Haste mal paar Euro übrig? - Mal kurios, mal tragisch: Online-Spendenkampagnen im Kreis Ebersberg

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Wer Geld übrig hat, kann es auf sogenannten Crowdfunding-Plattformen unters Volk bringen. Nicht immer sind es überlebensnotwendige Anliegen, für die Menschen aus dem Landkreis Ebersberg den virtuellen Klingelbeutel kreisen lassen. (Symbolbild) © Michael Bihlmayer/Imago

Wer Geld brauchte, musste früher Bekannte und Verwandte anpumpen, bis deren Mittel oder Geduld erschöpft waren. Im Internetzeitalter florieren „Crowdfunding“-Plattformen. Auch im Kreis Ebersberg gibt es viele, die so finanzielle Hilfe suchen. Die Anliegen reichen von dramatisch bis kurios.

Landkreis – Der bittere Fall des Schauspielers Heinz Hoenig („Das Boot“) macht bundesweite Schlagzeilen. Weil der 72-Jährige nicht krankenversichert ist, ruft seine Frau Annika übers Internet zum Spenden auf, um lebensrettende Operationen zu finanzieren. Solche Fälle gibt es hierzulande dank des Gesundheitssystems nur selten. Doch auch im Landkreis Ebersberg brauchen Menschen Geld und tun das kund. Sieht man sich beim Marktführer für „Crowdfunding“-Kampagnen, der Spendenplattform „GoFundMe“, um, ergibt sich ein buntes Bild der Bedürfnisse und Begehrlichkeiten.

Notlagen lassen die Menschen um Spenden bitten

Da ist etwa der tragische Fall des kleinen Eddy aus Hohenlinden, über den die EZ über die vergangenen Jahre mehrfach berichtet hat. Der Bub wäre als Zweijähriger fast im heimischen Gartenteich ertrunken. Seitdem sammeln seine Eltern Geld im Netz, derzeit für eine Stammzellentherapie. Ihr Anliegen haben rund 1300 Menschen mit insgesamt fast 65 000 Euro unterstützt.

Oft sind es Notlagen aus Extremsituationen, die Menschen dazu bewegen, eine Online-Spendenkampagne zu starten. So sammelt ein Vaterstettener zugunsten der Witwe seines im April verstorbenen besten Freundes, um die Beerdigungskosten zu finanzieren. Es sind knapp 4000 von 20 000 Euro zusammengekommen. Eine andere Vaterstettenerin sammelt für sich selbst, weil nach dem Tod ihres Lebensgefährten das Geld zum Leben nicht mehr reiche. Die Kampagne verharrt allerdings bei null. Eine Aßlingerin, die für die privatklinische Behandlung ihres autistischen Sohnes sammelt, binnen eines Monats 605 von angestrebten 12 000 Euro ersammelt.

GoFundMe im Landkreis Ebersberg: Haustiere sind ein großes Thema

Ein großes Thema bei den GoFundMe-Kampagnen im Landkreis Ebersberg sind Haustiere. Erfolglos wirbt bislang eine Katzenbesitzerin aus der Gemeinde Baiern um 2000 Euro Spenden für die Tierarztbehandlung ihrer fast totgebissenen Katze. Eine Frau aus Poing braucht 1000 Euro für eine Krebsbehandlung für ihren Hund und hat im vergangenen Vierteljahr immerhin 570 Euro zusammenbekommen. Und trotz des herzerweichenden Fotos eines Welpen mit eingegipstem Bein ist die ähnliche Kampagne einer Bruckerin bei 80 von 1000 Euro versandet.

Ein ganzer Schwung Online-Spendenaktionen mit Initiatoren aus dem Landkreis Ebersberg auf „GoFundMe“.
Ein ganzer Schwung Online-Spendenaktionen mit Initiatoren aus dem Landkreis Ebersberg auf „GoFundMe“. © ez

Erfolgreicher sind Vaterstettener Eltern, die 1800 von 2500 Euro für eine Profi-Spülmaschine für den Naturkindergarten ersammelt haben. Zäher läuft es bei den Grafinger „Kleinen Strolchen“, deren Kampagne für neue Spielgeräte bei 350 von 20 000 Euro stockt. Zur Unterstützung der Vaterstettener Igelstation sind bislang 1027 von 5000 Euro zusammengekommen. Und die Bürgerinitiative gegen die Asylbewerberunterkunft im Markt Schwabener Ziegelstadl hat 8525 von 9500 Euro für ihre juristische Kampagne eingeworben.

Kuriose Kampagnen: Geldstrafen, Möchtegern-Auswanderer und verhinderte Urlauber

Weitere Kampagnen verdienen wohl das Etikett „kurios“. Eine Markt Schwabener Abiturientin würde gerne ein Freiwilligendienst-Jahr in Neuseeland absolvieren, braucht dazu aber 4500 Euro – und hat 980 beisammen. Ein Forstinninger will mit 1500 Euro endlich mal richtig Urlaub machen und schreibt: „Ich hoffe, jemand versteht meine Gefühle und kann mich unterstützen.“ Bislang erfolglos. Eine Plieningerin hofft genauso erfolglos auf 400 Euro für ein neues Handy. Und ein vorbestrafter Corona-Querdenker aus dem südlichen Landkreis hat unter „Hilfe, für die Demo-Strafen“ 560 Euro für aufgelaufene Prozesskosten und Bußgelder gesammelt. Spendenziel: 10 000 Euro. Eine Studentin aus Ebersberg scheitert bislang gänzlich mit ihrem Versuch, 40 000 Euro zusammenzukratzen, um mit ihrem Freund in die USA auszuwandern. Und auch ein 14-jähriger Musik-Enthusiast aus Baiern, dessen Taschengeld für sein Vorhaben nicht ausreicht, hat bislang 0 von 50 Euro für einen neuen Audioverstärker eingeworben.

Wer auf der GoFundMe-Website die jeweilige Gemeinde eingibt, wird zu den hier kurz angerissenen Geschichten fündig – allerdings wird der Wahrheitsgehalt der dort aufgeführten Anliegen vom Anbieter nicht vorab überprüft.

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