Herbaria: Das Aushängeschild sagt Servus
Ein Vorzeigebetrieb verlässt Fischbachau. Der Bio-Kräuterhersteller Herbaria verlegt seinen Firmensitz zum Jahresende nach Bruckmühl.
Der Landkreis möchte als Öko-Modellregion punkten, Fischbachau wirbt als „Kräuter- und Hollertal“ für sich. Beides ist ziemlich eng verbunden mit dem Bio-Kräuterhersteller Herbaria, der seit Jahrzehnten im Fischbachauer Ortsteil Hammer seinen Firmensitz hat. Das aber wird sich schon bald ändern. Wie Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) am Mittwoch bei der Bürgerversammlung sagte, verlässt die Firma zum Jahresende seinen aktuellen Standort und zieht nach Bruckmühl. Dort ist die Salus-Gruppe ansässig, zu der Herbaria gehört.
Zukunft des Firmengeländes ungewiss
Deingrubers kurze Einlassung resultierte aus einer schriftlichen Anfrage, bei der es um die Zukunft des da schon als „ehemaliges Herbaria-Gelände“ bezeichneten Areals ging. Über diese Zukunft konnte auch Deingruber nichts sagen. Es handle sich um ein privates Grundstück, auf das die Gemeinde keinen Zugriff habe. Während sich die Neuigkeit in Fischbachau wohl schon herumgesprochen hat, ist sie darüber hinaus kaum bekannt.
Verhandlungen zum Mietverhältnis offenbar geplatzt
Die Eigentumsverhältnisse waren es wohl auch, die zum jetzt anstehenden Umzug führten. „Die Verhandlungen mit dem Eigentümer haben offenbar nicht gepasst“, sagte Deingruber bei der Versammlung. Das Unternehmen ist nur zur Miete an der Hagnbergstraße. In aller Regel geht es ums Geld, wenn ein Unternehmen einen solchen Schritt geht, der ja auch Aufwand bedeutet. Herbaria selbst wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht weiter äußern – „zum aktuellen Zeitpunkt“. Gegebenenfalls werde man später informieren.
Umzug zur Salus-Gruppe nach Bruckmühl
Immerhin ist klar, wohin der Weg der Firma führt: nach Bruckmühl zur Salus-Gruppe, zu der Herbaria ohnehin gehört. Im Nachbarlandkreis hätten sie eigene Grundstücke, sagte Deingruber. Seit 1968 ist Salus in Bruckmühl ansässig. In den 1980er Jahren übernahm Firmenchef Otto Greither Herbaria, gegründet 1919 als Tee- und Heilmittelfirma in Philippsburg (Baden-Württemberg), und holte das Unternehmen nach Bayern. 1991 kam mit Schoenenberger (Pflanzensäfte) ein Schwergewicht hinzu, womit die Salus-Gruppe zum Marktführer in der Reformhausbranche aufstieg.
Schon Sixtus verließ den Landkreis - und ist jetzt in schwedischer Hand
Randaspekt: Es ist mehr oder minder die zweite prominente Abwanderung aus Fischbachau in den Nachbarlandkreis. Bekanntlich hatte der Pflegemittelhersteller Sixtus nach dem verlorenen Bürgerentscheid in Schliersee einen Firmensitz in Fischbachau geplant. Die Pläne fielen üppig aus, stießen auf Widerstand und scheiterten. Dies läutete gewissermaßen den Niedergang des Unternehmens ein. Dem Umzug nach Bad Aibling 2019 und dem Versuch der Neuausrichtung des Sortiments folgte zwei Jahre später der Verkauf durch Inhaber Philipp Lahm an den Kosmetikhersteller Neubourg Skin Care, der inzwischen Teil der schwedischen Avia Pharma ist. Ein solcher Weg ist von Herbaria sicher nicht zu erwarten.
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Bürgermeister: „Waren in keinster Weise involviert“
Für die Ansiedlung in Fischbachau hatte sich der damalige Bürgermeister Josef Lechner intensiv eingesetzt; sich in ähnlicher Weise jetzt für Herbaria einzusetzen, blieb Amtsinhaber Deingruber verwehrt. „Wenn wir gefragt worden wären, hätten wir es gemacht, aber wir waren in keiner Weise involviert.“ Als die Info im Rathaus aufschlug, sei das Kind gewissermaßen schon in den Brunnen gefallen gewesen. Natürlich bedauert auch der Bürgermeister den Verlust des Unternehmens, das sehr gut zur Gemeinde gepasst hätte. Immerhin soll der Direktverkauf der Produkte erhalten bleiben – in der Drogerie Kloo.

Weiter mit Herbaria kooperieren möchte auch Stefanie Stiller, Öko-Modellregions-Managerin bei der Regionalentwicklung Oberland. „Die Zusammenarbeit wird sicher nicht komplett wegfallen.“ Auch Stiller spricht von einem „Vorzeigebetrieb“, dessen Verlust sehr schade sei. Im Gespräch mit der Geschäftsführung habe sie auch auf der anderen Seite starkes Bedauern erkannt.
Der Verlust der Marke Herbaria für das Kräuter- und Hollertal wiegt gewiss schwerer als der der Arbeitsplätze – rund 30 sind es laut Firmen-Homepage – und Gewerbesteuer. Was mit dem Firmen-Gelände an der Hagnbergstraße passiert, ist laut Deingruber ungewiss.