Tagen wiedereröffnen – das war das große Projekt der Wittmann-Brüder im Juni. Dokumentiert wurde der Umbau einer früheren Gaststätte in Obergeislbach (Gemeinde Lengdorf) von einem TV-Team. Nun ist die Serie „Aufgsperrt is“ online. Zu sehen sind auch viele Bürger und Betriebe aus dem Landkreis. Zum Bedauern aller wird in den TV-Formaten aber auch bekanntgegeben, dass die umgebaute Wirtschaft nicht wiedereröffnet wird.
Weil die Wittmanns während des Umbaus erfuhren, dass das Obergeislbacher Gebäude nur noch als Wohnraum registriert ist, gab es nach der erfolgreichen 30-Tage-Sanierung nur eine Veranstaltung. Die Ursprungsidee war eigentlich, dass die Einheimischen das Gasthaus künftig als Dorfgemeinschaft oder möglicherweise als Verein übernehmen.
Wie am Ende der TV-Serie bekanntgegeben wird, sind diese Pläne allerdings vorerst begraben. Die Nutzungsänderung wurde letztlich nicht mehr beantragt, weil die Miete zu hoch sei, erklärt Thomas Wittmann im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Gespräche mit der Vermieterin sind gescheitert, ihre Mietforderungen sind einfach unrealistisch. Man muss ja auch noch schwarze Zahlen schreiben“, erklärt er.
Sogar für erfahrene Gastronomen sei die geforderte Miete zu hoch, meint Wittmann. Lieber lasse die nicht aus der Region stammende Eigentümerin das Gebäude nun leer stehen. Der Großteil der Wirtshaus-Ausstattung sei nach dem aufwendigen Umbau noch vor Ort.
„Natürlich ist das schade und deprimierend, wir haben ja schon viel Zeit reingesteckt und die Obergeislbacher hätte es sehr gefreut“, sagt Thomas Wittmann. Der offene Ausgang sei aber auch das Risiko ihres Projektes gewesen. „Außerdem wollten wir ja auch etwas auf das Wirtshaussterben hinweisen und die Bedeutung der Dorfwirtschaften wieder mehr ins Bewusstsein kriegen. Vielleicht haben wir zumindest dieses Ziel etwas erreicht.“
Die Webserie mit vier Folgen à 20 Minuten ist seit kurzem in der ARD-Mediathek zu sehen, ebenso die 45-minütige „Unter unserem Himmel“-Doku über das Wirtshaus-Projekt, die bereits ausgestrahlt wurde. Julian Wittmann (31) hat für beide Formate das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Gemeinsam mit seinen Brüdern Thomas (28) und Jonas (19) hat er sich mit dem Wirtshaussterben auf dem Land beschäftigt. Die drei neugierigen Männer mit dem Händchen für verrückte Ideen wollten hautnah erleben, wie schwierig es ist, ein Gasthaus zu eröffnen.
Zu sehen sind auch viele Einheimische. Mit unermüdlichem Fleiß und großer Freude über die Wiedereröffnung haben die Obergeislbacher auf der Baustelle unterstützt. In der Webserie wird auch der Moment gezeigt, als Julian Wittmann zum ersten Mal die Baustellen-Berichterstattung unserer Zeitung auf der lokalen Titelseite sieht.
Der 31-Jährige besuchte außerdem verschiedene Betriebe der Region, wie die Metzgerei Menzinger in Lengdorf und die Getränkeoase in Dorfen mit der dazugehörigen Brauerei Kellerbräu. Bei der Bäckerei Brotwuid in Lengdorf hört Wittmann, dass es „eine Katastrophe“ sei, neue Mitarbeiter zu finden.
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Dass sehr viele Aufgaben an den Inhabern hängen bleiben, wird auch beim Besuch im Gasthof Klement in Isen deutlich. „Wir teilen es uns gut auf, aber es ist schon wahnsinnig viel Arbeit“, sagt Wirtin Dana Klement. Ihr Mann Thomas erklärt, was sich Kunden von einem Gasthaus wünschen: „Dass sie gerne gesehen sind und sich daheim fühlen können.“