Maro-Pleite: Mieter bangen um Erspartes – Widersprüche hinsichtlich des Zeitplans
Unter dem Eindruck der Insolvenz hat Florian Streibl, Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag, das Mehrgenerationenhaus der Maro-Genossenschaft in Wolfratshausen besucht.
Wolfratshausen – Für Florian Streibl, Fraktionschef der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, ist das Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen „eine faszinierende Wohnform“. Doch über der Immobilie und ihren 24 Mietparteien hängt eine dunkle Wolke: Die Bauherrin, die Maro-Genossenschaft, ist insolvent (wir berichteten).

Einige Maro-Mieter haben ihr gesamtes Erspartes investiert
Am Montagmorgen besuchte Streibl das Mehrgenerationenhaus – und verbreitete Optimismus. Bürgermeister Klaus Heilinglechner kündigte für den Fall des sogenannten Heimfalls an, dass die Bewohner von der Kommune nicht im Stich gelassen würden.
Seit Bekanntwerden der Zahlungsunfähigkeit der Genossenschaft macht sich der Landtagsabgeordnete aus Oberammergau für die Rettung der Maro stark. Etwa 700 Mietern in Süddeutschland droht der Totalverlust ihrer Genossenschafts- und ihrer Wohnungspflichtanteile. In Wolfratshausen – je nach Größe der Wohnung – bis zu gut 40 000 Euro. Geld, das sich der eine oder andere Mieter über Jahrzehnte von Mund abgespart hat. „Einige von uns haben ihr gesamtes Erspartes investiert“, berichtete ein Hausbewohner.
Der Insolvenzverwalter möchte den Immobilienbestand vollständig erhalten
Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt verfolgt das Ziel, den Immobilienbestand der Genossenschaft vollständig zu erhalten. Bis Januar 2025, so Streibl, soll der Insolvenzplan stehen. Ende dieses Jahres müssen Zusagen in Höhe von vier, besser fünf Millionen Euro vorliegen. Nur so kann der Maro-Betrieb fortgeführt werden.
Laut Rathauschef Heilinglechner muss die „Maro 2.0“ auf jeden Fall „vorsichtiger“ aufgestellt werden. Es brauche „Schutzmechanismen“, ergänzte Streibl. Während Bauträger für jedes Projekt eine eigene Gesellschaft gründen, ist die Ohlstädter Genossenschaft ein Gesamtkonstrukt. Nachdem eine Bank ihre Zusage für die Anschlussfinanzierung für ein Bauprojekt im Landkreis Ebersberg zurückgezogen hatte, war es zu einer folgenschweren Kettenreaktion gekommen.
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Mieter sind enttäuscht – sie hatten sich auf die Genossenschaft verlassen
„Ich habe immer geglaubt, dass eine Genossenschaft etwas Sicheres ist“, sagte Mieter Manfred Freisinger. „Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt.“ Streibl indes ist nach wie vor von dem solidarischen Genossenschaftsgedanken überzeugt. Das Mehrgenerationenhaus, in dem jeweils ein Drittel Familien mit Kindern, Paaren um die 50 Jahre und Senioren leben, sei „ein Biotop der Liebenswürdigkeit“. Deswegen appelliere er an Kreditinstitute und private Investoren, der Maro weiterhin Vertrauen zu schenken. Von der Staatsregierung fordern Freie Wähler und CSU wie berichtet per Dringlichkeitsantrag ein klares Bekenntnis zur Genossenschaft. Das wäre „ein starkes Zeichen“, so der Oberammergauer – und eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme.
Gelingt die Rettung der Maro nicht, könnte das für die Stadt Wolfratshausen den sogenannten Heimfall bedeuten. Die Kommune hat das rund 1400 Quadratmeter große Grundstück der Bauherrin im Erbbaurecht überlassen. Im Heimfall müsste sie es inklusive Gebäude vom Insolvenzverwalter zum Verkehrswert zurückkaufen. Er glaube nicht, dass die Stadt die Liegenschaft anschließend an ein Immobilienunternehmen veräußern werde, sagte Rathauschef Heilinglechner. Vorbehaltlich der Entscheidung des Stadtrats trete im Heimfall die Städtische Wohnungsbaugesellschaft auf den Plan.
Landespolitiker Streibl warnt vor einem fatalen Signal
Im Herbst erwartet Streibl von der Staatsregierung einen Bericht, „was alles für die Rettung der Maro getan worden ist“. Für ihn seien sowohl das Mehrgenerationenhaus in der Loisachstadt wie auch die Demenz-WG, die die Genossenschaft in der Gemeinde Dietramszell errichtet hat, „zukunftsweisende Wohnformen“. Wenn diese „zerbrechen würden“, wäre das für die Menschen im Freistaat ein fatales Signal. (cce)
Zeitplan enger als gedacht?
Beim Zeitplan für die Rettung der insolventen Maro-Genossenschaft gibt es Widersprüche. Während Florian Streibl, Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag, und Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner davon ausgehen, dass die finanziellen Zusagen bis Ende des Jahres vorliegen müssen, berichten die Mieter von einem aktuellen Rundschreiben der Maro, in dem angekündigt würde, dass die Zusagen bis Ende August beim Insolvenzverwalter eingehen müssen. Bis Ende September sollen die Beträge dann auf ein Treuhandkonto überwiesen werden, erläuterten die Mieter Streibl bei dessen Besuch im Wolfratshauser Mehrgenerationenhaus. Reiche die Summe nicht aus, würde die Genossenschaft abgewickelt. Dann wäre es wahrscheinlich, dass der Insolvenzverwalter Immobilien veräußern muss, um die Rechnungen zu begleichen und die Kredite zu tilgen.
Für die Rettung benötigt werden mindestens vier Millionen Euro, besser wären fünf Millionen Euro. Etwa 700 Mietern in Süddeutschland droht der Verlust ihrer Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile. Einige haben ihre gesamten Ersparnisse investiert. Streibl versprach den Wolfratshausern, in Sachen Zeitplan noch einmal nachzuhaken.