„In dieser Dimension gibt es das hier noch nicht“: Größte Solar-Fassade im Oberland geplant
Im Penzberger Roche-Werk soll die größte vertikale Photovoltaikanlage der Region entstehen. Sie wird auf der Ostfassade des neuen Diagnostik-Produktionszentrums installiert, das das Unternehmen derzeit baut. Laut Energiewende Oberland (EWO) haben vertikale Solaranlagen Vorteile.
Vertikale Photovoltaikanlagen, die zum Beispiel an Hausfassaden installiert werden, sind nichts Neues. In der Region sind sie allerdings noch selten zu sehen. Das Unternehmen Roche will nun in seinem Penzberger Werk eine derartige Anlage errichten, und zwar auf einem Großteil der Ostfassade des Diagnostik-Produktionszentrums, das bis 2028 entsteht. Es wäre nach Einschätzung der Energiewende Oberland (EWO) die bislang größte im Oberland.
Roche teilte auf Nachfrage mit, dass nach aktueller Planung sowohl die Ostfassade als auch das Dach des Produktionszentrums mit Photovoltaik-Modulen bestückt werden. Demnach sind insgesamt 1028 Module auf einer Fläche von 1467 Quadratmeter geplant, etwa zur Hälfte auf Dach und Fassade aufgeteilt. Die PV-Anlage soll laut Unternehmen insgesamt eine Leistung von 285 Kilowattpeak haben, was etwa 30 Solaranlagen auf Einfamilienhaus-Dächern entspricht.
EWO: In dieser Dimension gibt es das in der Region noch nicht
Einen Größenvergleich mit anderen vertikalen Anlagen will man bei dem Unternehmen nicht anstellen. Man wisse, dass es durchaus größere Anlagen gibt, heißt es dort. Andreas Scharli von der Energiewende Oberland (EWO) kann sich dagegen zumindest für die EWO-Region äußern, die die Landkreise Weilheim-Schongau, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen umfasst. Vertikale Anlagen „gibt es in dieser Dimension noch nicht in der Region“, sagt er. Ihm zufolge sind sie hier ohnehin nicht weit verbreitet. An ein paar privaten Wohnhäusern seien sie installiert. Bei der Gymnasium-Turnhalle in Weilheim sei dies einst diskutiert worden, aber dann aus Kostengründen abgelehnt worden, erzählt er.
Vertikale PV-Anlage: Vorteile im Winter
Laut Scharli haben vertikale Photovoltaikanlagen, zum Beispiel an Gebäudefassaden, Vorteile. Im Winter, wenn die Sonne tief steht, sei es mit der vertikalen Technologie gut machbar, Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Ein anderer Vorteil ist, dass auf den Modulen kein Schnee liegen kann. Bei Wohnhäusern, sagt er, sei eine vertikale PV-Anlage eine „hervorragende Ergänzung“, wenn man eine Wärmepumpe betreibt und für sie im Winter Strom gewinnen will. Nach dem bayerischen Baurecht, so der Energie-Experte, sei alles genehmigungsfrei, was gebäudebündig, also senkrecht an der Fassade ist.
Zuerst war bepflanzte Fassade geplant
Ursprünglich sollte die fensterlose, circa 29 Meter hohe und etwa 40 Meter breite Ostfassade des neuen Roche-Produktionszentrums, die dem Wald zugewandt ist, mit Kletterpflanzen begrünt werden. Das schreibt der Bebauungsplan vor, der dafür bestimmte heimische Arten nennt. Im vergangenen November beantragte Roche allerdings bei der Stadt Penzberg, von dieser Vorgabe befreit zu werden. Die genannten Pflanzenarten, hieß es, seien für eine Höhe von 29 Metern nicht geeignet. Als Alternative schlug das Unternehmen eine „großflächig gegliederte Photovoltaikanlage“ für die Fassade vor (für das Dach war sie ohnehin geplant). Der Bauausschuss segnete dies damals einstimmig ab.
Roche will Solarstrom für Produktionszentrum nutzen
Laut Roche soll der gesamte erzeugte Strom direkt vom neuen Produktionszentrum genutzt werden. Aus technischer Sicht, heißt es dort, sei eine vertikale Anlage nicht anspruchsvoll. Es seien zwar Themen wie Statik, Windlast und Brandschutz zu beachten, diese seien aber gut beherrschbar. „Uns ist allerdings die optische Wirkung besonders wichtig“, so das Unternehmen. Deshalb habe man mit einem Solarpanel-Anbieter eine spezielle Oberflächengestaltung als Studie in Auftrag gegeben. Ludger Dierkes, Bauprojektleiter des Produktionszentrums, erklärte, man sei stolz, erstmals am Standort Penzberg ein Gebäude zu errichten, das eine PV-Anlage an der Fassade trägt. „Dies ist für uns ein weiterer wichtiger Beitrag zur Erreichung der mittel- und langfristigen Klimaziele unseres Unternehmens, des Standorts und der Stadt Penzberg.“
Meine news
Weit größere vertikale Anlage in Frankfurt
Dass es weit größere vertikale PV-Anlagen gibt, weiß man bei Roche. Das Unternehmen hat selbst in seinem Mannheimer Werk eine derartige Anlage, die sie kürzlich als „eine der größten vertikalen Photovoltaik-Anlagen Europas“ bezeichnet hat. Installiert ist sie auf 950 Quadratmetern Fassade eines Roche-Parkhauses (und auf 2050 Quadratmetern Dach). Sie hat eine Leistung von 145,7 Kilowattpeak (auf dem Dach zusätzlich 329 Kilowattpeak). Damit werden die 260 E-Ladestationen im Parkhaus versorgt. Es gibt aber noch weit größere Anlagen: Am Frankfurter Flughafen entsteht eine vertikale Anlage auf 2,8 Kilometern Länge entlang einer Startbahn mit 37 000 Modulen und einer Leistung von 17,4 Megawattpeak.