Vor 25 Jahren: Als das Hochwasser nach Maxkron kam - „Das waren schon Tragödien“

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Immer weiter drang das Wasser in Untermaxkron vor, auch in viele Häuser. Die Staatsstraße neben der Loisach steht hier unter Wasser. © Archiv Wasserwirtschaftsamt Weilheim

Das Pfingsthochwasser, das im Mai 1999 im Penzberger Ortsteil Maxkron viele Häuser und Straßen überflutete, jährt sich heuer zum 25. Mal. Einer, der dieses Jahrhundert-Hochwasser hautnah miterlebt hat, ist Stadtrat Ludwig Schmuck. Er hat die Katastrophe nicht nur als Anwohner erlebt, sondern auch als Einsatzleiter des Roten Kreuzes (BRK).

Begonnen hatte das Unheil, das später als Jahrhundert-Hochwasser bezeichnet werden würde, mit starken, lang andauernden Regenfällen, die am Freitag vor dem Pfingstwochenende in Penzberg und den umliegenden Gemeinden Keller und Campingplätze unter Wasser setzten. An der Loisach stieg am Abend der Pegel innerhalb von zwei Stunden um 60 Zentimeter, wie man in der Berichterstattung der Heimatzeitung nachlesen kann. Wo kein Damm war, trat der Fluss über die Ufer. Gegen 19 Uhr ging auf der Verbindungsstraße über die Fletzener Brücke nach Hohenbirken nichts mehr. Gegen 20 Uhr erfolgte die Sperrung der Straße von Maxkron nach Beuerberg.

Im Laufe der folgenden Stunden habe die Straße bis zu 1,50 Meter komplett unter Wasser gestanden, erinnert sich Ludwig Schmuck. Er wohnte damals wie heute in Untermaxkron und erlebte vor 25 Jahren als Einsatzleiter des BRK Penzberg das Pfingsthochwasser 1999 hautnah mit. „In diesen Tagen war ich Tag und Nacht im Einsatz.“ Als BRK-Einsatzleiter war er unter anderem für die Kommunikation zwischen den einzelnen Rettungsorganisationen zuständig.

Erinnerungen an das Pfingsthochwasser von 1999 in Maxkron Ludwig Schmuck
Erinnerungen an das Pfingsthochwasser: Ludwig Schmuck hat alle Zeitungsberichte aus diesen Tagen aufbewahrt. Er lebt bis heute in Maxkron. © Seliger

Wie sich der damals 49-Jährige erinnert, spitzte sich ab Samstagfrüh die Situation für die Bewohner von Maxkron immer mehr zu. Im Graben neben dem Loisachdamm staute sich das Wasser immer weiter und erreichte schließlich die ersten Häuser. Vor allem in Obermaxkron sei die Lage bisweilen „ganz dramatisch“ gewesen. Gut kann sich der gelernte Maurer noch daran erinnern, wie er zwei seiner Nachbarn aus ihren Häusern holen ließ. Sie seien pflegebedürftig gewesen und hätten sich nicht aus eigener Kraft in Sicherheit bringen können. Also habe er veranlasst, dass sie ins Krankenhaus gebracht wurden.

Obermaxkron war nicht mehr zu erreichen

Bis Samstagnachmittag war Obermaxkron über die kleine Autobrücke nicht mehr zu erreichen. Häuser standen unter Wasser. Erwogen wurde damals, auf der Straße einen Damm zu errichten – ein Plan, der aus technischen Gründen aber wieder verworfen wurde.

Da Schmuck sich relativ sicher gewesen war, dass sein Haus in Untermaxkron dem Wasser standhalten würde, da er es entsprechend hochwassersicher gebaut habe, konnte er sich als BRK-Leiter voll auf seinen Einsatz konzentrieren. Etwa 40 Einsatzkräfte habe er unter sich gehabt. Seine Garage funktionierte Schmuck in einen behelfsmäßigen Brotzeitraum für die Einsatzkräfte um. Und auf der damals noch unbebauten Wiese neben seinem Haus ließ er ein Zelt für die Rettungskräfte errichten, zu denen neben dem BRK die Feuerwehr, das THW sowie die Berg- und Wasserwacht gehörten. Auch Bürger und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie des Bauhofs packten mit an. Im Saal des Roten Kreuzes an der Winterstraße habe er Feldbetten für die Evakuierten aufstellen lassen. Doch die seien gar nicht benötigt worden, da alle Betroffenen bei Verwandten oder Freunden untergekommen seien.

Im Wasser trieben Habseligkeiten

Irgendwann habe man Obermaxkron teilweise nur noch per Boot erreichen können, um zu kontrollieren, ob sich Menschen und Haustiere rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, erinnert sich Schmuck. „Am letzten Haus stand das Wasser bis zum ersten Stock.“ Glücklicherweise hatten alle Betroffenen ihre Häuser rechtzeitig verlassen. Doch im Wasser trieben alle möglichen Habseligkeiten; darunter neue Öltanks aus einem noch im Rohbau befindlichen Gebäude.

„Das waren schon Tragödien“

Auch an die menschlichen Dramen, die das Hochwasser mit sich brachte, erinnert sich Schmuck gut; etwa an die junge Familie, die erst vor kurzem gebaut hatte und nun mit ansehen musste, wie ihr Zuhause vom Wasser schwer beschädigt wurde, das in alle Ritzen der Gebäude drang und im Innern Möbel, Technik und Erinnerungsstücke vernichtete. Nach der Katastrophe – so erinnert sich Schmuck – habe er dem Familienvater dabei geholfen, sein Haus neu zu verputzen. „Das waren schon Tragödien.“ Denn es habe auch Hausbesitzer gegeben, die keine Elementarversicherung abgeschlossen hatten. Sie hätten später aber Hilfe von der Stadt und der Kirche bekommen. Trotz allem habe man in Maxkron Glück gehabt 1999. Denn das Wasser sei sukzessive angestiegen und sei nicht wie im Ahrtal als große Flutwelle über die Menschen hereingebrochen. „Das war in Anführungszeichen das Gute.“ Außerdem sei das Wasser relativ sauber gewesen und habe nur wenig Schlamm in die Häuser gespühlt.

Immer wieder Maxkron: Nur mit Wathosen behielz man  beim Hochwasser  trockene Füße.
Immer wieder Maxkron: Nur mit Wathosen behielt man beim Hochwasser trockene Füße. © Steibli

Ohne Pause war Schmuck an diesem Pfingstsamstag in Maxkron unterwegs. Er habe Sandsäcke geschleppt und überall angepackt, wo es nötig war. „Zum Essen hatte ich keine Zeit.“ Jeder habe Angst gehabt, dass es noch schlimmer werden würde als es eh schon war an diesem schicksalshaften Tag. Und tatsächlich: Während sich die Lage im Landkreis am Sonntag entspannte, spitzte sich die Lage für Maxkron weiter zu, denn der Pegel der Loisach stieg um weitere 70 Zentimeter. Am Sonntagnachmittag wurde im Bereich der Staatsstraße zwischen Beuerberg und Maxkron die Dammkrone überflutet. Die Wassermassen seien auf der Straße Richtung Maxkron zurückgeflossen, erinnert sich Schmuck. Das Wasser stand hier bis zu 80 Zentimeter hoch. Weitere Häuser wurden überflutet. Erst in der Nacht auf Montag stabilisierte sich die Lage. Dann begann der Pegel langsam zu sinken.

Hochwasserschutz kam erst Jahre später

Im Nachhinein habe Maxkron Glück im Unglück gehabt, sagt Schmuck. Denn niemand sei verletzt oder gar getötet worden. Die Aufräumarbeiten hätten quasi sofort begonnen. Auch dabei habe er mitgeholfen – allerdings nicht mehr als BRK-Chef „sondern als Nachbar“. In den folgenden Tagen musste sich die Stadt auch Kritik gefallen lassen; unter anderem dafür, das zwar an der Etz und in Reindl neue Baugebiete ausgewiesen worden seien, im Gegenzug aber für keine Rückhaltemaßnahmen für das von dort nach Maxkron fließende Wasser gesorgt worden sei.

2005 erlebte Maxkron erneut ein schlimmes Hochwasser. Erst danach wurden für 2,8 Millionen Euro das neue Pumpwerk sowie die Deichverstärkung gebaut und im Juli 2006 eingeweiht. Beim Hochwasser 2013 haben sich diese Bauwerke erstmals bewährt.

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