Wohltuende Gespräche: Beim Pflege-Stammtisch in Geretsried gibt es Anworten und Unterstützung
Wie gelingt die Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause? Über diese Frage und mehr informieren sich Angehörige beim Pflege-Stammtisch.
Gerestried - Die Bandbreite an Themen ist groß. Und doch geht es fast immer um dieselbe Frage: Wie gelingt die Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause? Der Patient soll sich dabei wohl und gut versorgt fühlen, aber auch der oder die Pflegende darf mit der Situation nicht überfordert sein. Zum vierten Mal fand Ende Mai der neu ins Leben gerufene „Pflege-Stammtisch“ im Geltinger Café Servus statt. Den lockeren Austausch Betroffener organisieren die Alzheimer-Gesellschaft Isar-Loisachtal und der Sozialverband VdK. Oft sind ebenfalls noch Vertreter und Vertreterinnen des Christophorus-Hospizvereins, der „Seniorenhilfe Oberland“ und von „Bürger für Bürger“ dabei.
Die Teilnehmer am Pflege-Stammtisch lernen: Ich bin nicht alleine mit dem Problem
„Wir halten keine Vorträge oder Referate. Vielmehr geht es darum, dass die Teilnehmer erfahren: Mensch, ich bin nicht allein mit meinen Problemen. Es gibt Hilfen, die ich in Anspruch nehmen kann“, sagt Gabi Strauhal von der Alzheimer-Gesellschaft. Sie leitete den Mai-Treff gemeinsam mit Johanna Eibauer vom VdK. Zu Beginn gibt es immer eine kleine Vorstellungsrunde, in der jeder über sich und sein Anliegen erzählen kann, aber nicht muss. Falls gewünscht, gehen die Veranstalterinnen auf ein bestimmtes Thema ein, über das man dann allgemein diskutiert. Im Anschluss können die Teilnehmer mit den Pflegefachleuten Gespräche unter vier Augen führen, oder es finden sich kleine Gruppen zum Reden. Natürlich wird alles vertraulich behandelt. Deshalb nennen wir auch in diesem Artikel keine Namen.
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Der jüngste Stammtisch begann mit einer schwierigen Frage. Eine Teilnehmerin erkundigte sich nach den Möglichkeiten der Sterbehilfe in Deutschland. Das interessierte alle Anwesenden, deshalb gab Strauhal einen kurzen Überblick über die Rechtslage. Der assistierte Suizid ist hierzulande nicht strafbar. Man muss dafür einem Sterbehilfeverein beitreten und eine Zeit lang Mitgliedsbeitrag zahlen. Weitere Voraussetzung ist eine ausführliche medizinische, juristische und psychologische Beratung.
Der Patient muss bei klarem Verstand sein und völlig frei entscheiden. Erst dann darf ein Mitarbeiter des Vereins ein tödliches Mittel beschaffen, das der Patient jedoch selbst einnehmen muss, im Gegensatz zur aktiven Sterbehilfe, die in Deutschland verboten ist. Die Beihilfe zum Suizid befindet sich rechtlich in einer Grauzone. Zwei Vorschläge zur Neuregelung scheiterten im Sommer vergangenen Jahres im Bundestag. Strauhal zeigte sich jedoch überzeugt, dass es bald eine Lösung geben werde. Die langjährige Mitarbeiterin in einem Pflegeheim wollte es nicht versäumen, auch auf die Alternative der Begleitung durch ein Palliativteam am Lebensende hinzuweisen.
Betroffene tauschen verschiedenste Erfahrungen aus
In den anschließenden Gesprächen tauschten die Frauen und Männer ihre Erfahrungen aus. Zwei etwa gleich alte Seniorinnen mit dementen Ehemännern mit Weglauftendenz gaben sich gegenseitig Tipps zu GPS-Trackern, mit deren Hilfe man genau nachverfolgen kann, wo sich die erkrankte Person gerade befindet. Eine andere, noch berufstätige Frau, die extra aus Bad Heilbrunn nach Gelting gekommen war, wollte sich vorbereiten auf die Rückkehr ihres Ehemanns. Er kommt nach einer Herzoperation mit vielen Komplikationen nach eineinhalb Jahren Krankenhaus und Reha wieder nach Hause. Sie erzählte, das Landratsamt habe ihr sehr geholfen, indem es sie beraten habe bei der barrierefreien Umgestaltung der Wohnung und beim Beantragen von Zuschüssen. Auch ein mobiler Pflegedienst stehe schon für ihren Mann bereit. Johanna Eibauer vom VdK wies auf spezielle Kurse ihres Verbands für pflegende Angehörige hin und darauf, dass der VdK ebenfalls in allen rechtlichen Fragen berate.
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Zwei Punkte, die Gabi Strauhal und ihren Mitveranstalterinnen immer am Herzen liegen, sind die Vorsorgevollmacht und die Patientenverfügung. Jeder sollte sich rechtzeitig darum kümmern, es erleichtere vieles für die Ehepartner oder Kinder, sagte Strauhal. Neben dem informativen Aspekt soll der Stammtisch dazu dienen, einen netten Abend mit Gleichgesinnten zu verbringen, auch einmal die positiven Erlebnisse und glücklichen Momente der Pflege zu teilen und neue Kontakte zu knüpfen.
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Treffen an jedem letzten Donnerstag
Der Pflegestammtisch findet immer am letzten Donnerstag im Monat ab 18.30 Uhr im Café Servus (ehemals Neuwirt) in Gelting statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die nächsten Termine sind dieser Donnerstag und der 25. Juli. Im August und Dezember gibt es keine Treffen. Von Tanja Lühr