Bürgermeister Heilinglechner ist beim Hatzplatz-Parkhaus optimistisch. Aber der „Stadtrat muss auch mal Mut zeigen“ - dann könnte eine mutige Prognose klappen
Wolfratshausen – Während die örtliche FDP in dieser Woche zur Premiere ihres ersten Online-Stammtischs einlud (wir berichteten), bat die Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) am Mittwoch zu einem „offenen Abend“ ins Wirtshaus Flößerei. Ganz analog. Mit persönlichen Gesprächen von Angesicht zu Angesicht und der Option, sich dank Präsenzbedienung einen leckeren Wurstsalat und ein Weißbier zu bestellen. Nicht frisch gezapft waren die Themen, darunter der seit Jahren debattierte Parkhausbau zu Wolfratshausen. Doch bei einer zweitägigen Klausurtagung Mitte Januar im Kloster Seeon, die „dem Stadtrat gut getan hat“, so Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) rückblickend, scheint der Gordische Knoten durchschlagen worden zu sein. „2025 kann es stehen“, das Parkhaus auf dem Hatzplatz, sagte der Rathauschef am Mittwochabend, „das wäre möglich.“
„2025 kann es stehen“: Heilinglechner bei Parkhaus am Hatzplatz optimistisch
Wie berichtet hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung mit 25:0 Stimmen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die soll Aufschluss über die Kosten verschiedener Varianten geben – insbesondere mit Blick auf das Niveau der untersten Etage: ein Geschoss im Erdreich, ein Halbgeschoss im Erdreich oder ebenerdig? Bei den Planungen sollen auch die Vorschläge berücksichtigt werden, die der ehemalige Vorsitzende der Wolfratshauser SPD, Hans Gärtner, und Grünen-Stadtrat Hans-Georg Anders erarbeitet haben.
Bei der Klausur im Chiemgau hätte sich der Stadtrat zur Aufwertung der Altstadt bekannt, berichtete Heilinglechner den rund zwei Dutzend Besuchern der BVW-Veranstaltung. Mittlerweile habe jeder Mandatsträger verinnerlicht, dass die rund 70 Stellplätze, die der Attraktivitätssteigerung der Innenstadt und der Umgestaltung des westlichen Loisachufers zum Opfer fallen, an anderer Stelle kompensiert werden müssen. Und zwar vor Beginn der Baumaßnahmen, mit denen Stand heute ab 2027 gerechnet werden kann.
Parken in Wolfratshausen: Nach der Sommerpause soll es eine Entscheidung geben
Die Machbarkeitsstudie erwartet der Bürgermeister in den kommenden drei, vier Monaten. „Nach der Sommerpause“, so Heilinglechner, werde der Stadtrat eine erste Entscheidung treffen. Weitere müssen folgen, denn erst wenn die Kostenermittlung für besagte Varianten auf dem Tisch liegt, steht die Beantwortung von Detailfragen an: Wie viele Etagen soll das Parkhaus haben, wie viele Autos soll es schlucken können, wie soll die Fassade gestaltet werden?
Viele Anläufe scheiterten: Was ist beim Parkhaus-Plan anders als vor Jahren?
„Was ist denn heute anders als vor vier Jahren?“, wollte BVW-Vorsitzender Thomas Eichberger wissen. Bekanntlich hatte der Stadtrat seinerzeit einen Investor mit dem Bau und Betrieb eines Parkhauses beauftragt, löste den zu diesem Zweck geschlossenen Erbpachtvertrag jedoch wieder auf. Zum einen hätten die Positionen damals sehr weit voneinander entfernt gelegen, erklärte der Rathauschef. Manche Stadträte hätten für ein sechsgeschossiges Parkhaus für 300 Pkw plädiert – andere hätten die Meinung vertreten, dass es überhaupt kein Parkhaus brauche, „weil wir künftig alle mit dem Rad zum Einkaufen fahren“.
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Parkhaus Hatzplatz: „der beste Kompromiss für Wolfratshausen“
In der Klausurtagung sei es nun Konsens gewesen, dass ein Parkhaus auf dem Hatzplatz „der beste Kompromiss für Wolfratshausen“ sei, ergänzte Stadträtin Dr. Ulrike Krischke (BVW). Zudem hätten sich alle Klausurteilnehmer quasi dazu verpflichtet, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wenngleich Rathauschef Heilinglechner trotzdem nicht davon ausgeht, „dass es einen Zu-Null-Beschluss geben wird“. Dass die Machbarkeitsstudie einstimmig in Auftrag gegeben worden ist, ist für BVW-Rat Helmuth Holzheu aber ein Beleg dafür, „dass wir alle an einem Strang ziehen“.
Bürger ins Boot: SPD-Vorschlag sorgt für Gegenwind
Widerspruch löste in der Diskussionsrunde ein Vorschlag von Stadtrat Manfred Menke (SPD) aus. Der plädierte dafür, die Bürger mit ins Boot zu holen, um auszuloten, wie sich die Wolfratshauser ein Parkhaus auf dem „Filetstück“ Hatzplatz vorstellen. „Nein“, sagte BVW-Mitglied Eberhard Hahn. Der Stadtrat sei gewählt, um Entscheidungen zu treffen. „Ohne Wenn und Aber“ müssten die Bürgervertreter „auch mal das durchsetzen“, was sie beschlossen haben. In Form einer aufwendigen „Bürgerbefragung“ nochmals eine Schleife zu drehen, davon halte er nichts, erklärte Hahn – und bekam für diese Aussage viel Zuspruch. Auch Heilinglechner reagierte auf Menkes Vorschlag mit Skepsis: „Dann kommen wir auf keinen grünen Zweig.“ Der Stadtrat „ist der Bürgervertreter“, betonte Heilinglechner, „er muss auch mal den Mut zeigen, zu einer Entscheidung zu stehen“.
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Das bedeute nicht, dass der Souverän in Sachen Hatzplatz-Parkhaus komplett außen vor gelassen werde, relativierte Krischke. „Aber dass wir da bauen, steht fest.“ Allen Stadtratsfraktionen sei wohl bewusst, dass der Standort zwischen Loisach und Altstadt „ein sehr sensibler Bereich“ sei. Daher werde man hinsichtlich einer „ansprechenden Gestaltung“ des Gebäudes „genau hinschauen“.