Rezessionsgefahr: IWF senkt Wachstumsprognose für Deutschland
IWF: Konjunktur in Deutschland bleibt Schlusslicht unter den Industrienationen
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Konjunkturprognose für Deutschland erneut nach unten korrigiert. Das Wachstum bleibt hinter anderen Industriestaaten zurück.
München – Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft verschlechtern sich dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge weiter. Für das laufende Jahr stellte der IWF am Dienstag (16. April) in Washington ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent in Aussicht. Im Januar hatte der IWF noch ein Plus von 0,5 Prozent erwartet.
Für die Weltwirtschaft insgesamt verbesserte der Währungsfonds die Prognose hingegen leicht - von 3,1 Prozent auf nun 3,2 Prozent. „Die Weltwirtschaft ist nach wie vor bemerkenswert widerstandsfähig, das Wachstum bleibt stabil, und die Inflation kehrt zum Zielwert zurück“, heißt es.
Deutschland bleibt Sorgenkind: Schon wieder Schlusslicht unter den Industrienationen
Keine andere große Wirtschaftsnation auf der Welt muss sich mit derart schlechten Werten begnügen. Der IWF verwies zur Begründung unter anderem auf den anhaltend schwachen Konsum. Deutschland war stärker als andere große Volkswirtschaften vom russischen Angriff auf die Ukraine betroffen, der hierzulande zu höheren Energiekosten führte.
Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft, während viele andere Länder in Europa und Übersee deutlich auf Wachstumskurs waren. 2025 traut der IWF Deutschland dann ein Plus von 1,3 Prozent zu. Das sind ebenfalls 0,3 Punkte weniger als im Januar gedacht. Im internationalen Vergleich wäre Deutschland damit aber nicht mehr das Schlusslicht. Italien und Japan dürften weniger Dynamik aufweisen.
Rezession: Wichtigster Wert bleibt die Inflation
Die Weltwirtschaft sei erstaunlich widerstandsfähig, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. „Trotz vieler düsterer Prognosen hat die Welt eine Rezession vermieden.“ Es habe keine unkontrollierten Lohn-Preis-Spiralen gegeben. „Stattdessen ist die Inflation, fast so schnell wie sie gestiegen ist, jetzt auf dem Weg nach unten.“ Allerdings sei die Normalisierung in den reichen Industrieländern ausgeprägter als in ärmeren Staaten. „Die meisten Indikatoren deuten eine sanfte Landung an“, so Gourinchas.

Der IWF betonte, dass sich Chancen und Risiken wieder die Waage halten, nachdem zuletzt die Risiken eindeutig überwogen. Wichtig bleibt die Inflation. Sie dürfte zwar seit den Höchstwerten Mitte 2022 weiter zurückgehen, aber mit unterschiedlichem Tempo. In den Industriestaaten werden 2024 noch 2,6 Prozent erwartet, 2025 dann 2,0 Prozent. Letzterer Wert entspricht dem Ziel großer Notenbanken wie der EZB oder der Fed in den USA. Dies dürfte die Basis für Zinssenkungen im zweiten Halbjahr bereiten, die dann wiederum die Konjunktur anschieben sollten. In Schwellen- und Entwicklungsländern werden dagegen 2024 und 2025 noch Teuerungsraten von 8,3 und 6,2 Prozent prognostiziert und damit etwas mehr als im Januar. Der allgemeine Trend sei ermutigend, sagte Gourinchas. „Wir sind aber noch nicht da.“
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IWF: China muss Immobilienkrise in den Griff bekommen
Der Währungsfonds warnte erneut vor der seit der Corona-Pandemie stark gestiegenen Staatsverschuldung. Die Regierungen müssten wieder Puffer in ihren Haushalten schaffen, um auf Krisen reagieren zu können. Dies werde sich kurzfristig aber negativ auf die Konjunktur auswirken. China muss laut IWF weiter die Immobilienkrise im Land in den Griff bekommen. Die schwächere Entwicklung armer Länder werde die Spaltung der Welt noch vertiefen, warnte der IWF.
Mit Material von Reuters