Weniger Wirtschaftswachstum: Führende Institute senken Prognose für 2025

Deutschlands führende Wirtschaftsinstitute korrigieren ihre Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr nach unten und mahnen Reformen an. Erst 2026 könnte es wieder aufwärts gehen.

München – Die deutsche Wirtschaft kommt im laufenden Jahr nicht so gut voran wie bislang erhofft. Das Münchner ifo Institut korrigierte seine Prognose leicht nach unten und erwartet nun für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. „Die US-Zölle belasten die deutsche Wirtschaft nach wie vor spürbar“, sagte ifo Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Das Kieler IfW erwartet sogar nur ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent. „Die deutsche Wirtschaft wartet auf spürbare Impulse“, teilten die Forscher mit.

Führende Wirtschaftsforscher zur Konjunktur: Nur geringes Wirtschaftswachstum in 2025

Damit sagen die führenden deutschen Forschungsinstitute für 2025 kaum Wachstum voraus. Immerhin: Selbst ein geringes Wachstum in 2025 würde die lange wirtschaftliche Durststrecke mit zwei Rezessionsjahren in Folge beenden. Laut ifo Institut dürfte die Arbeitslosigkeit im laufenden Jahr um 155.000 Personen zulegen und die Arbeitslosenquote damit auf 6,3 Prozent steigen. Erst 2026 und 2027 soll die Arbeitslosenquote wieder fallen, auf dann 6,1 Prozent, beziehungsweise 5,4 Prozent. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ist etwas pessimistischer und sieht die Arbeitslosenquote auch in 2026 unverändert bei 6,3 Prozent.

Insgesamt bleiben die Vorhersagen auch für das kommende Jahr verhalten. Das Münchner ifo Institut senkte seine Prognose um 0,2 Prozent auf nunmehr 1,3 Prozent Wachstum. Der Ausblick liegt damit auf einer Linie wie das Kieler IfW, das für 2026 ebenfalls ein Wachstum von 1,3 Prozent in Aussicht stellt.

US-Handelspolitik bleibt ein Dämpfer für das Wirtschaftswachstum in Deutschland

Eine ähnliche Entwicklung sieht auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): „Erst für das Jahr 2026 stehen die Chancen gut, dass finanzpolitische Impulse zusammen mit niedrigen Leitzinsen eine konjunkturelle Belebung bewirken“, teilten die Forscher mit. Als größten Dämpfer für die Exportnation Deutschland haben die Wirtschaftsexperten die US-Handelspolitik sowie den wachsenden Konkurrenzdruck aus China ausgemacht. „Erhebliche Risiken für die deutsche Konjunktur liegen in der Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Außenhandelsgeschäfts“, sagte IWH-Abteilungsleiter Oliver Holtemöller. 

Wirtschaftsexperten mahnen Strukturreformen für mehr Wirtschaftswachstum an

Ein Grund für die besseren Aussichten ist die hohe Zahl an Arbeitstagen in 2026. Doch die Institute mahnten auch generell Strukturreformen an. Sonst „dürften die fiskalischen Impulse über konjunkturelle Strohfeuereffekte kaum hinauskommen“, hieß es beispielsweise aus Kiel.

Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat die Bundesregierung ein schuldenfinanziertes Sondervermögen auf den Weg gebracht. Dabei geht es um zusätzliche Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung. Zu den weiteren Maßnahmen zählen unter anderem beschleunigte Abschreibungsmöglichkeiten, die Senkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie sowie eine Absenkung der Stromsteuer für das Produzierende Gewerbe.

Experten für mehr Wirtschaftswachstum: Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten stärken

Die staatlichen Ausgabenprogramme können kurzfristig stabilisieren, lösen aber nicht die grundlegenden Wettbewerbsprobleme der deutschen Wirtschaft“, sagte Torsten Schmidt, Konjunkturchef beim Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Das Kernproblem sei „die anhaltend schwindende Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten“.  

Die Essener RWI-Forscher warnen gleichzeitig davor, sich beim Wirtschaftswachstum zu sehr auf den Staat zu verlassen: „Das größte Risiko für die deutsche Konjunktur liegt in der aktuellen Abhängigkeit von staatlichen Impulsen selbst“, erklärte das RWI. Verzögere sich der Mittelabfluss aus den Sondervermögen aus, drohe ein noch schwächeres Wachstum.

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