Die Pächter des „Faller Hofs“ hören auf. Mitte September ist Schluss. Es gehe einfach nicht mehr, sagen die beiden.
Lenggries/Fall – Am 14. September ist Schluss. An jenem Sonntag öffnen Elke Ullmann und Ronny Hinz zum letzten Mal den „Faller Hof“. Es gehe einfach nicht mehr, sagen die Wirtsleute, die das Gasthaus im Lenggrieser Ortsteil Fall zwei Jahre lang geführt hatten. Dennoch fällt beiden der Schritt schwer. „Wir bedauern das sehr.“
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In der Dorfgemeinschaft wurden beide sofort willkommen geheißen
Drei Jahre lang hatte das Paar zuvor die „Ratsstube“ im Lenggrieser Ortszentrum geführt. „Das lief wirklich super“, erinnert sich Ullmann. Dann aber wurde die Pacht erhöht, und schließlich kündigte die Spaten-Löwenbräu-Gruppe den Mietvertrag. Doch schon einen Monat später übernahmen die beiden den „Faller Hof“. Eigentümer ist die Gemeinde, die die Wirtschaft an die Brauerei Reutberg verpachtet hat. „Reutberg war als Partner wunderbar“, sagt Ullmann. „Das war wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wann immer wir was gebraucht haben, war die Brauerei sofort da“, ergänzt Hinz. Auch in der Dorfgemeinschaft sei man sofort willkommen geheißen worden. „Ich bin auch aktives Mitglied bei der Feuerwehr“, sagt Hinz schmunzelnd.
Geschäft war von Anfang an schwierig
Doch ansonsten war alles schwierig. Im ersten Jahr habe man versucht, das Gasthaus mit 70 Plätzen innen und etwa 120 im Biergarten das ganze Jahr über offenzuhalten. Auch die beiden Zimmer mit insgesamt sechs Betten habe man vermietet. „Wir wollten sie gerade für Radfahrer zu günstigen Preisen anbieten“, sagt Hinz. Allerdings blieb hier so gut wie nichts hängen, da auch ein Mitarbeiter bezahlt werden musste, der sich um die Reinigung kümmerte. Zudem habe man sehr früh anfangen müssen, um Frühstück für die Gäste anbieten zu können. Da seien dann die Arbeitstage sehr lang geworden. Generell gestaltete sich das Geschäft vor allem im Winter schwierig. Da die Loipe wegen Schneemangels nicht gespurt war, kamen kaum Gäste.
Im zweiten Jahr blieb der Gasthof im Winter geschlossen
Im zweiten Jahr verzichteten die beiden daher auf die kalten Monate, der „Faller Hof“ blieb bis Mai geschlossen. Die Zimmer wurden nicht mehr vermietet. Vieles habe man in den zwei Jahren ausprobiert, um das Geschäft so zum Laufen zu bringen, dass man davon hätte leben können. Es gab Live-Musik, Steckerlfisch oder auch Sonntagsbrunch. „Der Brunch war voll. Aber unterm Strich hat auch das nichts abgeworfen – auch, weil wir eben keine unverschämten Preise aufrufen wollten“, sagt Ullmann. Dazu komme, dass die Menschen weniger Geld im Portemonnaie haben und seltener zum Essen gehen. Gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise verschärften die Lage weiter. Generell seien die Rahmenbedingungen in Deutschland zu schwierig geworden, sagt Hinz. Die beiden versuchten, das Geschäft mit einer Schicht am Laufen zu halten. „Aber wir haben zwei ältere Damen in der Küchenmannschaft“, und wenn Arbeitsbeginn um 9 Uhr ist und das Ende gegen 21.30 Uhr – das gehe auf Dauer nicht.
Rückkehr in den ursprünglichen Beruf
Schon vor einiger Zeit stiegen beide daher wieder ihn ihre ursprünglichen Berufe ein. Ullmann arbeitet in der Raiffeisenbank in Gmund, Hinz als Heimleiter im AWO-Seniorenzentrum in Benediktbeuern. Von Donnerstag bis Sonntag kümmern sie sich zudem um die Gäste im „Faller Hof“. „Wir kochen eben auch leidenschaftlich gerne“, sagt Hinz.
Brauerei führt Gespräche, um rasche Nachfolge zu regeln
Jetzt hoffen beide, dass sich rasch ein neuer Pächter findet. Denn eigentlich laufe ihr Vertrag noch bis zum nächsten Jahr. Klaus Hochwind, Vorstandsvorsitzender der Reutberger Klosterbrauerei, bedauert, dass die bisherigen Pächter aufhören, ist aber eigentlich recht zuversichtlich, was die Zukunft der Wirtschaft anbelangt. Man sei bereits in Gesprächen mit Interessenten, sagt Hochwind. Auf eine rasche Lösung hofft natürlich auch die Gemeinde Lenggries. „Wir sind natürlich außerordentlich daran interessiert, dass diese beliebte Ausflugsdestination weiter betrieben wird – sowohl für unsere Gäste als auch für die Einheimischen“, so Rathaus-Pressesprecherin Birgit Kirstein. Für die Gemeinde ist es die zweite eigene Immobilie, für die ein neuer Wirt gesucht wird. Auch im Alpenfestsaal braucht es neue Pächter.