Frauenneuhartinger Filze: Immenser Schaden durch Bambuswald

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Damals: Ein fast 500 Quadratmeter großer Bambuswald ist in der Frauenneuhartinger Filze entstanden. Der Schaden ist immens, ökologisch und ökonomisch. © SRO

Mehr als 20 000 Euro hat es gekostet, einen Bambuswald, der sich ungewollt in der Frauenneuhartinger Filze breitgemacht hatte, wieder loszuwerden. Jetzt ist er Geschichte, heimische Arten können sich ansiedeln.

Frauenneuharting - Bevor sich in der Frauenneuhartinger Filze die ersten Pandabären blicken lassen hätten, ist das Landratsamt eingeschritten und hat ihrer Leibspeise den Garaus gemacht. Der fast 500 Quadratmeter große Bambuswald im Niedermoor im südöstlichen Zipfel des Landkreises ist Geschichte. An seiner Stelle klaffen nun, gut einen halben Meter tief, zwei wassergefüllte Tümpel. „Das Problem sind die Rhizome“, erklärt Frank Burkhardt, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Landratsamt, wieso die Bagger den Oberboden so gründlich abtragen mussten.

Rhizome sind quer wachsende Wurzeln des Bambus, über die er sich verbreitet. Und mit denen die invasive Art in der Filze unbemerkt, aber nachhaltig Fuß gefasst und so den Landkreis, dem die Fläche gehört, vor große Probleme gestellt hatte. Ursächlich für das Wuchern war wahrscheinlich ein achtlos entsorgter Zimmer- oder Gartenbambus (wir berichteten), der die heimischen Gewächse zunehmend verdrängte und so Gefahr lief, enormen ökologischen Schaden anzurichten. Ein neuer Neophyt, eine invasive Art, zusätzlich zu grassierenden wie indischem Springkraut und kanadischer Goldrute.

Heute: Anstelle des Bambuswaldes ist ein Tümpel ausgebaggert. Der ganze Boden musste abgegraben werden, um die Ausbreitung der invasiven Art zu stoppen. Für heimische Tiere und Pflanzen bedeutet das auch eine Chance.
Heute: Anstelle des Bambuswaldes ist ein Tümpel ausgebaggert. Der ganze Boden musste abgegraben werden, um die Ausbreitung der invasiven Art zu stoppen. Für heimische Tiere und Pflanzen bedeutet das auch eine Chance. © Artist S.ROSSMANN

Nun also die Rosskur. Zwischen 20 000 und 30 000 Euro habe es gekostet, die Erde wegzubaggern sowie den oberirdischen Grünschnitt zu häckseln und in die Kompostieranlage zu schaffen, wo der Bambus keinen Schaden anrichtet. Dafür musste eine Zufahrt über einen durch den Wald verlaufenden Graben angelegt werden. Das Erdreich werde weitergenutzt, so Burkhardt. Es sei nach Absprache auf den Feldern anliegender Landwirte ausgebracht worden. Das regelmäßige Umpflügen und Bearbeiten der Flächen lasse dem schnittempfindlichen Bambus keine große Chance. „Da ist das schnell erledigt.“

Der Bambus an Ort und Stelle habe sich aber so festgesetzt, dass seine Experten skeptisch seien, ob sie wirklich jedes Fitzelchen erwischt haben. Denn schon ein solches reiche, damit das Wuchern wieder von vorne beginnen kann. Sie behielten die Fläche deshalb weiterhin genau im Auge, um notfalls händisch nachzuroden. Die Brachiallösung auf Steuerzahlerkosten und die Langzeitfolgen: Eine Mahnung an alle Gartenbesitzer und Grünschnitt-Entsorger, ihre Pflanzenreste ordnungsgemäß in der Kompostieranlage abzuladen.

Einen positiven Aspekt kann UNB-Artenschutzexperte Norbert Probul dem ganzen Filzen-Drama dennoch abgewinnen. Das entstandene Feuchtgebiet könnte sich zum Biotop entwickeln – nicht für den Panda, sondern für Amphibien wie Gras- und Springfrösche. Diese könnten mit etwas Glück sogar die in der Gegend vermutete und von schwindenden Lebensräumen betroffene Kreuzotter an das nun angenehm sonnenbeschienene Plätzchen locken.

Gelingt es, das allgegenwärtige indische Springkraut mitsamt Bambus in Zaum zu halten, wäre zudem Platz für einheimische Torfmoose, Faulbäume und Weiden. Probul sagt: „Das wäre ein Gewinn aus der Maßnahme.“

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