„Nostalski“ in Krün, Bruchpiloten am „Barmseegletscher“

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Auf dem Absprung: Mit einem Satz geht‘s für Ski-Nostalgiker hinunter in die Barmsee-Arena. © Regina Berwein

80 Teilnehmer, bestes Winterwetter, begeisterte Zuschauer: Die Organisatoren der Neuauflage des Nostalski-Rennens in Krün können zufrieden sein.

Krün – Da staunen am Samstag die Verkehrsteilnehmer nicht schlecht: Drei Mannsbilder in Großvaters Klamotten strampeln auf uralten Drahteseln auf der Bundesstraße 11 Richtung Krün entlang. Auf den Uralt-Fahrrädern haben sie Holzbrettl von anno dazumal befestigt. Das kann nur eines bedeuten: „Nostalski“ am „Barmseegletscher“. So zumindest haben die zwei kultigen Kommentatoren Max Achatz und Martin Ceeh den Lifthang am Barmsee getauft, auf dem sich nun wieder Bruchpiloten verwegen in die Tiefe stürzen.

Und der „Gletscher“ macht seinem Ruf einmal mehr alle Ehre. Eisige Temperaturen, stahlblauer Himmel und eine fast weißlich kalte Wintersonne lassen die schneebehangenen Fichten rund um die Strecke glitzern, die Piste halten und die Zuschauermenge frieren. „Absolut perfekte Bedingungen“, schwärmt Hiasi Schmidt, der nimmermüde Vorsitzende der Krüner Junggesellen, die diesen wildromantischen Ritt über Schanze und Kamelbuckel bereits zum 16. Mal organisiert haben. Und da stehen sie dann, die knapp 80 Teilnehmer des beliebten nostalgischen Skirennens – auf Holzskiern und in Kleidung aus der Alpin-Pionierzeit und posieren für das Gruppenfoto, ehe es dann mit dem Bügellift Richtung Start geht.

Seit 2007 gibt es das Spektakel nun. Wie so oft hatte das Nostalski-Rennen seinen Ursprung am Stammtisch. Zählten die Veranstalter bei der Premiere 20 Starter, so hat sich diese Zahl inzwischen vervierfacht. Mittlerweile ist die Gaudi vom „Barmseegletscher“ weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und in Krün nicht mehr wegzudenken. Selbst das Bayerische Fernsehen schickt regelmäßig ein Kamerateam vorbei.

Immer einen Spruch auf den Lippen: die beiden kultigen Stadionsprecher Martin Ceeh (l.) und Max Achatz.
Immer einen Spruch auf den Lippen: die beiden kultigen Stadionsprecher Martin Ceeh (l.) und Max Achatz. © Hans Buchwieser

Für die seltsam gewandeten Sportler geht es in vier Gruppen um den Sieg oder besser gesagt ums Dabeisein – Damen und Herren mit und ohne Kante. Wichtige Teilnahmebedingung ist neben dem nostalgischen Gewand auch die Ausrüstung. Kunststoff an den Skiern ist in jeglicher Form verboten. „Die Bundhose ist noch vom Opa, und die ganze Ausrüstung hab’ ich aus unserer Bergwachthütte von der Wand genommen“, erzählt der „Hani-Maxl“ aus Maxkron, selbst aktiv bei der Bergwacht in Penzberg.

Dann wird’s ernst. Das illustre Feld wartet auf die Startfreigabe. Ein kleiner Plausch am Rande. „Und wo kommst Du dann her?“, fragt einer. „Aus New York City!“ antwortet der andere mit leicht amerikanischem Akzent. Mit Stöcken aus Holz, an denen riesige ledergebundene Teller als Schneefang befestigt sind, warten die Retro-Rennläufer auf ihren Einsatz. Nachdem man sich noch ein wenig Mut gemacht und zwecks innerer Wärme sich ein Schnapserl eingeflößt hat, geht’s an den Start.

„Drei, zwei, eins, auf geht’s!“ Schuss oder im Pflug stürzen oder schieben sich die Ski-Nostalgiker den Barmseehang hinunter – über die Kamelbuckel, zwei kleine Schanzen hintereinander, Richtung Steilkurve. Nach einem kleinen Zieher geht es in einer Acht an die Mittelstation. Dort erwartet den Abfahrer neuerdings Hochprozentiges. „Ganz feine Sachen haben wir hier!“, scherzt Hans Kriner vulgo „Wuif’n-Hansi“ und schenkt mit einem verschmitzten Lächeln einen Kräuterenzian ins Glas.

Einmal kurz Kopf in den Nacken, Gesicht verziehen, Stöcke nehmen und schiiiiiieben. Denn zur nächsten Station geht’s nur geradeaus im Doppelstock. Auf eine Drehscheibe wirft der Teilnehmer einen Schneeball und kann sich wertvolle Zeit, aber auch Strafsekunden erwerfen. Dann noch einmal den ganzen Mut zusammen nehmen, ehe es auf den Höhepunkt zu geht: die Schanze.

„Auweh!!! Nächstes Jahr kriegt der von uns eine Hose mit Leder am Hintern. So oft wie es den jetzt geschmissen hat“, bemerkt Stadionsprecher Max Achatz übers Mikro und lacht ein wenig schadenfroh. Zu jedem Teilnehmer wissen er und Martin Ceeh etwas beizusteuern – nicht immer unbedingt schmeichelhaftes. Doch lustig ist’s allemal. „Schau ihn Dir an! Eine Körperspannung wie ein Bindfaden“, heißt es oben von der Kommentatoren-Box. Die Menge lacht. Auch eine Art, die frostigen Temperaturen zu bekämpfen. Regina Berwein

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