Brustkrebs als Familiensache: Forschungsprojekt in Bad Tölz bezieht Partner und Kinder mit ein

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Zur Übergabe des Förderbescheids durch die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach war „Mammalife“-Gründer Florian Wiedemann aus Bad Tölz per Video zugeschaltet. © UKW/Stefan Dreising

Den Weg zurück in ein gesundes Leben beschreiten Brustkrebs-Patientinnen am besten gemeinsam mit ihren Partnern und Kindern. Das soll künftig bei den „Mammalife“-Nachsorgekuren in Bad Tölz berücksichtigt werden.

Bad Tölz – Die „Mammalife“-Kuren, die Dr. Florian Wiedemann anbietet, sind seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Tölzer Gesundheitsangebots. In den dreiwöchigen Nachsorgekuren bekommen Brustkrebs-Patientinnen das Rüstzeug, um den Weg zurück in ein gesundes Alltagsleben zu finden. Nun kooperiert der Tölzer Anbieter für ein Forschungsprojekt mit dem Universitätsklinikum Würzburg. Man will herausfinden, was es bringt, die gesamte Familie der Patientinnen in die Kuren einzubeziehen.

Gesundheitsministerium fördert Projekt in Bad Tölz

Das bayerische Gesundheitsministerium fördert das Projekt mit 350.000 Euro. Den Förderbescheid übergab Ministerin Judith Gerlach vor wenigen Tagen in Würzburg. Florian Wiedemann war per Videoübertragung zugeschaltet. Der promovierte Sport- und Gesundheitswissenschaftler bezeichnet das Forschungsprojekt als „tolle Sache“. Die Verantwortlichen der Uniklinik seien dafür auf ihn zugekommen. Tatsächlich passe der Ansatz perfekt zu dem, was Wiedemann in Bad Tölz verfolgt – seit einigen Monaten hält er die Kuren wie berichtet im eigenen Seminarzentrum „Alte Seifensiederei“ an der Bairawieser Straße ab.

Die Frauen, die Wíedemann hier betreut, sind alle „eingebettet in ein Familiensystem“, erklärt er. Eine Diagnose habe auch Auswirkungen auf Partner und Kinder. Die Krebserkrankung werfe, wie jede Lebenskrise, viele Fragen auf. Nach der „Mammalife“-Kur gehen die Frauen laut Wiedemann „mit vielen neuen Impulsen für ihr Leben nach Hause“. Dabei sei es hilfreich, wenn die Familien daran beteiligt sind, wie das Leben und mögliche Veränderungen gestaltet werden.

„Mammalife“-Nachsorgekuren auch für Partner und Kinder

Gleichzeitig sei auch für die Angehörigen der Krebspatientinnen ein Austausch über ihre eigenen Ängste und Sorgen enorm wichtig. Mutter-Kind-Kuren gebe es bereits, sagt der Tölzer. Doch Angebote, die die gesamte Familie mitsamt Partner einbeziehen, seien noch nicht vorhanden, auch wenn der Bedarf groß sei. Das Thema sei „innovativ und zukunftsträchtig“, so Wiedemann. Bei dem Forschungsprojekt werde „Pionierarbeit im Bereich der Psychoonkologie geleistet, also bei der psychologischen Betreuung von Krebspatienten.

Zunächst werde nun gemeinsam mit der Uniklinik Würzburg ein Konzept entwickelt. Ziel sei es, im Sommer kommenden Jahres erstmals eine Kur für Brustkrebspatientinnen, deren Partner und Kinder anzubieten. Nach dem Projektzeitraum, der sich bis 2027 erstreckt, sollen im Idealfall jährlich ein bis zwei Kuren in Bad Tölz angeboten werden.

Projekt soll zeigen, was neuartige Nachsorgekur bringt

Er selbst habe „großen Respekt“ vor der Aufgabe, sagt Wiedemann. Denn nicht nur die rein formale Abwicklung über die Kostenträger sei komplex, sondern vor allem die inhaltliche Gestaltung. Es gelte, völlig verschiedene Gruppen in den Blick zu nehmen: die erkrankten Frauen ebenso wie deren Männer und Kinder, die wiederum ganz verschiedenen Altersstufen angehören können. „Sie sollen ja nicht nur betreut werden, sondern ein gutes therapeutisches Angebot bekommen.“

Auch von Seiten der Uniklinik werde die Studie sehr aufwendig, da die Teilnehmer an der „Familien-Kur“ wissenschaftlich mit anderen Kontrollgruppen verglichen werden müssen. Nur so lasse sich zeigen, was die Einbeziehung der Angehörigen tatsächlich bewirkt.

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