„Feldmühlen“ am Flughafen München auf dem Rollfeld: Grund ist Erkennung von potenziell großer Gefahr

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Gewitter stellen für Flughäfen eine große Gefahr dar. In München setzt der Airport nun auf modernste Technik, um Gefahren frühzeitiger zu erkennen.

München – Wer am Flughafen München abfliegt, passiert auf dem Weg zur Startbahn zahlreiche Rollwege. Dabei dürfte der ein oder andere Fluggast zuletzt einzelne metallstangenähnliche Gegenstände gesehen haben, die einsam an den Rollbahnen stehen. Was zunächst kaum auffällt, hat für Piloten, Crews, Passagiere und Bodenpersonal allerdings höchste Bedeutung.

Feldmühle am Flughafen München
Feldmühlen messen am Flughafen München die elektrischen Ladungen in der Atmosphäre. © Flughafen München

Flughafen München setzt Feldmühlen zur Erkennung von Gewittergefahren ein

„Aktuell sind drei sogenannte Feldmühlen am Flughafen München im Einsatz, die bei der Beurteilung von akuten Gewittergefahren technisch unterstützen“, teilt der Flughafen München auf Anfrage mit. Die drei Geräte stehen in der Nähe der jeweiligen Startbahnköpfe, wobei eine Feldmühle an der Süd- und zwei Feldmühlen an der Nordbahn installiert sind.

Was in Zeiten von modernster Technik und Wetter-Radaren in den unscheinbaren Pfosten steckt, erklärt ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens gegenüber dem Branchenportal Aerotelegraph. Feldmühlen beinhalten Sensoren, die das elektrische Feld der Atmosphäre messen und so dabei helfen, Gewitter und eine ab- sowie zunehmende Gewitterintensität „frühzeitiger zu erkennen und die Situation präziser einzuschätzen.

Feldmühle

Eine Feldmühle ist ein Gerät zur Messung von elektrostatischen Feldern. Im Inneren der Feldmühle dreht ein Motor ein geerdetes Flügelrad über zwei elektrisch voneinander getrennten Sektorflächen.  Die influenzierte Ladungsdichte in den beiden Sektorflächen schwankt nun zwischen Null und einer maximalen Flächenladungsdichte. So wird die elektrische Ladung der Atmosphäre berechnet.

Gewitter stellen große Gefahr für Flughäfen dar – teils muss sogar der Betrieb unterbrochen werden

Für Flughäfen können Gewitter durchaus zu einer großen Gefahr werden. Steht ein Gewitter beispielsweise unmittelbar über einem Flughafen, so wird in der Regel der Betrieb eingestellt. Würde das nicht passieren, könnten Menschen auf dem Vorfeld von einem Blitz getroffen werden, oder bereits bei einer Annäherung an ein Flugzeug von einem Spannungsüberschlag vom Flugzeugrumpf auf sich selbst überrascht werden, erklärt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DGUV. Grund dafür ist, dass die elektrische Ladung von Gewitterwolken auch Einflüsse auf metallische Gegenstände am Boden haben kann.

Feldmühle am Flughafen
Die Feldmühlen sind an den Startköpfen der Nord- und Südbahn installiert. © Flughafen München

Mitarbeiter am Flughafen München werden vor Gewittern gewarnt

Bei der Bewertung der Gewittergefahr richten sich Flughäfen zusätzlich noch nach räumlichen und zeitlichen Abständen. So werde bereits eine Vorwarnung ausgesprochen, wenn es in 20 Kilometer Entfernung zum Flughafen blitzt. Eine Warnung erfolge bei einer Entfernung von acht Kilometern zum Flughafen, erklärt Aerotelegraph. Dazu werden alle Mitarbeiter telefonisch oder per App gewarnt. In München werden zudem noch optische und akustische Warnsysteme eingesetzt.

Erst wenn das Gewitter bei stabiler Windrichtung wieder mehr als fünf Kilometer entfernt ist und nach meteorologischer Einschätzung kurzfristig keine neuen Gewitter zu erwarten sind, wird eine entsprechende Unwetterwarnung von der Verkehrsleitung wieder aufgehoben.

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Gewitter können auch an Flugzeugen für Schäden sorgen

Auch für Flugzeuge können Gewitter mitunter durchaus Folgen haben. Grundsätzlich können Flieger trotz eines Gewitters starten und landen, da sie sogenannte faradayscher Käfig sind und die Elektrizität somit an ihrem Rumpf entlang geleitet wird. Dennoch umfliegen Piloten auch Gewittergebiete, da dort auch Hagel entstehen kann. Ein solcher Hagelsturm demolierte im Juni einem Flugzeug der Austrian Airlines auf dem Weg nach Wien die Flugzeugnase und die Scheiben des Cockpits. (jr)

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