„Sie dachten, sie müssten sterben“: Vater (30) und Tochter (6) drohen in oberbayerischem Feriensee zu ertrinken

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Für die Ehrenamtlichen der Wasserwacht Walchensee war es einer der fordernsten Einsätze in diesem Jahr. © arp/Archiv

Dramatische Szenen spielten sich auf dem Walchensee ab: Ein Vater und seine kleine Tochter drohten zu ertrinken. Die Wasserwacht konnte ihnen, auch dank des beherzten Eingreifens von drei Surfern, das Leben retten.

Walchensee - Es war am Dienstag (19. August) gegen 17 Uhr, als sich zwei Ehrenamtliche noch an der Station befanden und plötzlich Schreie vernahmen. Rasch war lokalisiert, dass in etwa 300 bis 400 Metern Entfernung auf dem Wasser „ein Geklüngel auf dem See war“, berichtet Pressesprecherin Lisa Grünwald. Sofort starteten sie das Rettungsboot.

Im Wasser befanden sich drei Surfer, die bereits begonnen hatten zu helfen. Wie sich herausstellte, waren ein Vater (30) und seine sechs Jahre alte Tochter, beide aus Baden-Württemberg und derzeit in Eschenlohe in Urlaub, mit ihrem Stand-up-Paddel-Board aufgebrochen. „Wie sie das zu Hause auch machen, sprang die Tochter immer wieder ins Wasser, schwamm ein Stück und kam dann wieder aufs Board“, berichtet Grünwald. Doch Vater und Tochter hatten Wind, Wellen und Strömung im Walchensee unterschätzt. Das Kind wurde abgetrieben. Der Vater sprang hinterher und löste in seiner Verzweiflung die Leash, also das Seil, das am Board befestigt ist, damit man verbunden bleibt.

Auch das Team des Rettungshubschraubers Christoph Murnau wurde an den Walchensee alarmiert.
Auch das Team des Rettungshubschraubers Christoph Murnau wurde an den Walchensee alarmiert. © Wasserwacht Walchensee

Vater versucht verzweifelt, Tochter über Wasser zu halten

Der Vater schaffte es, seine kleine Tochter zu erreichen, aber das Board trieb ab. Der 30-Jährige und das Kind hatten massive Probleme, sich über Wasser zu halten. „Das Kind war völlig panisch und klammerte sich an den Vater, so dass dieser nicht schwimmen konnte“, berichtet Grünwald. Immer wieder versuchte der Mann verzweifelt, zumindest seine Tochter über Wasser zu halten. Panisch und zunehmend erschöpft, kämpften beide in Wind und Wellen um ihr Leben.

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Ihre Rettung war, dass drei Surfer plötzlich auf sie aufmerksam wurden. „Der erste Surfer wurde auf den Vater aufmerksam, fuhr hin und konnte ihn über Wasser halten“, berichtet Grünwald. Einer zweiten Surferin gelang es, das Kind auf ihr Brett zu ziehen. Ein dritter Surfer konnte das treibende Board der Familie erwischen. Dann hängten sich die drei Surfer zusammen und bildeten einen Ring um die Verletzten.

In dieser Situation kam das Rettungsboot der Wasserwacht. Vater und Tochter, berichtet Lisa Grünwald, waren völlig fertig. „Sie dachten, sie müssten sterben. Sie waren am Ende ihrer Kräfte und hätten sicherlich nicht mehr lange im Wasser durchgehalten.“ Die Retter brachten sie mit dem Boot zur Station ans Ufer und versorgten die beiden medizinisch. Mittlerweile war auch eine Notärztin eingetroffen, außerdem wurden Hubschrauber und die Rettungswagen aus Kochel und Mittenwald alarmiert. Sowohl der Vater als auch das Kind hatten bei ihrem Überlebenskampf gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten. Sie wurden ins Krankenhaus nach Garmisch-Partenkirchen gebracht.

Wasserwacht dankt engagierten Surfern

Noch während die medizinische Versorgung an der Station erfolgte, kam der erste Surfer hinzu. „Er fragte, ob er noch weiter helfen könnte“, berichtet Grünwald. Die Wasserwacht ist voll des Lobes über das Engagement der drei Surfer: „Ihnen gilt unser ausdrücklicher Dank und voller Respekt. Sie haben Vater und Tochter das Leben gerettet.“ Die Ehefrau beziehungsweise Mutter befand sich auf der Badewiese und hatte von dem Drama auf dem See nichts mitbekommen. Das Kind konnte relativ gut beschreiben, wo sich die Mutter befand. „Der Surfer ist dann losgegangen, fand die Frau und brachte sie mit den ganzen Sachen der Familie zur Station“, berichtet Grünwald. Anschließend fuhr die Frau mit ins Krankenhaus.

Vater und Tochter sind mittlerweile auf dem Weg der Besserung, berichtet Grünwald, die mit der Familie in Kontakt steht. Der 30-Jährige habe berichtet, den Walchensee völlig falsch eingeschätzt zu haben. Im Krankenhaus sei ihnen vom Drama auf dem Eibsee erzählt worden, wo im Juli ein Vater und sein kleiner Sohn ertranken. „Die Lehre für die Familie ist, dass sie künftig nur noch mit Schwimmwesten ins Wasser gehen werden.“

Familie möchte Lebensretter kennenlernen

Das Team und auch die Familie würde gerne nochmal Kontakt zu den Surfern aufnehmen, die so geholfen haben. Die Surferin ist bekannt, da sie aus Walchensee stammt. Die anderen beiden werden gebeten, sich zu melden.

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