Nur für Smartphone-Nutzer: Vergisst der MVV die Senioren?

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Wer nicht über Mailadresse, Smartphone und MVV-App verfügt, der kann schnell in Schwierigkeiten geraten, wenn er ein Deutschland- oder MVV-Ticket kaufen möchte. © Sebastian Tauchnitz

Schöne neue MVV-Welt: Durch den Beitritt zum Verkehrsverbund sollte für die Kunden alles leichter und transparenter werden. Das stimmt durchaus, aber nur, wenn man ein Smartphone und eine eigene Mailadresse hat. Viele Senioren besitzen nichts davon und stehen vor Problemen.

Landkreis – Katrin Isserstedt ist nicht sonderlich gut auf den MVV zu sprechen. Sie betreut drei Senioren, die sehr gern und regelmäßig den Weilheimer Stadtbus nutzen. Weil dieser durch den Beitritt zum MVV-Tarifgebiet erheblich teurer geworden ist, entschieden sich die Senioren dazu, ein Deutschlandticket zu abonnieren. Das gibt sich preislich kaum etwas zu einem Senioren-Monatsticket, bietet aber viel mehr.

Doch so einfach kommt man nicht an ein Deutschlandticket heran. Die Senioren, um die sich Katrin Isserstedt kümmert, haben, wie sie berichtet, weder Smartphone noch E-Mail-Adresse. Das erschwere den Kauf eines Deutschlandtickets immens, berichtet die Weilheimerin. Beim MVV selbst ist das Ticket nur digital erhältlich, ohne Smartphone und App gehe da gar nichts.

„Bei der Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) kann man auch eine Chipkarte mit dem Deutschlandticket erwerben. Da braucht man allerdings für jedes Ticket eine eigene Mailadresse“, berichtet sie. Isserstedt behalf sich am Ende damit, dass sie bei verschiedenen Verkehrsgesellschaften jeweils ein Deutschlandticket auf ihre Mailadresse erwarb. „Ein Albtraum“, meinte die Weilheimerin. Der Kauf von normalen MVV-Tickets ohne App sei nicht viel einfacher.

Ticketautomaten stehen an den Bahnhöfen

Die Heimatzeitung fragte daraufhin beim MVV nach. „Am Reisezentrum der Deutschen Bahn in Weilheim können sich Fahrgäste beraten lassen. Deutschlandtickets werden jedoch überall in Deutschland nur als Handyticket oder Chipkarte ausgegeben“, so MVV-Pressesprecherin Sonja Schneider. Im MVV-Ticketshop könne das Ticket nur als Handy-Ticket erworben werden. Die Bahn und die MVG würden das Ticket auch als Chipkarte für Kunden ohne Smartphone anbieten. Bei der MVG werde aber tatsächlich für jede Bestellung eine eigene Mailadresse benötigt.

Nicht viel besser sieht es in Sachen Deutschlandticket bei der Deutschen Bahn aus. „Bei den DB-Verkaufsstellen im MVV ist das Deutschlandticket auch ohne E-Mail-Adresse erhältlich – allerdings wird auch dort allen Fahrgästen das Handy-Ticket bzw. die Angabe einer E-Mail-Adresse empfohlen. Mit einem Nutzerkonto im DB Abo-Portal ist es demnach möglich, ganz einfach online seine Abos zu managen“, heißt es seitens der Pressestelle der Deutschen Bahn.

Unklar, welche Fahrkarten die Busfahrer verkaufen

Doch ganz abgesehen vom Deutschland-Ticket: Wo bekommt man eigentlich einen Fahrschein für den MVV im Landkreis Weilheim-Schongau her, wenn man kein Smartphone samt App und Registrierung hat? „Tickets gibt es an allen Automaten der BRB und DB an den Haltestellen des Schienenpersonennahverkehrs. Dort sind auch Tageskarten, Wochen- und Monatskarten erhältlich“, so Sonja Schneider vom MVV weiter. Zu gut Deutsch: Automaten, an denen man sich MVV-Tickets ziehen kann, stehen bislang ausschließlich an Bahnhöfen.

Kann man denn wenigstens auch beim Busfahrer ein Ticket kaufen? Der MVV antwortet eher ausweichend: „Ja. Die Entscheidung, was verkauft wird, trifft das Busunternehmen“, so Schneider dazu. Der MVV habe den Unternehmen allerdings empfohlen, „ein Sortiment aus Einzelfahrt, Kurzstrecken, Tageskarten, Wochen und Monatskarten zu verkaufen“.

Broschüre gibt es im Landratsamt

Nun ist es so, dass ein Abstecher zum Bahnhof durchaus einzurichten ist, wenn im Heimatort ein Bahnhalt vorhanden ist. Wohnt man auf dem Dorf und hat weder eigenes Auto noch Smartphone, ist man allerdings zwingend auf den Busfahrer angewiesen. Das bestätigt auch der MVV. Allerdings war das auch vor dem Beitritt zum MVV-Tarifgebiet nicht anders.

Einen Extra-Ratgeber für Senioren bietet der MVV auf Nachfrage bislang nicht an. „Es gibt aber eine gedruckte MVV-Broschüre, in der wir Tarif und Tickets erklären, die eignet sich auch gut für Senior:innen“, so die Pressesprecherin. Diese Broschüre gebe es unter anderem im Landratsamt Weilheim-Schongau und im Rathaus Weilheim „und demnächst auch als Download auf unserer Webseite www.mvv-muenchen.de“.

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