Viel Glaube, wenig Schau: Alle Leonhardi-Termine im Tölzer Land
Nicht nur bei den großen Leonhardifahrten in Bad Tölz und Benediktbeuern bitten Gläubige um den Segen für Mensch und Tier. Ein Überblick über die Termine der Leonhardi-Saison im Tölzer Land.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Traditionsreiche und festliche Ereignisse vor tausenden Zuschauern sind die beiden großen Leonhardifahrten am Sonntag, 3. November, in Benediktbeuern und am Mittwoch, 6. November, in Bad Tölz. Daneben wird im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aber auch in anderen Orten dem heiligen Leonhard als Schutzpatron des Viehs und insbesondere der Pferde gehuldigt. So stehen Leonhardiritte in Wackersberg, Lenggries, Oberbuchen und in der Jachenau an. In Dietramszell dagegen findet ein Leonhardiritt bereits im Juli statt. Ein Überblick:
Den Auftakt zur Leonhardi-Saison im Tölzer Land macht am Sonntag, 27. Oktober, Wackersberg. Termin ist hier traditionell der erste Sonntag nach Kirchweih. Los geht es um 14 Uhr mit einer Andacht in der Pestkapelle im Ortsteil Lehen. Viele Gläubige versammeln sich derweil bereits im Bereich um die Kapelle. Zu den Klängen der örtlichen Musikkapelle setzen sich die Reiter in Bewegung. Sie drehen drei Runden den Hügel hinauf zum dortigen Kreuz. Der erste Reiter trage dabei ein hölzernes Kreuz in den Händen, erläutert Pfarrer Leo Sobik. „Pferden und Reitern spende ich dreimal den Segen“, so der Geistliche weiter, „zweimal mit dem Kreuz und einmal mit Weihwasser.“ Die Teilnehmerzahl liegt laut Sobik bei etwa 65 bis 70. Auch Reiterinnen von den Reiterhöfen im Gemeindegebiet seien dabei.
„Die Frömmigkeit, die Freude der Menschen, die Musik: Es ist einfach schön“, beschreibt Sobik den Charakter der Veranstaltung. Nicht nur Einheimische, sondern auch Besucher von außerhalb kommen ihm zufolge zu dem Festtag. „Ich bekomme sogar Anrufe aus München und werde gefragt, ob der Leonhardiritt heuer wieder stattfindet“, berichtet der Pfarrer. Dennoch sei Leonhardi in Wackersberg „keine Schau, sondern ein religiöses Fest“.
„Sehr ursprünglich und nicht touristisch nach außen getragen“: So wird nach Worten von Pastoralreferent Christoph Freundl auch in Lenggries der Leonhardiritt begangen. Termin dafür ist heuer am Sonntag, 10. November. Die Teilnehmerzahl liege für gewöhnlich zwischen 50 und 100. „Es sind sehr viele Reiter dabei, es geht vom kleinen Pony bis zum großen Ross“, so Freundl. Wägen wie in Bad Tölz sind in Lenggries in der Regel nicht dabei. Es gibt nur eine einzige Kutsche, in der die Geistlichkeit und die Ministranten sitzen. Aufstellung zum Leonhardiritt ist um 8.30 Uhr an der Pfarrkirche. Vom Kirchplatz geht es über Hohenburg zur Dionyskapelle, wo Mensch und Tier den Segen erhalten, und zurück zur Kirche. Hier wird anschließend, um 10 Uhr, der Sonntagsgottesdienst gefeiert.
Zweimal nahm Leonhardi in Lenggries zuletzt allerdings größere Dimensionen an. 2008 gab es dort erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg eine Leonhardifahrt mit mehreren festlich geschmückten Wägen. Anlass war damals die Gemeindemission, die zu jener Jahreszeit gerade in Lenggries stattfand. 2018 wurde Leonhardi erneut als großer Festtag begangen. In Truhenwägen nahmen unter anderem Antlaßschützen, die Musikkapelle sowie Schalkfrauen und Miedermadln Platz. Im Innenhof von Schloss Hohenburg wurde eine Freiluft-Messe zelebriert. Hält man sich an den Zehn-Jahres-Rhythmus, könnte es also 2028 wieder soweit sein.
Beim Leonhardiritt in Oberbuchen waren laut Pfarrgemeinderätin Angelika Schmidt zuletzt 103 Rösser mit dabei. Je nach Wetterlage rechnet Mesner Johann März heuer damit, dass es um die 150 sein könnten. „In der Vergangenheit waren es auch schon bis zu 250“, sagt er. Politisch gehört Oberbuchen zur Gemeinde Bad Heilbrunn, kirchlich aber zum Pfarrverband Königsdorf-Beuerberg. Der Festtag am Sonntag, 10. November, beginnt hier mit einem Gottesdienst um 13 Uhr und wird über Lautsprecher nach draußen übertragen. Danach umrunden Reiter und Tiere die Kirche dreimal. Als besonders schön und volksnah empfanden es Angelika Schmidt und Johann März, dass Pfarrer Bernhard Hägls㈠perger vergangenes Jahr bei der ersten Runde selbst mitritt. Umrahmt wird der Leonhardiritt von der Musikkapelle Königsdorf. „Wir haben sogar ein eigenes Oberbuchener Leonhardilied“, sagt der Mesner. Das habe früher der Kirchenchor gesungen. In Oberbuchen sei der Leonhardiritt jedenfalls ein großer Feiertag und Höhepunkt im Jahreslauf.
Im Pfarrverband Königsdorf-Beuerberg gibt es noch einen weiteren Leonhardiritt. In Herrnhausen (Gemeinde Eurasburg) findet am Samstag, 9. November, zunächst um 10 Uhr ein Gottesdienst im Freien statt – allerdings nur bei gutem Wetter. Bei schlechtem Wetter entfällt laut Pfarrbüro der Gottesdienst, und es findet nur eine Segnung von Pferden und Reitern statt. Dazu spielt die Musikkapelle Beuerberg.
Auch in der Jachenau hat eine Pferdesegnung zu Leonhardi Tradition. Nach dem Gottesdienst am Sonntag, 10. November, werden nach Auskunft von Pfarrer Gracious Naralakkattukunnel ungefähr zehn bis zwölf Reiter auf ihren Pferden dreimal die kleine Kapelle bei der Kirche umrunden.
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Leonhardifahrten und -ritte gibt es nicht nur in der Zeit rund um den Gedenktag des heiligen Leonhard von Limoges am 6. November. In Dietramszell hat Lehards eine besonders lange Tradition. Dass die Wallfahrt dort immer am dritten Samstag im Juli begangen wird, hängt mit dem Kirchweihfest der Kirche St. Leonhard zusammen. Zu dem Festtag gehören Bittgänge, Gottesdienst, Umritt, Jahrmarkt und Festzelt. Heuer beteiligten sich 38 Gespanne, die Zuschauerzahl wurde auf 2000 geschätzt. (ast)