Pflegeheim: Solardach ist fertig – aber der Strom darf nicht selbst genutzt werden
Das Solardach auf dem künftigen Pflegeheim ist fertig. Die Anlage hat eine Leistung von 420 Kilowatt/peak und kostet rund 1,5 Millionen Euro.
Lenggries – Mittlerweile kann man schon gut erkennen, wie das neue Pflegeheim einmal aussehen wird. Das Außengerüst ist entfernt, die Fassade fertig – zumindest fast. An den Stirnseiten fehlt noch die vorgelagerte Holzverkleidung. Auf einer Seite prangt bereits das rot-weiße Caritas-Logo. Der Wohlfahrtsverband wird das Heim später betreiben. Etwas ganz Besonderes ist ein ganzes Stück weiter oben zu finden: Das neue Solardach ist seit etwa zwei Wochen fertig.
Klassische Auf-Dach-Anlage hätte deutlich geringere Leistung
Das Außergewöhnliche: Es ist keine klassische Auf-Dach-Anlage, vielmehr besteht die komplette Dacheindeckung aus Solarmodulen. „Bei einer klassischen PV-Anlage hätten wir eine Leistung von 178 Kilowatt/peak gehabt“, erklärt Bürgermeister Stefan Klaffenbacher. Einmal hätte man mehr Abstände lassen müssen, zum anderen wäre eine Anlage auf dem relativ flach geneigten Dach des Mittelbaus gar nicht sinnvoll gewesen. Bei den jetzt verwendeten Platten handle es sich um Schwachlichtmodule. „Die Leistung liegt bei 420 Kilowatt/peak“, sagt Klaffenbacher. Zum Vergleich: Normale Anlagen auf Einfamilienhäusern haben zwischen 4 und 10 Kilowatt/peak. Rund 1,5 Millionen Euro wird die Gemeinde am Ende in das Dach investiert haben.
Fertigstellung des Dachs verzögerte sich
Die Module gehören der neuesten Generation an. „Sie haben noch einmal zehn Prozent mehr Leistung als der Vorgänger“, sagt der Bürgermeister. Gewählt wurde zudem die höchste Hagel-Widerstandsklasse 5. Die Platten halten auch Hagelkörnern mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern bis zu einer gewissen Geschwindigkeit Stand. Da die Module anders als normale Dacheindeckungen nicht überlappend sind, sorgt die Unterkonstruktion dafür, dass auch an den Übergängen kein Regenwasser ins Gebäude eindringen kann. Die Verkabelung war aufwendig: Insgesamt 12 Kilometer Stringkabel sind verlegt worden.
Die Fertigstellung des Dachs hat sich allerdings ein Stück verzögert. Erst gab es Lieferschwierigkeiten, dann lagen die Platten, die aus der Schweiz kommen, in Leipzig beim Zoll. Jetzt aber ist alles fertig. Als Nächstes werden die über 25 Wechselrichter installiert. Sie finden im Müllhäuschen Platz, das gerade neben dem Pflegeheim entsteht.
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Strom muss komplett eingespeist werden
Tatsächlich speist die Gemeinde den gesamten erzeugten Strom ins Netz ein, obwohl sie ihn gerne selber in den gemeindlichen Liegenschaften wie Rathaus, Tourist-Info oder auch Schwimmbad verbraucht hätte. Aber das ist rechtlich nicht möglich. Der Strom muss auf dem Flurstück verbraucht werden, auf dem er erzeugt wird. Sprich: im Pflegeheim und vielleicht noch im Haus der Senioren genau daneben. Mit der Caritas ginge das über ein Mieter-Strommodell. „Wir haben das auch schon mal durchgesprochen“, sagt Klaffenbacher. Allerdings kaufe die Caritas für all ihre Liegenschaften natürlich Strom in einer erheblichen Größenordnung ein. „Sie zahlt nicht viel mehr dafür, als wir fürs Einspeisen ins Netz bekommen würden“, sagt Klaffenbacher. Daher sei man von dieser Lösung auch wieder abgekommen. Etwa 7 Cent bekommt die Gemeinde pro eingespeister Kilowattstunden. „Es trägt sich, ist aber nicht so lukrativ. Am besten wäre der Eigenverbrauch. Und ich denke, da wird sich gesetzlich in den kommenden Jahren einiges ändern müssen.“
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Auf der Großbaustelle geht es gut voran: Einzug im Sommer
Auch ansonsten geht es auf der Baustelle gut voran. Der Trockenbauer schließt gerade die Wände, der Fliesenleger steht schon in den Startlöchern. Bei Heizung, Sanitär und Elektrik stehen demnächst die Feininstallation auf dem Programm. Ein bisschen zäher lief es beim Estrich. „Aber wir liegen nach wie vor im Rahmen – zeitlich und finanziell“, sagt Klaffenbacher. Gut 21,4 Millionen Euro wird die Gemeinde investieren. Weitere 2,5 Millionen steckt die Caritas in die Ausstattung. Im Sommer 2025 sollen die 90 Plätze bezugsfertig sein. Schon jetzt kann man bei der Caritas anfragen, wenn man sich für einen Platz interessiert. „Und melden dürfen sich natürlich auch gerne interessierte Arbeitskräfte“, sagt Klaffenbacher.