Kempten: Hier finden trauernde Menschen Hilfe und Unterstützung

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Die Trauerbegleitung unter der Leitung von Pia Farkas-Liesenfeld (links) und Sandra Bär ist im Hospizgebäude in der Kemptener Madlernerstraße im 1. Obergeschoss zu finden. © Stodal

Der Hospizverein Kempten-Oberallgäu e. V. bietet Trauernden mit kostenfreien Angeboten Hilfe und Unterstützung nach dem Verlust eines geliebten Menschen.

Kempten – Der Tod eines geliebten Menschen reißt ein Loch in das Leben der Hinterbliebenen. Die Trauer kann tief und lang­anhaltend sein und mit Gefühlen von Verzweiflung, Wut und schlechtem Gewissen einhergehen. Beim Hospizverein Kempten-Oberallgäu e. V. finden Betroffene die Begleitung, den Trost und das Verständnis, die ihnen in ihrer Situation guttun.

„Viele Menschen wissen gar nicht, dass es bei uns diese Angebote gibt, als zweite Säule neben der Hospizarbeit“, bedauern Pia Farkas-Liesenfeld und Sandra Bär, die hauptamtlichen Koordinatorinnen für Trauerarbeit beim Hospizverein. Die beiden Frauen schildern, wie der Verein Trauer und Trauerbegleitung versteht.

In Kempten kriegen Hinterbliebene die Unterstützung, die sie brauchen

„Trauerbegleitung ist keine Therapie und man braucht auch keine Überweisung, um zu uns zu kommen. Denn Trauer ist keine Krankheit, die es zu heilen gilt. Sie ist vielmehr ein normaler, gesunder und notwendiger Prozess. Nach dem Tod des Partners, des eigenen Kindes oder eines anderen geliebten Menschen, ist nichts mehr so, wie es vorher war. Als Hinterbliebene muss man erst lernen, in diesem neuen Leben zurechtzukommen. Was wir in dieser Situation anbieten, sind Menschen mit offenem Herzen und offenem Ohr.“

Neben ihnen selbst stehen eine ganze Reihe ehrenamtlich tätiger, ausgebildeter Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter hierfür bereit. „Die Trauernden müssen nur den ersten Schritt tun und bei uns anrufen, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren.“ (Tel. 0831/9608580). „Dabei schauen wir dann, was die Person in diesem Moment braucht, was ihr oder ihm guttut.“

„Trauer muss in keine Schablone passen“

Manchmal reiche ein einziges Treffen, manchmal kämen die Trauernden über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu Einzelgesprächen, „ganz so, wie es für die jeweilige Person stimmig ist. Es gibt keine Schablone, in die man hineinpassen muss“, erklärt Sandra Bär. Das Ziel der Trauerarbeit sei nicht, die Betroffenen so schnell wie möglich wieder „funktionsfähig“ zu machen, die Trauer zu verkleinern oder diese „abzuarbeiten“, sondern sie gut ins Leben einzubetten.

Pia Farkas-Liesenfeld ergänzt: „Wir arbeiten sehr stark ressourcenorientiert. Das heißt, wir schauen nicht nur auf das, was schwer ist, sondern auch auf das, was die Trauernden trägt, was ihnen geholfen hat, die Zeit ohne die verstorbene Person bisher zu überstehen. So begleiten wir die Menschen auf ihrem individuellen Weg und – ganz wichtig – wir trauen ihnen zu, dass sie diesen gehen können.“

Die kostenfreien Angebote: Frühstück, Wandern, offene Trauergruppe, Singen

Neben den Einzelgesprächen bietet der Hospizverein jeden letzten Samstag im Monat das Trauerfrühstück im Margaretha- und Josephinen-Stift (Adenauerring 39) an. „Nach einem anfänglichen Impuls durch die Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter stehen das gemeinsame Essen und das Miteinander im Mittelpunkt. Es ist schön, nicht allein am Frühstückstisch zu sitzen. Dabei entwickeln sich wertvolle Gespräche. Meist sind um die 25 Teilnehmende da“, so Sandra Bär. Jeden zweiten Donnerstag im Monat wird von 14 bis 17 Uhr gemeinsam auf gut ausgebauten Wegen gewandert. (Beide Angebote sind mit Anmeldung, um den Organisatoren die Planung zu erleichtern).

Die offene Trauergruppe steht immer am dritten Mittwoch im Monat auf dem Programm (Hospizgebäude Madlenerstraße 18, Seminarraum im 1. Obergeschoss). „Man kann einfach kommen, ohne Anmeldung“, betonen Sandra Bär und Pia Farkas-Liesenfeld. „In geschütztem Rahmen kommt es zu einem Austausch, der von vielen Betroffenen als große Kraftquelle empfunden wird.“ Neu ist das offene Singen für Sänger und Nicht-Sänger. Dieses findet jeden ersten Mittwoch im Monat von 18 bis 19.30 Uhr im Seminarraum des Hospizvereins statt (keine Anmeldung erforderlich). Der Hospizverein bietet außerdem eine Selbsthilfegruppe für Angehörige um Suizid an. „Alle diese Angebote vermitteln den Teilnehmenden das Gefühl, da sind andere, die das Gleiche erlebt haben wie ich und auch sie schaffen es, diesen Weg zu gehen. Das kann sehr hilfreich sein.“

Schulungen und Ausbildung

Im Oktober startet der Hospizverein wieder die Ausbildung zur Trauerbegleitung nach dem Trauerkonzept von Ruthmarijke Smeding. Diese findet in Kempten statt und umfasst vier Wochenenden mit insgesamt 80 Stunden. „Wir freuen uns, wenn sich Menschen bei uns melden, die Interesse an dieser tief sinnerfüllten Arbeit haben.“ Auf Anfrage führt der Hospizverein überdies Schulungen zum Umgang mit Todesfällen in Schulen, Kindergärten und Betrieben durch.

Alle Informationen zu den Trauerangeboten sowie zur Ausbildung zur Trauerbegleitung sind auch hier zu finden.

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