„Wir sind viele“: Ebersberg steht gegen Hass und Hetze auf

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Polizistinnen und Polizisten trennten die überparteiliche Demonstration für Demokratie von der Versammlung der Windkraftgegner am Marienplatz in Ebersberg. © SRO

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl haben rund 600 Menschen in Ebersberg ein deutliches Zeichen gesetzt. Sie demonstrierten für Toleranz und Vielfalt und gegen rechtsradikale Hetze.

Ebersberg – Das Bündnis „Bunt statt Braun“ hatte am Samstag, 18. Januar, zu einer Kundgebung in der Kreisstadt eingeladen. Hauptanlass war nicht die bevorstehende Bundestagswahl, sondern eine zeitgleich stattfindende Demonstration von Windkraftgegnern, in deren Reihen sich Coronaleugner, Impfgegner und Querdenker befinden, die immer wieder rechtsradikales Gedankengut verbreiten. Rund 600 Menschen beteiligten sich nach Angaben der zahlreich vertretenen Polizeikräfte an der Demokratie-Demo, die bis zum Schluss friedlich verlief.

Etliche Teilnehmer der Demokratie-Demo hatten Transparente und Schilder dabei, auf denen vor der AfD und ihrem Gedankengut gewarnt wurde.
Etliche Teilnehmer der Demokratie-Demo hatten Transparente und Schilder dabei, auf denen vor der AfD und ihrem Gedankengut gewarnt wurde. © SRO

Das Anti-Windkraft-Bündnis, das sich über Telegramm austauscht und organisiert, nennt sich „Wald statt Windräder“ und wendet sich unter dem Motto „Hände weg vom Ebersberger Forst“ gegen die dort geplanten fünf Rotoren. 

Teilnehmer der Kundgebung am Marienplatz.
Teilnehmer der Kundgebung am Marienplatz. © SRO

Rund 100 Freunde dieses Bündnisses versammelten sich unter großer Polizeipräsenz am Marienplatz um die Mariensäule, um bei Eiseskälte Franz Stemmer am Mikrophon zu lauschen. Stemmer, der im Juni 2024 erstinstanzlich wegen Holocaustleugnung zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, ist vom „Corona-Experten“ zum „Windenergie-Experten“ mutiert. Er sagte an diesem grauen Samstag Sätze wie diesen: „Wetterextreme mehren sich durch Windkraftanlagen“. Es gebe mehr Platzregen.

Redner liest EZ vor und kommentiert

Zu Beginn ließ er von Daniel Decker, angereister Windkraftgegner aus Burghausen, einen Artikel der Ebersberger Zeitung vorlesen. Dort hatte der Autor die Schwurbler- und Rechtsradikalen-Szene beleuchtet, aus der sich die Demonstranten den Recherchen nach zum Großteil rekrutieren. Mehrfach machte sich Decker über den Text lustig und erntete zustimmendes Gejohle. Stemmer sagte wenig später über die aktuelle Presselandschaft: „Goebbels hätte es auch nicht besser machen können“.

Daniel Decker, Windkraftgegner aus Burghausen, liest den Artikel der Ebersberger Zeitung vor, in dem die Hinterleute der Anti-Windkraft-Demonstration genannt werden.
Daniel Decker, Windkraftgegner aus Burghausen, liest den Artikel der Ebersberger Zeitung vor, in dem die Hinterleute der Anti-Windkraft-Demonstration genannt werden. © ac

Zwischenzeitlich hatte sich der große überparteiliche Demonstrationszug unter dem Titel „Es lebe die Demokratie! – Gegen jeden Extremismus!“ vom Treffpunkt am Landratsamt zum Marienplatz bewegt, wo sich die Menschen dann – rund 200 Meter von den Windradgegnern entfernt und durch Polizeikräfte getrennt – versammelten.

Organisatorin Marthe Balzer (“Bunt statt Braun“) hatte eingangs gesagt, dass der Landkreis schon mehrfach bewiesen habe, dass es möglich sei, „Hass und Hetze entgegenzutreten“. Sie erwähnte die vergangene Landtagswahl, bei der die AfD unter zehn Prozent habe gehalten werden können – als einer der wenigen Landkreise im Freistaat, wo das geglückt sei. Sie rief die Menschen auf, den Wert der Demokratie zu verteidigen. Diese funktioniere nicht von allein. Man müsse sie Tag für Tag leben und verteidigen.

„Corona-Politik“ im Fenster eines Autos bei der Demo der Windenergie-Gegner am Marienplatz.
„Corona-Politik“ im Fenster eines Autos bei der Demo der Windenergie-Gegner am Marienplatz. © ac

Ebersbergs 3. Bürgermeisterin Lakhena Leng sagte, die Stadt sei gerne Gastgeberin dieser Demonstration. „Wir sind viele“, meinte sie unter dem Applaus der Zuhörer und forderte sie auf, gegen Hass und Intoleranz laut zu werden.

Während das überparteiliche Demokratie-Bündnis laut Balzer auf die Reden von Politikern, die im Wahlkampf stehen, bewusst verzichtete, kam beim Bündnis „Wald satt Windräder“ die AfD zu Wort. Kreisvorsitzender Christoph Birghan aus Steinhöring und die Bundestags-Direktkandidatin im Wahlkreis Ebersberg-Erding, Manuela Schulz aus Dorfen, nutzten die Versammlung, um Präsenz zu zeigen. Brighan sagte in einer kurzen Ansprache, dass ein „links-grünes Bürgertum“ beim Bürgerentscheid vor Jahren für die Windenergieanlagen im Forst gestimmt habe. Er rief die Zuhörer dazu auf, bei der Bundestagswahl die AfD als „Partei für die Natur“ zu wählen.

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