Sie sind heiß begehrt: In Freising werden Förderlehrer ausgebildet
In Freising wird mit Förderlehrern eine besonders gefragte Berufsgruppe qualifiziert. Nun gab es aus erster Hand Einblicke in diese spezielle Ausbildung.
Freising - Der Bedarf an Förderlehrkräften ist riesig und steigt von Jahr zu Jahr. Was viele allerdings nicht wissen dürften: Auch in Freising ist eine Ausbildung zur Förderlehrkraft möglich. Um für diesen wichtigen Beruf die Werbetrommel zu rühren, lud das „Institut für die Ausbildung von Förderlehrern Freising“ jüngst zu einem Tag der offenen Tür ein.
Das Besondere: Bereits mit dem Mittleren Schulabschluss kann eine Lehrerlaufbahn mit einer späteren Verbeamtung eingeschlagen werden. Das Freisinger Tagblatt hat mit Anna Stelzer und Philipp Mühlbauer über ihre Entscheidung gesprochen, weshalb sie sich für diesen Beruf entschieden haben.
Eine Förderlehrkraft an Schulen? „Zu wenig“
Anna Stelzer (26) kommt aus München und ist durch ihr Lehramt-Studium auf das Fachgebiet von Förderlehrkräften gestoßen. Das habe ihr gleich so imponiert, dass sie sich nun beruflich anderes entschieden hat. „Eine Förderlehrkraft deckt viele Bereiche ab, das hat mir sehr gefallen“, erklärt Stelzer. Philipp Mühlbauer (21) aus Cham entdeckte den Beruf über seine Verwandtschaft, dort gab es nämlich einen Förderlehrer. Was ihm am besten gefällt: „Das spezielle Lernen in Kleingruppen und eben nicht vor der ganzen Klasse“.
Was beiden allerdings auffällt: An den meisten Schulen gibt es nur eine Förderlehrkraft, wenn überhaupt. „Das ist aber viel zu wenig, viele Schüler fallen dann durch das Raster“, sagt Mühlbauer. Klar sei zudem, dass der Bedarf per se steigt und auch noch steigen wird, weil Förderlehrer eben auch Deutsch als Zweitsprache für Kinder mit Migrationshintergrund unterrichten.
Zahlen, Daten und Fakten zur Ausbildung
Wer gerne Förderlehrkraft werden möchte, muss mindestens den Mittleren Schulabschluss haben und mindestens 16 Jahre alt sein. Drei Jahre lang dauert die Schule, dazwischen sorgen Praktika für Praxisnähe. Die Hauptfächer: Deutsch, Mathematik, Psychologie, Pädagogik und Individuelle Förderung. Während der Ausbildung gibt es kein Gehalt, BAFöG ist allerdings möglich. Förderlehrkräfte unterrichten an Grund- und Mittelschulen (Förderzentren) in den Fächern Mathematik, Deutsch und Deutsch als Zweitsprache, meist in kleinen Gruppen, aber auch einzelne Schüler.
Doch was braucht jetzt eigentlich ein guter Förderlehrer? „Spaß an der Sache und natürlich genügend Empathie, das ist sehr wichtig“, betont Anna Stelzer. „Man muss gut organisieren können, würde ich sagen“, meint hingegen Philipp Mühlbauer. „Später gestaltet man ja die Stundenpläne selbst, je nach den Bedürfnissen.“
Die Ausbildung selbst macht den beiden sehr viel Spaß, im Bereich Mathematik werden etwa die Inhalte der Grund- und Mittelschule abgearbeitet, komplexer gestalten sich dann aber durchaus Fächer wie Psychologie. Beide wollen später übrigens einmal eher mit Jugendlichen arbeiten und dabei helfen, deren Probleme zu lösen – weil der Fokus dabei mehr auf das Miteinander zwischen Lehrkraft und Schüler liegt, wie Mühlbauer erklärt.
Es braucht andere Einkommensquellen während der Ausbildung
Einen Wehrmutstropfen gibt es aber: Weil es eine schulische Ausbildung ist, gibt es kein Gehalt. „Mich unterstützen halt jetzt meine Eltern“, sagt Mühlbauer. Zudem habe er wie auch Stelzer einen kleinen Nebenjob angenommen, um über die Runden zu kommen. Wo beide auch eher ein Problem sehen, sind die hohen Mieten in Freising – wenn überhaupt etwas gefunden wird. Davon kann Mühlbauer ein Lied singen: „Ich hab‘ mich auf rund 50 Wohnungen beworben und zum Glück dann doch noch eine gefunden“.
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Trotzdem: Für Anna Stelzer und Philipp Mühlbauer gibt es keinen schöneren Beruf wie diesen, sie freuen sich jetzt schon auf ihre Arbeit mit den unterschiedlichsten Kindern. Übrigens: Der Tag der offenen Tür war ein voller Erfolg, weit über 200 potenzielle Bewerber waren der Einladung gefolgt, haben sich Infos abgeholt und durften auch an einem Probeunterricht teilnehmen.