Radweg-Förderung? Gemeinderat winkt ab
Über ein Förderprogramm hätte die Gemeinde Kreuth den Radweg von Kreuth bis Stuben asphaltiert bekommen können – zu 100 Prozent vom Staat gefördert. Doch das Gremium winkt ab: Es soll ein Kiesweg bleiben.
Kreuth – Eigentlich dachte Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU), die Nachricht, an einem Radwegausbauprogramm partizipieren zu können, würde den Kreuther Gemeinderat begeistern. Doch der erachtete einen asphaltierten Radweg für ein Bergsteigerdorf als unpassend und winkte ab. Bierschneiders Vision vom Radlfernweg platzte wie ein Reifen auf der Schotterpiste.
„Es schaut gut aus“, erklärte Bürgermeister Bierschneider, und die Begeisterung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er im Gemeinderat von der Möglichkeit berichtete, dass die Gemeinde Kreuth 2025 an einem Radwege-Ausbauprogramm teilnehmen könnte. Das Staatliche Bauamt Rosenheim würde die Asphaltierung des Radwegs von Kreuth bis Stuben zu 100 Prozent fördern und der Gemeinde eine einmalige Ablöse für den künftigen Unterhalt bezahlen. Bierschneider war so begeistert, dass er auch die Gemeinde Achenkirch an Bord holen wollte, die das Stück des Weges von der Grenze bis Achenwald asphaltieren könnte, damit ein probater Radfernweg entsteht. Den bestehenden Kiesweg zu teeren und ihn auch für Rollerblader und Sommerlangläufer tauglich zu machen, wäre eine „top Lösung“, fand Bierschneider – zumal im Bereich Stuben/Glashütte oder der Klamm auch Querungshilfen eingebaut werden könnten.
Gremium fürchtet Unfallgefahr und Flächenversiegelung
Vize-Bürgermeister Wolfgang Rebensburg (FWG) sah das anders: „Ich bin nicht begeistert davon, diese Strecke nur wegen einer staatlich finanzierten Asphaltierung zu versiegeln. Das wäre eine Riesen-Baumaßnahme.“ Rebensburg erinnerte nicht nur daran, dass über den Weg im Winter die Loipe geführt werde, er befürchtete auch Folgelasten für die Gemeinde auf Jahrzehnte durch Pflege und Instandhaltung. Ganz zu schweigen von der Unfallgefahr, die ein überfrorener, spiegelglatter Teerweg berge. Auch aus ökologischen Gründen lehnte er die Asphaltierung eines Weges, der durch die Natur führt, ab.
Martin Walch (SPD) pflichtete bei: „Ich will auch keinen Teerweg durch die Prärie.“ Er sah in Eis und feuchtem Laub eine Unfallgefahr. Außerdem prognostizierte er Konflikte zwischen Rennradfahrern und Fußgängern. Der Weg sei ein reiner Freizeitweg und nicht vergleichbar mit einem Radverbindungsweg parallel zur Bundesstraße, wie er zwischen Gmund und Holzkirchen geplant sei. „Auch wenn es verlockend ist, den Weg bezahlt und auch noch eine Pauschale zu bekommen“, räumte Walch ein.
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„Haben keinen Bedarf“
Sein Fraktionskollege Robert Gerg rechnete vor: „Auf die Strecke würden annähernd vier Hektar versiegelt werden.“ Er erinnerte an den Hochwasserschutz. „Wenn auch Rennradl und Rollerblader dort fahren, gibt es Mord und Totschlag“, befürchtete Gerg. Christian Weber und Matthias Erhardt (Grüne) schlossen sich an. „Wir haben super Radlwege, wir haben keinen Bedarf“, fand Erhard. Die Kieswege wirkten obendrein wie eine natürliche Bremse. „Sie sind Bergsteigerdorf-authentisch.“ Man müsse keine Steuergelder ausgeben, bloß um sie auszugeben. Max Breunig (CSU) gab zu bedenken, dass die Gäste eines Bergsteigerdorfs nicht auf Asphalt-Wanderwegen wandern wollten.
Einzig Christian Bock (CSU) fand so einen langen, geteerten Radweg „nicht schlecht für unsere Gäste“. Diese würden sich oft nicht trauen, auf ungeteerten Wegen zu radeln. Bock erachtete die Wege ohnehin schon als versiegelt und sah auch keinen Grund, warum sich am Aufwand der Instandhaltung für die Gemeinde viel ändern sollte, sobald der Weg geteert sei. Einen Fernradweg bis Achenkirch hielt er für eine glänzende Idee, zumal vom Freistaat forciert.
Auf Nachfrage von Michael Unger (FWG) erklärte Bierschneider, dass das Ausbauprogramm vom Bund aufgelegt sei und es auch das Bestreben des Freistaats sei, Radwege auszubauen. Er bezweifelte eine Neuauflage des Förderprogramms nach 2025: „So schnell wird die Chance nicht wiederkommen.“ Bierschneider war sichtlich enttäuscht vom Meinungsbild im Gremium.
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Das Thema wurde offenbar im nicht-öffentlichen Teil noch weiter diskutiert. „Wir werden nun vorerst nur die Strecke zwischen dem Ort Kreuth und Wildbad Kreuth asphaltieren“, teilte der Rathauschef gestern mit. „Das ist der kleinste gemeinsame Nenner, den wir gefunden haben.“