Mehr Einwohner, keine neuen Schulden: Bürgerversammlung in Weitnau mit positivem Grundton
Viel Positives konnte Weitnaus Bürgermeister Florian Schmid auf der Bürgerversammlung vermelden. An Aufgaben mangelt es aber trotzdem nicht.
Weitnau – Etwa 40 Bürger, fünf Gemeinderäte und Bürgermeister Florian Schmid: Das Geschehen in der Marktgemeinde hat schon mal mehr Menschen interessiert. Vielleicht hat der Novembernebel den einen oder die andere davon abgehalten, sich die Bilanz der vergangenen zwölf Monate anzuhören. Die, die gekommen waren, haben es nicht bereut: Weitnau wächst, Weitnau musste keine neuen Schulden machen, Weitnau liegt beim Anschluss an die weite Welt des Webs ganz vorn. Trotzdem stellt Schmid nüchtern fest: „Es bleibt noch viel zu tun!“
Mehr Einwohner, keine neuen Schulden: Bürgerversammlung in Weitnau mit positivem Grundton – Kritik an Aufgabenhäufung
Thema Straßen und Brücken: „Wenn du sanierst oder neu bauen musst, ist schnell mal ne Million weg!“, weiß der Bürgermeister nach viereinhalb Jahren im Amt. Das neue Galgenbühl-Brücklein in Wengen hat z. B. 300.000 Euro gekostet. Straßensanierungen saugen auf Jahre hinaus das Geld aus der Gemeindekasse. Viel Geld wird auch der Wasserhochbehälter für Wengen kosten – egal, ob renoviert oder doch neu gebaut.
Auch der Schutz vor Starkregen und Sturzfluten, die die Gemeinde von Mai bis Juli heimgesucht haben, fordert den Einsatz von Finanzmitteln. Neue und mehr Pumpen für die Feuerwehr, die Wiederherstellung von unterspülten Straßen und Radwegen, und und und: „Alles können wir nicht bezahlen“, Schmid, „die Bürger sind aufgerufen, sich auch selbst um ihren eigenen Schutz zu kümmern!“
Nach wie vor wird in Weitnau auch von einer neuen Turnhalle geträumt, die bestehende ist an ihre Grenzen gestoßen. Dazu kommen Aufgaben, die – so Schmid – „uns von oben aufgedrückt werden, obwohl unser Budget begrenzt ist. Warum müssen wir als Kommune das alles lösen und bezahlen?!“ Natürlich, so der Gemeindechef weiter, kümmere man sich um die aktuell 91 Asylsuchenden und 60 Flüchtlinge aus der Ukraine, „aber das Thema Integration sehe ich grundsätzlich nicht auf kommunaler Ebene, weil wir dem nicht gerecht werden können“.
Breitbandausbau läuft in Weitnau – Freude über jedes Gerüst
Trotzdem sagt Schmid stolz: „Ich bin froh,hier in Weitnau Bürgermeister zu sein.“ Denn seine Arbeit trägt auch beachtenswerte Früchte. Sein Herzensanliegen „Breitbandausbau“ geht auf die Zielgerade. Aktuell sind 64 Kilometer Kanal gegraben worden, 160 Km Rohre und 86 km Kabel sind verlegt worden, der „redundante Ausbau“ durch konkurrierende Anbieter ist in Weitnau verhindert worden, der Deal zwischen Telekom und AÜW wird in diesen Tagen vertraglich festgelegt. „Für den Ausbau haben wir Fördermittel in Höhe von 8,7 Millionen Euro bekommen, das ist gewaltig!“, so Schmid.
Derzeit werden in Wengen die Straßen aufgerissen, um Glasfaser und auch die Stromleitungen unter die Erde legen zu können: „So werden im ganzen Gebiet der Marktgemeinde 800 Strommasten und 400 Leitungsständer überflüssig und in absehbarer Zeit abgebaut.“ Witterungsbedingte Stromausfälle sollen so der Vergangenheit angehören.
Beim Thema „Haushalt“ (27,3 Millionen gesamt) stellt Schmid selbstbewusst fest: „Wir haben gut gewirtschaftet.“ Eine Neuverschuldung konnte vermieden werden, aktuell hat Weitnau 4,5 Millionen Schulden. Die Gewerbesteuereinnahmen (aktuell 1,7 Millionen Euro im Jahr) steigen stetig, auch bedingt durch neue Unternehmen, die sich in der Marktgemeinde ansiedeln bzw. ihre Kapazitäten ausbauen.
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So hat beispielsweise der von Schmid als „hidden champion“ bezeichnete Schneefräsenhersteller „Westa“ in Kleinweiler-Hofen eine neue Werkshalle errichtet: „Dieses klare Bekenntnis zum Standort freut uns ganz besonders!“ Erfreut zeigt sich der Bürgermeister auch über die Entwicklung des beliebten Freibades von Seltmans („Da haben wir die Kurve gut gekriegt – vor allem dank des tollen Engagements vieler Bürger!“), die baldige Fertigstellung des neuen Bike-Trails am Weitnauer Skilift („Der wird viele Besucher zu uns locken!“) und auch die Innenentwicklung seiner Kommune stimmt ihn positiv: „Ich freu mich über jedes Gerüst, das ich sehe“, lacht Schmid, „denn dann wird da gebaut, renoviert, entstehen neue Wohnungen, schöne Außenfassaden oder andere Maßnahmen, die zeigen, wie vital Weitnau ist.“ Dazu gehört auch die Abwasserleitung, die demnächst den Ortsteil Hellengerst an die gemeindliche Entsorgung anschließt: „Das kostet zwar viel Geld“, räumt Schmid ein, „aber es führt kein Weg dran vorbei, wir müssen es tun.“
Ärger über Müllsünder in Weitnau
Die inzwischen 5.534 Einwohner leben bald wieder in einem staatlich anerkannten „Luftkurort“, dafür wird der Kurbeitrag auf 2,50 Euro angehoben. 98 Cent davon fließen in die Finanzierung des Oberallgäuer „Mobilpasses“, der freie Fahrt mit dem ÖPNV ermöglicht.
Abschließend machte der Bürgermeister seinem Ärger über offensichtliche Müllsünder Luft: „Wie es rund um unsere Wertstoffinsel und den Grüngutcontainer aussieht – das ist eine einzige Sauerei!“, polterte Schmid. Er kündigte Überwachungsmaßnahmen an und versprach, die „Dreckbären“ zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht nur dafür bekam er nach seiner 80-minütigen Bilanz viel Beifall von den Anwesenden. Und bevor im Saal des „Goldenen Adlers“ die Lichter ausgingen, brachte Florian Schmid noch Licht ins nebelige November-Dunkel: Die Straßenlaternen in der Marktgemeinde werden ab sofort wieder bis Mitternacht brennen – eine Stunde länger als bisher.
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