Der umstrittene Ausbau der Johann-Baur-Straße zur Fahrradstraße ist erst mal aufgeschoben. Droht damit das Radverkehrskonzept der Stadt Weilheim zu scheitern?
Weilheim – Der Umbau der Johann-Baur-Straße zur Fahrradstraße ist ein wichtiges Pilotprojekt im Rahmen des Radverkehrskonzeptes, das Weilheims Stadtrat im Jahr 2021 beschlossen hat. Doch in der jüngsten Ratssitzung wurde dieses Projekt aufgeschoben. Vor allem Vertreter von CSU/FDP lehnen den Umbau in der geplanten Form ab, weil sie unter anderem Konflikte im Bereich vor dem Krankenhaus fürchten, dessen Haupteingang an der Johann-Baur-Straße liegt. Droht das Radkonzept dadurch noch vor Umsetzung des ersten Projekts zu scheitern, wie etwa aus Reihen der BfW-Fraktion befürchtet wird? Dazu ein Kommentar von Tagblatt-Redakteur Magnus Reitinger:
War‘s das mit dem Radkonzept?
Sie hat etwas von einem Glaubenskrieg, diese Diskussion. Und wenn CSU-Stadträte mit höchster Emotion warnen, der Umbau der Johann-Baur-Straße zu einer echten Fahrradstraße würde Weilheims Krankenhaus schädigen und könnte sogar Menschenleben gefährden, dann führt die Debatte schon fast ins Groteske.
So sehr sie stets beteuert, „grundsätzlich für Radverkehr“ zu sein: Die CSU torpediert mit ihren aktuellen Äußerungen letztlich das gesamte Radverkehrskonzept. Endlich soll eine erste wichtige Maßnahme daraus als Pilotprojekt umgesetzt werden – und beim ersten Gegenwind fällt eine Reihe von Ratsmitgliedern um.
Gewiss, man kann über die bauliche Gestaltung von Fahrradstraßen und manches Detail streiten. Aber für die Route, um die es hier geht, steht fest: Als einzige halbwegs taugliche Ost-West-Verbindung in Weilheim wird sie täglich von hunderten Radlern genutzt, auch von vielen Schülern. Und die sind dort bis jetzt keineswegs sicher unterwegs.
Der geplante Umbau, der das ändern soll, kostet Geld und Parkplätze, das sind die stichhaltigsten Gegenargumente. Doch die sind nicht neu und wurden längst diskutiert. Vor fast drei Jahren hat der Stadtrat mit seinem klaren Ja zum Radverkehrskonzept beschlossen, dieses Opfer hier und an anderen wichtigen Stellen zu bringen – für die Verkehrswende, den Klimaschutz und die Sicherheit der Radler.
Die nun hinzugekommenen Einwände von Klinik-, BRK- und Feuerwehr-Vertretern sind ernst zu nehmen. Aber sie sind auch nicht die einzige Wahrheit. Etwa die Mahnung, durch eine Einbahnregelung würde für Einsatzkräfte im Alarmfall die Anfahrt zum Feuerwehrhaus umständlicher: Sie ist ein Totschlagargument für jegliche Stadt- und Verkehrsplanung. Und für die Situation vor dem Krankenhaus-Haupteingang gilt wohl eher: Diese kann durch den Straßenumbau nur besser werden – für alle.
Durch die nun beschlossene Vertagung verzögert sich dieser Umbau einmal mehr. Dass man erst die Anlieger dazu befragen will, klingt gut und demokratisch. Doch, so viel Ehrlichkeit muss sein: Wird diese Befragung Folgen haben? Schon jetzt ahnen alle Ratsmitglieder, dass es vor allem Kritik an wegfallenden Autostellplätzen geben wird. Man darf gespannt sein, ob der Stadtrat dann tatsächlich sein Radkonzept noch vor Umsetzung des Pilotprojekts begräbt.
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