Pfingsthochwasser 1999: Brunnen unter Wasser, Felder überschwemmt, Bundeswehr musste anrücken
1999 wurde es für die Gemeindewerke Peißenberg richtig brenzlig: Die Brunnenanlage im Wasserschutzgebiet stand damals komplett unter Wasser. Die Werke mussten einen enormen Aufwand betreiben, um die Trinkwasserversorgung zu sichern.
Peißenberg – Das Pfingsthochwasser von 1999 verursachte auch in Peißenberg schwere Schäden. Die Ammer grub sich stellenweise ein neues Flussbett und die angrenzenden Felder wurden mit Kies, Geröll und Treibholz überschwemmt. Sogar die Bundeswehr musste zu den Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät anrücken. Besonders betroffen waren die Landwirte der Berghofsiedlung und der direkt an der Ammer gelegene Campingplatz. Betreiber Manfred Fischer will über die Geschehnisse vor 25 Jahren nicht mehr reden. Irgendwie verständlich: Damals ging es für den Campingplatz um die Existenz. Auch eine Anfrage der Heimatzeitung in der Berghofsiedlung blieb erfolglos.
Detailliert Auskunft gab hingegen Hans Sedlmayr. Der 71-Jährige war von 1982 bis zu seinem Rentenbeginn im Jahr 2012 der Wassermeister der Gemeindewerke – und in der Funktion war er beim Pfingsthochwasser 1999 voll im Einsatz. Was war passiert? Durch die starken Regenfälle an Pfingsten trat die Ammer auch an der Böbinger Ammerbrücke über die Ufer. Dabei wurde die Brunnenanlage überschwemmt. Das Problem: Das Hochwasser lief in die Brunnenköpfe. Eine ziemlich heikle Situation: „Das darf man laut sagen. So etwas vergisst man nicht“, sagt Hans Sedlmayr im Rückblick.
Keime im Trinkwasser
Als erste Sofortmaßnahme wurde die Bevölkerung über sämtliche damals zur Verfügung stehenden Medienkanäle informiert und zum Wasserabkochen aufgefordert. „Und wir haben sofort zum Chloren angefangen“, erzählt Sedlmayr: „Das Trinkwasser hat zwar glasklar ausgesehen, aber Proben haben gezeigt, dass durch das Flutwasser Keime reingekommen sind.“

Was die Lage damals zusätzlich verschärft hat: 1999 hatte Peißenbergs Trinkwasserversorgung noch keine drei Standbeine. Seit 1912 war die Gemeinde an eine Quelle in Paterzell angeschlossen. 1959 kam der Brunnen an der Böbinger Ammerbrücke hinzu. Die Quelle an der Burg wurde erst 2005 erschlossen. Schon vor 1999 monierte das Wasserwirtschaftsamt, dass die Trinkwasseranlage an der Böbinger Ammerbrücke „nicht mehr beherrschbar“ sei. Wie Sedlmayr erklärt, verläuft die Staatsstraße Richtung Böbing genau in der Anstromrichtung des Trinkwassers.
Die Behörden hatten die Sorge, dass das Wasserschutzgebiet durch einen größeren Verkehrsunfall und auslaufende Flüssigkeiten verunreinigt werden könnte. Nun sorgte eben das Hochwasser für Probleme. Für die Gemeindewerke waren die Ereignisse von 1999 das endgültige Signal, einen dritten Brunnen zu bauen. „Wo wir überall gebohrt haben, sogar bis in den Bereich `Schendrich` hinein haben wir gesucht“, berichtet Sedlmayr. Fündig geworden ist man schließlich an der Burg im Norden Peißenbergs. Auf 29 Metern Tiefe stieß man auf eine Wasserader.

Doch zurück zum Pfingsthochwasser: Sedlmayr und sein Team waren damals rund sechs Wochen lang beschäftigt, um die Brunnenanlage wieder auf Vordermann zu bringen. Es mussten Nachweise erbracht werden, dass das Chlor auch bis in die Endleitungen gelaufen ist. „Bei den Hauptleitungen war das schnell der Fall. Aber bis es zum Beispiel am Berghof angekommen ist, hat es gedauert“, erzählt Sedlmayr. Zudem wurde die gesamte Brunnenanlage desinfiziert. Die ganze Angelegenheit ist letztlich glimpflich abgelaufen: „Es hat keine Reklamationen und auch keine Epidemie gegeben“, berichtet Sedlmayr weiter.
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Brunnen weiterhin in Betrieb
Übrigens: Der Brunnen an der Böbinger Ammerbrücke ist nach wie vor in Betrieb – und er liefert beste Wasserqualität: „Das Wasser ist nicht so hart wie an der Burg oder in Paterzell“, erklärt der frühere Wassermeister. Auch die Sorge vor den Folgen von Verkehrsunfällen teilt Sedlmayr nicht. „Wenn etwas passiert, dann hat man genügend Zeit, um zu reagieren.“ Bis das Wasser von der Brunnenanlage über die Pumpen in den Hochbehälter beim „Schweiber“ gelangt, würden immerhin bis zu drei Stunden vergehen.
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