„Früher war hier um 18 Uhr Ruhe“: Beliebter Badesee in Bayern erlebt neuen Ansturm bis in den Abend

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Entspannte Badefreuden: Am Walchensee-Südufer konnte in den vergangenen Tagen trotz Hitzewelle von Überfüllung keine Rede sein. © Karl Bock

Anders als etwa am Eibsee geht es am Walchensee-Südufer heuer vergleichsweise beschaulich zu. Vor Ort sieht man verschiedene Ursachen und Verschiebungen.

Jachenau/Kochel am See – Die jüngsten Bilder vom Massenansturm auf den Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen gingen durch alle Medien. Jetzt steht ein langes Wochenende mit hochsommerlichen Temperaturen an. Ist da für den Walchensee, einen der wichtigsten Ausflügler-Hotspots im Landkreis, ein ähnliches Szenario zu erwarten? Vor Ort geht man den heißen Tagen gelassen entgegen. Denn seit den teils chaotischen Zuständen im Corona-Sommer 2020 hat sich dort einiges verändert.

Rund 800 Autos am Walchensee gezählt

Die Bedingungen für einen Badeausflug waren schon vergangenen Sonntag (10. August) ideal. Doch während sich am Eibsee tumultartige Szenen abspielten, ging es am Walchensee-Südufer vergleichsweise beschaulich zu. In der Spitze waren es etwas über 800 Autos, die sich im Bereich der Mautstraße zwischen Niedernach und Einsiedel befanden, berichtet der Jachenauer Bürgermeister Klaus Rauchenberger. Bis zur Höchstgrenze von 1100 Fahrzeugen, ab der die Schranken an den Mautstationen geschlossen werden, war noch reichlich Luft. Wegen Überfüllung gesperrt war die Mautstraße heuer erst ein einziges Mal, nämlich am 29. Juni.

„Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist das Aufkommen an Badegästen überschaubar“, hat auch Hans Hohenreiter festgestellt, der in Niedernach einen SUP-Verleih betreibt. Noch vor einigen Jahren sei es so gewesen, dass man als Badegast spätestens um 10 Uhr da sein musste, um einen Parkplatz zu ergattern. „Jetzt kann man eigentlich den ganzen Tag über noch anreisen.“

Badegäste am Walchensee bleiben abends länger

Aus Sicht der Badegäste sei die entspanntere Situation angenehm. Für die Gewerbetreibenden am See dürften es aus Hohenreiters Sicht dagegen ruhig mehr Besucher sein. Ein Grund für den Rückgang – so hört er es immer wieder aus Gesprächen mit Ausflüglern heraus – sei wohl der doppelte Kostenfaktor von 6 Euro Maut plus 5 Euro Parkgebühr.

Baustelle am Kesselberg: Ampeln ausgetauscht

Entspannt hat sich auch die Situation bei der Anreise zum Walchensee über den Kesselberg. Bei Kochel ist wie berichtet eine Fahrspur der B11 wegen einer Baustelle gesperrt. Zu Beginn der Maßnahme bildeten sich dort im Ausflugsverkehr lange Staus, man stand bis zu einer Stunde. „Die Ampelschaltung wurde angepasst“, erklärt auf Anfrage Michael Meister, Sprecher des Staatlichen Bauamts Weilheim. Anfangs sei an der Baustelle noch eine Funkampel im Einsatz gewesen, „die offensichtlich nicht so funktionierte, wie sie sollte“, so Meister. Als mögliche Ursache habe man einen kleinen Wald zwischen den Ampeln ausgemacht, der die Funkverbindung gestört haben könnte. „Wir tauschten die Funkampeln gegen zwei verkabelte Ampeln aus“, so Meister. „Seitdem funktioniert der Ampelbetrieb viel besser.“

Nach dem subjektiven Eindruck von Alois Grünwald von der Wasserwacht Walchensee hat sich der Andrang lediglich verschoben: etwas weniger Betrieb herrsche am Südufer, dafür mehr im Bereich der Ortschaft Walchensee. Und noch andere Verhaltensänderungen stellt der ehrenamtliche Retter fest: „Früher war hier um 18 Uhr Ruhe, heute bleiben viele bis 20 oder 21 Uhr.“ Oft seien es große Familien mit 20 Personen und mehr, die am Ufer noch ein abendliches Picknick veranstalten. Eine Rolle spiele auch das Deutschlandticket, meint Grünwald. So kämen mittlerweile scharenweise Besucher mit dem Zug und dem Bus an den Walchensee. Dadurch verändere sich auch die Klientel. „Es sind heute Menschen aus vielen Nationen dabei, die man hier früher nicht gesehen hat.“

Naturschutz-Ranger am Walchensee im Einsatz

Wie groß der Andrang am langen Wochenende tatsächlich sein wird: „Da ist keine Prognose möglich“, sagt Bürgermeister Rauchenberger. Und auch Grünwald sagt: „Meistens kommt es anders, als man denkt.“

In der Wasserwacht-Station in Walchensee seien jedenfalls am Wochenende und an Feiertagen stets drei Einsatzkräfte bis 17 Uhr im Dienst. Und bei Bedarf und/oder außerhalb dieser Zeiten, „können wir großzügig nachordern“, sagt Grünwald. Denn die Ehrenamtlichen der Wasserwacht Walchensee wohnen alle in der Nähe. Die Wasserwacht-Station in Niedernach ist ab 10 Uhr mit fünf Kräften der Wasserwacht Tölz besetzt, so Gabriel Hartl, Leiter der Schnelleinsatzgruppe.

E-Bike-Verleih in der Jachenau sehr gefragt

Auch das Landratsamt wappnet sich personell. „Nahezu alle elf Naturschutz-Ranger sind während des verlängerten Wochenendes rund um die Isar und den Walchensees im Einsatz, um den Schutz der Natur zu gewährleisten“, erklärt Behördensprecherin Sabine Schmid. „Dabei finden sowohl tagsüber als auch nachts Kontrollen statt, um den erwarteten Besucheransturm bestmöglich zu begleiten.“

Denn ganz einsam dürfte es am Walchensee auch nicht gerade zugehen. Beim E-Bike-Verleih in der Jachenau etwa, so berichtet Inhaberin Joy Draxl, sind für Mariä Himmelfahrt schon alle Zweiräder reserviert. (ast)

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