Wenn Kinder die Eltern schlagen: Hier finden Betroffene Hilfe

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Gewalt in Familien gibt es in alle Richtungen. Der Leidensdruck ist groß. (Symbolbild) © DPA

Große Scham herrscht beim Thema Häusliche Gewalt. Gerade bei Fällen, in den Kinder ihre Eltern schlagen, ist deswegen die Dunkelziffer groß. Die Betroffenen leiden sehr. Das Jugendamt Erding und weitere Stellen helfen.

Erding – Klein – groß, jung – alt, männlich – weiblich: Für viele scheint die Rollenverteilung beim Thema Häusliche Gewalt klar zu sein. Doch es gibt auch Kinder, die ihre Eltern misshandeln.

Betroffene erleben hier einen großen Leidensdruck, suchen aber oft aus Scham und Angst vor weiterer Eskalation keine Hilfe. Der Runde Tisch Häusliche Gewalt unter der Leitung von Sabine Trettenbacher, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, hat nun dieses besonders schwierige Thema behandelt.

Die sogenannte Kind-gegen-Eltern-Gewalt umfasse nicht das normale „oppositionelle, trotzige, ruppige Verhalten junger Menschen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Es bedeute vielmehr, dass Kinder und Jugendliche „ihre Eltern über eine lange Zeit misshandeln“. Das könne verbal, psychisch, körperlich oder durch finanzielle Schädigungen geschehen.

„Das heißt, Eltern werden beschimpft, bedroht, beleidigt, gedemütigt, erpresst, ignoriert, geschlagen, getreten, geschubst, gekniffen, bestohlen. Sachen werden bewusst kaputt gemacht.“ Es gehe den jungen Menschen darum, Macht auszuüben.

„Ich war verzweifelt. Nichts half, um den Alltag mit meinem Sohn zu normalisieren. Meine Eltern und mein Bruder, die eh nicht alles mitbekommen haben, gaben mir gutgemeinte, leider nutzlose Ratschläge und warfen mir letztlich Erziehungsversagen in der Vergangenheit vor“, sagt eine junge Mutter. Sie suchte Hilfe beim Jugendamt Erding – und bekam sie auch.

Seit einem halben Jahr wird die Familie von einem Familiencoach unterstützt. „Jetzt läuft es wesentlich besser und ich sehe – trotz Rückschlägen – positiv in die Zukunft“, bilanziert die Betroffene. Ihre Erfahrung bekräftigt, was Fachleute raten: sich professionelle Hilfe zu holen. Doch diese gestalte sich oft als schwierig. Die Unterstützung der betroffenen Familien bedeute eine große Herausforderung.

„Die Dunkelziffer ist hoch“, hält das Landratsamt fest. Denn die Eltern würden mit starken Schamgefühlen kämpfen. In der Pressemitteilung des Landratsamtes wird appelliert, Hilfsangebote wahrzunehmen: „Eltern, die den Mut haben, sich zu öffnen, erhalten fachliche Unterstützung, was zu einer deutlichen Verbesserung der Situation führen wird.“

Betroffene könnten sich jederzeit an verschiedene Einrichtungen wenden. Alle arbeiten unter Schweigepflicht und versuchen gemeinsam mit Eltern und Kindern, eine Lösung zu finden.

Ansprechpartner

Erziehungs- und Familienberatung des Landkreises (erziehungsberatung@lra-ed.de, (0 81 22) 8 92 05 30, Jugendamt (jugendamt@lra-ed.de, (0 81 22) 58-12 14), Frauennotruf des Landkreises (frauennotruf@kverding.brk.de, (0 81 22) 5 53 779 1 ), Opferschutzorganisation Weißer Ring (erding@mail.weisser-ring.de; (01 51) 55 16 47 61)

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