Hohenlindener Wasserpreis steigt um 240 Prozent
Hohenlinden passt die Gebühren für Trinkwasser nach 24 Jahren an, weil es keine Alternative gibt. Dadurch entsteht eine rechnerisch enorme Preissteigerung.
Hohenlinden - Mit einer Grundgebühr von 92,03 Euro pro Jahr und einem Verbrauchspreis von gerade einmal 70 Cent pro Kubikmeter profitierten die normalen Hohenlindener Haushalte (nicht die Großabnehmer sind hier gemeint) seit dem 1. Januar 2000 von einem im Vergleich zu anderen Kommunen extrem günstigen Preis für hochwertiges Trinkwasser. Seit 24 Jahren wurde dieser Preis auch nicht mehr verändert. Eine an ein Fachbüro zuletzt vergebene Neukalkulation, die eigentlich alle vier Jahre für eine Gebührenbemessung vorgeschrieben ist, ergab nun aber: Es ist dringend nötig, dass die zuletzt entstandenen Kostenunterdeckungen ausgeglichen werden.
Zuletzt hatte die Kommune nämlich reichlich aus dem allgemeinen Haushalt - und damit aus gewöhnlichen Steuermitteln - zugeschossen. Manchmal nur 32842 Euro wie beispielsweise im Jahr 2021, aber ein Jahr später auch schon mal 262352 Euro. Das war das Jahr, als es einen erheblichen, durch Ameisen verursachten Schaden am Brunnen im Forst gegeben hatte. 2023 betrug das Defizit nach Gemeindeangaben 167336 Euro.
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Im Plenum wurden nunmehr drei Modelle diskutiert, wie eine neue Trinkwasser-Gebührenordnung ausschauen könnte. Nach einer langen und bisweilen auch konträren Debatte setzte sich die Auffassung der Verwaltung durch; und zwar sogar einstimmig. Die Verbrauchsgebühren werden demnach rückwirkend zum 1. Januar auf 1,68 Euro/Kubikmeter ansteigen, was mehr als eine Verdoppelung ist. Genau genommen geht es um 240 Prozent. Die Grundgebühr verändert sich auf neu 140 Euro/Jahr. Großkunden zahlen stufenweise bis zu 840 Euro. Besondere Gebührenregelungen bestehen für Bauwasser (keine Grundgebühr, aber 2,94 Euro pro Kubik).
Anfänglich sah es im Plenum noch nach Widerständen aus. Mehrere Hohenlindener Gemeinderäte, etwa Alois Grabl, Rudi Woidich (beide CSU) oder Johannes Rumpfinger (3. Bürgermeister, Grüne), sprachen sich für stufenweise Anpassungen aus. Dagegen argumentierten die Mandatsträger Mechtild Maurer und Hildegard Fröhlich (beide ÜWH) und auch Josef Neumeier (Bürgerliche) für eine sofortige Preisanhebung. Es seien schließlich Kosten entstanden, und die seien zu begleichen, hieß es sinngemäß.
Einige wünschten sich lieber schrittweise Preisanpassung
Bürgermeister Ludwig Maurer verwies darauf, dass in absehbarer Zeit schon weitere Arbeiten an der Wasserversorgung stattfinden werden. Unter anderem müssten mehrere Leitungen erneuert werden. Teils seien sie schon seit fünf Jahrzehnten im Boden. Gerade im Ortsteil Kronacker sei es zuletzt immer wieder zu Rohrbrüchen gekommen. Würde man das, was anstehe, mit in die Kalkulation einrechnen, müsste man über einen künftigen Wasserpreis von über zwei Euro diskutieren. Die neuen Gebühren nannte der Rathauschef auch weiterhin akzeptabel. Man rede künftig in Hohenlinden von Wasserpreisen auf einem Niveau, das es in anderen Gemeinden längst gebe. In den allermeisten Haushalte mache die jetzt beschlossene Erhöhung runde 30 Euro pro Jahr aus, so Maurer.
1000 Liter entsprechen im Betrag etwa zwei Flaschen Marken-Mineralwasser
Gleichwohl nutzte der Rathauschef das Forum, um nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass man es beim Trinkwasser hierzulande mit einem extrem hochwertigen und im Grunde spottbilligen Lebensmittel zu tun habe. Wie viele andere Kommunalpolitiker vor ihm schon bemühte Maurer auch einen direkten Preisvergleich. Künftig koste ein Kubikmeter, also 1000 Liter, Trinkwasser so viel wie eine oder maximal zwei 1-l-Flasche(n) Marken-Mineralwasser.
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Zum Vergleich: Im Verbund der Wasserversorgung Forst Nord mit Sitz in Anzing werden zurzeit 72 Euro Grundgebühr und 1,48 Euro/Kubik genommen. Derzeit gibt es, so Maurer, Überlegungen zwischen Hohenlinden und Forst Nord, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten.