Von Impfpflicht bis Ukraine-Krieg: Bundestagskandidaten stellen sich unbequemen Fragen

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Die Bundestagswahl 2025 rückt immer näher. Bei einer Podiumsdiskussion stellten sich die Kandidaten den Fragen junger Menschen.

Bad Tölz – Politik hängt von den Menschen ab, die sie gestalten. Und manchmal gibt es dabei parteiübergreifend unerwartete Parallelen. Bei der Unterstützung für die Ukraine etwa waren sich Grüne und Bayernpartei einig. ÖDP und FDP zeigten sich nicht nur beim Thema Bürokratieabbau harmonisch. All das geschah am Freitag im Rahmen einer Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl. Dabei stellten sich die zehn Direktkandidaten für den Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach den Fragen von Jugendlichen.

Digitalisierung, Frieden, Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit: Kandidaten bringen einige Themen ein

Die Politiker sprachen auf einer Bühne vor zwei Schulklassen der FOS Bad Tölz sowie zahlreichen Zuschauern im Livestream bei Youtube. Neben den Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU) und Karl Bär (Grüne) waren Tim Sachs (FDP), Ingo Hahn (AfD), Felix Leipold (Freie Wähler), Marinus Thurnhuber (Bayernpartei), Erich Utz (Linke), Manuel Tessun (ÖDP) und Gerald Nowitzky (Volt) gekommen. SPD-Kandidat Raffael Joos war wegen Krankheit entschuldigt, ihn vertrat die Miesbacher Kreisrätin Christine Negele.

Die Qual der Wahl: Die Kandidaten zur Bundestagswahl stellten sich den Fragen. Das Bild zeigt (unten, v. li.) Christine Negele (SPD, Vertretung für Raffael Joos, Gerald Nowitzky (Volt), Manuel Tessun (ÖDP), Tim Sachs (FDP), Erich Utz (Linke), Moderator Paul Kruse), Felix Leipold (Freie Wähler), (oben, v. li.) Ingo Hahn (AfD), Moderatorin Verena Peck, Karl Bär (Grüne), Alexander Radwan (CSU) und Marinus Thurnhuber (Bayernpartei).
Die Qual der Wahl: Auf dem Podium diskutierten (vorne, v. li.) Christine Negele (SPD, Vertretung für Raffael Joos), Gerald Nowitzky (Volt), Manuel Tessun (ÖDP), Tim Sachs (FDP), Erich Utz (Linke), Moderator Paul Kruse und Felix Leipold (Freie Wähler) sowie (hinten, v. li.) Ingo Hahn (AfD), Moderatorin Verena Peck, Karl Bär (Grüne), Alexander Radwan (CSU) und Marinus Thurnhuber (Bayernpartei). © Arndt Pröhl

Schon bei der Vorstellung der Kandidaten kam eine ganze Bandbreite an Themen zur Sprache. Mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Frieden, Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit umrissen die Kandidaten ihr Profil und das ihrer Parteien. Dass es bei den Einzelvorträgen und der Debatte nicht ausartete, war der strengen zeitlichen Begrenzung geschuldet, auf die das Team um die Moderatoren Verena Peck und den Geretsrieder Jugendrat Paul Kruse großen Wert legte. Mit der Stoppuhr kamen die Kandidaten mal besser, mal schlechter zurecht.

Bayerischer Jugendring fordert, Wahlalter auf 14 Jahre herabzusetzen

Die Interessen der Jugend trug zuvor noch Philipp Seitz, Präsident des Bayerischen Jugendrings, vor. Er forderte, das Wahlalter auf Bundes- und Landesebene auf 14 Jahre herabzusetzen. „Junge Menschen müssen gehört werden“, sagte Seitz. „Sie wollen Verantwortung übernehmen.“ Er plädierte außerdem dafür, die CO₂-Steuer zu erhöhen, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern.

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Um Jugend-Themen ging es in der anschließenden Debatte allerdings nur zum Teil. Die Politiker wurden zum Beispiel gefragt, was sie im Trump-Stil sofort einführen würden, könnten sie nach der Wahl ohne Hürden regieren. Negele richtete im Namen von SPD-Mann Joos aus, er würde eine Reichensteuer einführen. „Es geht ungerecht zu in der Welt“, stimmte Linken-Kandidat Erich Utz zu, ehe die Stoppuhr ihn abrupt unterbrach. ÖPD-Kandidat Tessun und sein FDP-Pendant Sachs waren sich einig, den Staatsapparat zu verschlanken. „Unsere Ziele sind gar nicht so weit auseinander, nur der Weg dorthin ist es“, sagte Sachs und grinste. Tessun stimmte ihm per Kopfnicken zu.

Schülerin liefert sich Schlagabtausch mit AfD-Kandidat

Auf die Frage nach den größten Sorgen der Politiker, kam das Thema Krieg zur Sprache. Marinus Thurnhuber von der Bayernpartei forderte eine verlässliche Unterstützung für die Ukraine. „Die Ukrainer halten für uns den Kopf hin, damit der Russe nicht zu uns rüberkommt“, sagte er. Zustimmung gab es dafür von Karl Bär (Grüne). Alexander Radwan (CSU) hingegen sorgte sich vor einer „Polarisierung in der Gesellschaft“.

Politisch interessiert: Die Schulklassen der FOS Bad Tölz und die Zuschauer im Livestream fühlten den Kandidaten auf den Zahn.
Politisch interessiert: Die Schulklassen der FOS Bad Tölz und die Zuschauer im Stream stellten viele Fragen. © Arndt Pröhl

Anschließend durften die anwesenden Schüler und die Zuschauer im Stream ihre Fragen stellen. Es kam zu einem Schlagabtausch zwischen AfD-Kandidat Ingo Hahn und einer Schülerin über den menschengemachten Klimawandel. „Die Welt geht nicht unter“, sagte Hahn. Das sei lediglich Angstmache der Medien. Ein anderer Schüler sprang Hahn zur Seite und kritisierte Grünen-Abgeordneten Bär für dessen Unterschrift unter einem Antrag zum Verbot der AfD.

Volt-Kandidat Gerald Nowitzky warb trotz der geringen Chance auf den Einzug in den Bundestag um Stimmen. „Wer kleine Parteien wählt, wählt damit andere ab“, erklärte er.

Geteilte Meinungen zur Impfpflicht: „Ich würde nicht mehr zustimmen“

Spannend wurde es am Ende nochmal bei einer Wortmeldung eines Zuschauers im Internet. Karl Bär und Alexander Radwan wurden gefragt, ob sie der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht im Bundestag aus heutiger Sicht nochmal zustimmen würden. Während Bär seine Zustimmung bekräftigte, verwies Radwan auf das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Einzelnen: „Ich würde nicht mehr zustimmen.“

Moderatorin Verena Peck brachte abschließend ihre Hoffnung zum Ausdruck, „dass es keine strategische Wahl wird. Jeder soll das wählen, wonach ihm oder ihr ist.“

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