So raffiniert beeinflusst McDonald’s seine Kunden an den SB-Kassen

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Die SB-Kassen in den Filialen des Fast-Food-Rieses McDonald’s ermöglichen nicht nur Personal zu sparen. Sie haben auch einen „manipulativen Nebeneffekt“, verrät ein Experte.

„McDonald’s ist ein Meister des psychologischen Marketings: Von der Farbpsychologie bis zur Verknappungstaktik ist jedes Detail darauf ausgelegt, den Fast-Food-Umsatz anzukurbeln und das Verbraucherverhalten zu beeinflussen“, schreibt Adam Burge. Auf seinem Instagram-Kanal @corporatesurprise spricht er über die Marketing-Tricks der erfolgreichen Fast-Food-Marke.

„Diese psychologischen Taktiken zu kennen, lässt uns bewusstere Entscheidungen treffen“, sagt Burge BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media. Er ist Unternehmer und berät andere bei ihren Verkaufsstrategien. Auf Social-Media-Plattformen klärt er über psychologische Tricks auf, die Unternehmen wie Ikea und Co. nutzen, um uns unbewusst zu manipulieren. „Ich wollte schon immer verstehen, wie man Menschen gezielt in bestimmte Entscheidungen lenken kann.“

Mahlzeit bei McDonald s: Chicken Nuggets und Pommes
McDonald’s beeinflusst uns unter anderem mit der Farbwahl (rot/gelb) unbewusst, sagt ein Verkaufsexperte. (Symbolbild) © IMAGO/W2Art

Er erzählt von einem Experiment in Großbritannien, bei dem Menschen auf einer Taxifahrt bestimmte Werbebotschaften auf Plakaten gesehen hätten. Nach ein paar Tagen sollten sie eine eigene Marketingkampagne entwickeln. „Ohne es zu merken, haben sie die Botschaften aus der Umgebung übernommen. Das zeigt, wie stark unser Unterbewusstsein beeinflusst wird.“

Wie McDonald’s uns mit seinen „Köder-Preisen“ beeinflusst

Laut Burge nutzt McDonald’s in seinen Filialen, in Verpackungen und im Logo die Farben rot und gelb, um Kunden und Kundinnen zu manipulieren. „Sie steigern nachweislich das Hungergefühl und die Kaufbereitschaft“, sagt er BuzzFeed News Deutschland. Da zeige sich auch an anderen Fast-Food-Ketten wie KFC oder In und Out Burger.

Außerdem habe McDonald’s sogenannte „Köder-Preise“ perfektioniert. Die drei Portionsgrößen bei den Getränken fielen in diese Kategorie. Wenn die kleine Cola 2,69 Euro, eine mittlere 3,59 Euro und eine große 4,09 Euro koste, würden viele denken: „Für 50 Cent mehr nehme ich die große.“ Der Verkaufsexperte weiß, warum: „Das mittlere Produkt ist nur ein Lockvogel, um das große attraktiver zu machen. Dieses Prinzip nutzen auch Starbucks und andere Unternehmen.“

Das Happy Meal bei McDonald’s sei so gestaltet, dass es Kinder „ihr Leben lang prägt und positive Erinnerungen mit der Marke schafft“, sagt Burge BuzzFeed News Deutschland. Sie kämen als Erwachsene unbewusst „aufgrund dieser Nostalgie“ immer noch zum Essen zu McDonalds. Aktionen wie den McRib oder den McRösti für wenige Wochen spielten mit dem psychologischen Phänomen der „künstlichen Verknappung“, das auch H&M nutze. Außerdem nutze der Fast-Food-Riese den „mere exposure effect“ (deutsch: „Effekt der bloßen Wahrnehmung“): Wenn viele Dinge möglichst „gleich“ bleiben, bauen Kunden über Jahre und Jahrzehnte eine fast schon familiäre Beziehung zur Marke auf.

„Clever “: SB-Kassen bei McDonald’s tracken Kunden – ohne, dass sie es bemerken

Dass die Fast-Food-Kette seit einigen Jahren auf SB-Kassen setze, habe nicht nur den Zweck, Personal zu sparen, sondern den „manipulativen Nebeneffekt, dass Kunden mehr kaufen“, sagt Burge BuzzFeed News Deutschland. „Die Selbstbedienungskioske bei McDonald’s sind ein cleverer Schritt.“ Studien würden zeigen, dass Kunden und Kundinnen dort etwa 30 Prozent mehr bestellen würden. „Das Schamgefühl ist einfach niedriger, weil man niemandem gegenübersteht und sich nicht rechtfertigen muss, wenn man einen Burger mehr nimmt.“

Themenbild Fastfood McDonalds Happy Meal
McDonald’s prägt Kinder mit dem Happy Meal ein Leben lang, sagt ein Verkaufsexperte. (Symbolbild) © Eibner/IMAGO

Außerdem platziere McDonald’s die profitabelsten Produkte oben links auf dem Bildschirm der SB-Kassen oder mittig auf Augenhöhe – genau dort, wo unser Blick zuerst hinfalle. „Diese Platzierung ist kein Zufall, sondern basiert auf Studien zur Blickführung“, sagt Burge. Laut ihm seien in den meisten SB-Kassen Kameras eingebaut, die die Augen der Kunden tracken – ohne, dass diese das bemerken würden. Stimmt das? Wir fragen nach. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (19. August) haben wir von McDonald’s keine Antwort auf unsere Fragen erhalten.

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