Seit März ist vieles anders am Krankenhaus-Standort Schongau. Auf Station 6, wo Patienten der Inneren Medizin, Belegärzte und Chirurgie liegen, ist aber nach wie vor Betrieb. Damit das so bleibt, rufen Ärzte und Pflegekräfte dazu auf, das Angebot weiter wahrzunehmen.
Schongau – Recht ruhig geht es zu an diesem Vormittag auf Station 6 des Medizinischen Versorgungszentrums in Schongau. Pflegerinnen und Ärzte stehen auf dem Flur und gehen gemeinsam Patientenakten durch, ab und zu klingelt das Stationstelefon. Aus den Zimmern, in denen Patienten der Inneren Medizin, Chirurgie und der Belegärzte liegen, ist nichts zu hören. Irgendwie ist es ungewohnt, kennt man Krankenhaus-Flure doch eher laut und hektisch. Aber in Schongau hat sich bekanntlich einiges verändert.
Ein Krankenhaus gibt es hier de facto nicht mehr, seit sich der Standort der Krankenhaus GmbH komplett neu aufstellen musste und das Haus im März zum Gesundheitszentrum mit Notfall-Ambulanz gemacht hat. Es gab einschneidende Umstrukturierungen, Entlassungen, ganze Stationen wurden geschlossen. Auch die Patientenzahl ging erst einmal drastisch zurück: Von den 40 Betten auf Station 6 seien vor einigen Wochen gerade einmal elf belegt gewesen, sagt Stationsleitung Margit Sandner. „Das war eine schlimme Zeit.“ Inzwischen sei gut die Hälfte der Stationsbetten belegt.
Krankenhaus-Standort Schongau: Zahl der Planbetten auf 70 geschrumpft
Insgesamt ist die Zahl der Planbetten im Haus von 160 auf 70 geschrumpft. Davon stehen unverändert 40 auf Station 6, 30 Betten hat nach wie vor die Geriatrische Rehabilitation – der zweiten Station, die Schongau erhalten geblieben ist. Viele Patienten, die auf Station 6 liegen, werden von niedergelassenen Ärzten aus dem Landkreis oder aus der Notfallambulanz überwiesen. Zudem gebe es oft Überweisungen aus dem Krankenhaus in Weilheim, wie Pressesprecherin Petra Hunger erklärt.
Nach all den Veränderungen will man jetzt optimistisch in die Zukunft blicken, neue Wege gehen, auch in der Pflege (siehe Kasten unten). Denn: „Uns gibt es noch“, wie Pflegerin Sandner betont. Und damit das so bleibt, sei man auf die Akzeptanz aus der Gesellschaft angewiesen – dringender denn je. „Viele wissen leider nicht, dass es uns noch gibt.“
Monitoring an vier Patientenbetten ermöglicht Form der Überwachung
Mehr Optimismus wünscht sich auch Dr. Jochen Dresel, der sich im Aufenthaltsraum der Station in einen runden Sessel gelehnt hat. Der Chefarzt der Inneren Medizin ist für das interdisziplinäre Bauchzentrum, das Lungenzentrum sowie das gastroentrologische Zentrum zuständig und arbeitet in beiden Häusern der Krankenhaus GmbH. Dass seine Patienten so schwerwiegende Beschwerden haben, dass sie sofort auf eine Überwachungsstation gebracht werden müssen, sei selten der Fall, sagt er.
In Schongau – wo es keine richtige Überwachungsstation mehr gibt – hätte sich für die Mehrzahl seiner Patienten deshalb nichts geändert. „Diagnostisch und therapeutisch haben wir die gleichen Möglichkeiten wie vorher“, betont der Chefarzt. Und auch sonst sei man auf Station 6 „weiterhin voll vorhanden“ – inklusive einer ärztlichen Betreuung rund um die Uhr.
Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass es einschneidende Folgen hat, dass die Bettenzahl in Schongau um mehr als die Hälfte geschrumpft und die Intensivstation weggefallen ist. Das räumt auch Oberarzt Dr. Michael Wolf ein, der neben Dr. Dresel sitzt. Der Kardiologe sagt, dass das Fehlen einer Überwachungsstation „die einzige de facto Grenze“ sei, die ihn und seine Kollegen einschränken würde – zumindest „bei manchen Krankheitsfällen“. Denn jeder Patient, der einer intensiveren Betreuung und Überwachung bedarf, muss nunmal nach Weilheim gebracht werden.
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Die Überwachung per Monitoring, die auf Station 6 an vier Patientenbetten installiert wurde, ist wohl nur ein kleiner Trost – aber immerhin etwas. Die Geräte messen und zeigen die Vitalwerte der Patienten, wie etwa den Sauerstoffgehalt im Blut, den Blutdruck oder die Herzfrequenz. Damit können die Ärzte auch „kippelige Patienten“ versorgen, die einen höheren Betreuungsbedarf haben. „Das ist auch für mich als Kardiologe interessant“, sagt Dr. Wolf mit Blick auf das Monitoring.
Insgesamt appellieren die Ärzte und das Pflegeteam, das Angebot zu erkennen, das es in Schongau noch gibt – und es anzunehmen. „Ich habe den Eindruck, für die meisten war das Glas immer halb leer, aber nie halb voll“, sagt Dr. Wolf. Diese Einstellung müsse sich ändern.
Neues Pflegekonzept
Auf Station 6 hat man von der Bereichs- auf die Bezugspflege umgestellt. Bei dem Konzept, das es vor allem in Altenheimen gibt, soll der Patient möglichst dieselbe Pflegekraft haben. Das schaffe einen engeren Bezug, auch zu Angehörigen, sagt Pflegerin Petra Müller. Stationsleitung Margit Sandner sieht in der Bezugspflege Chancen. Wegen der kurzen Liegezeit zwischen drei und fünf Tagen sei es aber schwierig, „das Konzept gut zu leben“, räumt sie ein. Auch zu evaluieren, wie es sich auf die Patienten auswirkt, sei wegen der kurzen Aufenthaltsdauer schwer zu evaluieren.
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