Die Ungewissheit schmeckt ziemlich fruchtig
Die Sild-Destillerie hat die erste Edition „Lost Cave“ aus der Höhle am Freudenberg in Schliersee geholt. Wie er schmecken würde, war zunächst unklar.
Wenn sich Whisky-Hersteller „Höhlenforscher“ nennen, mag das dem Marketing geschuldet sein und als Koketterie daherkommen. Mit ihrer Höhlen-Edition haben die Destillateure von Sild aber durchaus einen Aspekt des Forschens gestreift – nämlich den der Unwägbarkeit. Als Anton Stetter und seine Mitstreiter vor drei Jahren die ersten Fässer ihres Whiskys am Freudenberg am Nordufer des Schliersees einlagerten, wussten sie mitnichten, wie das Ergebnis schmecken würde. Mit Bedingungen wie der Luftfeuchtigkeit von 94 Prozent und einer Durchschnittstemperatur von acht Grad hatte noch kein Hersteller Erfahrungen gesammelt. Nun liegt das Ergebnis vor. „Extrem fruchtig“ sei die „Lost Cave“-Edition geraten, mit einer mineralischen Note im Nachklang, wie Thomas Weinberger von der Haushamer Destillerie Lantenhammer sagt. „Wir sind sehr zufrieden.“ Die Haushamer vertreiben den in Schliersee gereiften Whisky auch, und in Hausham wurde der Tropfen auch destilliert.
Lantenhammer- jetzt auch Sild-Mehrheitseigentümer
Mit Sild (der alte Name von Sylt) verbindet Lantenhammer eine längere Geschäftsbeziehung. Die Kooperation lief zunächst über die Schlierseer Slyrs-Destillerie, als Stetter dort noch das Sagen hatte, seit der Entflechtung dieses Unternehmens von Lantenhammer laufen die Fäden für Sild in Hausham zusammen, und aus dem Kreis deren Gesellschafter rekrutieren sich inzwischen auch die Mehrheitsgesellschafter von Sild. Der Mitarbeiterstamm auf Sylt bleibt aber ebenso bestehen wie das Schiff und der Bunker auf der Insel. Hier reifen andere Sild-Editionen. Wer sich zurückgezogen hat, ist der vormalige Miteigentümer und Geschäftsführer Alexander Sievers. Im hohen Norden führt nun Lars Schnittgard die Geschäfte, in Hausham ist dies wie schon seit Jahren Stetter.
Edler Tropfen aus der Tropfsteinhöhle
710 Flaschen der „Lost Cave“-Edition haben er und Master Destiller Tobias Meier abgefüllt. Wer eine haben möchte, muss sich zumindest beim Bestellen über den Lantenhammer-Webshop beeilen. Da ist nur noch eine mittlere zweistellige Zahl verfügbar. Der Rest ging an den Fachhandel, an Mitarbeiter oder wechselte zuletzt beim Hoffest den Besitzer. Bei diesem ersten Jahrgang wurde noch Sylter Gerste verwendet, später kam der Rohstoff aus dem Chiemgau. Der „Lost Cave“ werde nun jedes Jahr abgefüllt, so Weinberger, die Fässer in der Höhle entsprechend ersetzt. Wie üblich streben die Hersteller ältere Jahrgänge an. Die Tropfen reifen übrigens in früheren Rumfässern. Apropos Tropfen: Solche fallen in der Höhle tatsächlich von der Decke, und das Wasser sammelt sich am Boden. Weil Fässer kein hermetisch abgeriegeltes System bilden, sondern Whisky zum Beispiel auch verdunstet (“Angels Share“), war unklar, wie sich das Raumklima auf den Geschmack auswirkt.
Höhle zwar natürlich, aber von Menschenhand erweitert
Die Höhle selbst war vor drei Jahren bei Baumpflegearbeiten wiederentdeckt worden. Wobei sie nicht gänzlich unbekannt war. Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer etwa berichtete beim Einlagern der Fässer, dass er sich schon vor 50 Jahren mit ein Freunden ein paar Meter hineingewagt hatte. Vom Ausmaß – 50 Meter lang und bis zu sieben Meter hoch – hatte aber auch er nichts gewusst. Die Höhle selbst ist natürlichen Ursprungs, aber sie muss von Menschenhand ausgehauen und vergrößert worden sein, hat ein Geologe herausgefunden. Sie befindet sich auf dem Grund der Food & More GmbH, eine Tochtergesellschaft der Hypovereinsbank, die das Gästehaus am Nordufer des Schliersees bewirtschaftet. Für die Öffentlichkeit ist das Gelände nicht zugänglich. Von Zeit zu Zeit schaut Weinberger zufolge jemand von Lantenhammer/Sild in der Höhle vorbei und sieht nach dem Rechten – gern auch mal in Begleitung guter Kunden.
Hoffest: 4500 Euro
für den Förderverein
Über den Erfolg des neunten Winterlichen Hoffests der Destillerie Lantenhammer kann sich vor allem einer freuen: der Förderverein Warmbad Miesbach. Dessen Vorstand überreichte die Geschäftsführung nämlich den stolzen Betrag von 4500 Euro. Der setzte sich zum einen aus dem Erlös der Tombola und zum anderen aus den Spenden jener zusammen, die sich beim Hoffest kostenlos tätowieren ließen – vom Schlierseer Tattoo-Künstler Dani Writecore. Dessen Show war einer der Publikumsmagnete auf dem Hof der Destillerie. Dort waren an 20 Ständen Kunsthandwerker und regionale Produzenten vertreten. Die Guichinger Alphornbläser und die Band Sweet Dudes untermalten, und ein Brillantfeuerwerk am Samstag rundete das Fest ab, das gewissermaßen den voradventlichen Auftakt zu den Weihnachtsmärkten bildete. Denn auch wer Geschenke fürs Fest suchte – ob handfest oder flüssig – wurde fündig.
