BDM-Veranstaltung in Denklingen: Kurswechsel in der Agrarpolitik gefordert

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Die Interessen der Erzeuger sollten laut Manfred Gilch (re.) Vorrang vor denen der Industrie haben. Das sagte er bei einer BDM-Veranstaltung in Denklingen. © Jais

Ganz anderen Charakter als die erste Kundgebung im Januar, als der Grünen-Spitzenpolitiker Ludwig Hartmann massiv attackiert wurde, hatte jetzt die zweite Veranstaltung des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM): Sie verlief sachlich. Im Mittelpunkt: Forderungen, die weit über den Agrardiesel hinausgehen. Verlangt wird ein Kurswechsel in der Agrarpolitik.

Denklingen - Welche Schritte dabei auf nationaler und europäischer Ebene erforderlich sind, zeigte Manfred Gilch vom BDM-Bundesvorstand auf. Dabei seien drei Eckpunkte wesentlich, schilderte er vor 60 Zuhörern im Bürger- und Vereinszentrum Denklingen (BVZ).

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Es brauche eine „verbindliche Vorgabe“ von Verträgen mit konkreten Preisen, Mengen, Qualitäten und zur Laufzeit, und zwar bevor Erzeugnisse wie die Milch abgeholt bzw. geliefert werden, betonte Gilch. Europaweit sei ein Frühwarnsystem für Agrarmärkte notwendig. Gilch sprach von einer „Monitoring-Stelle“. Nur so könnten Krisen zum Beispiel im Milchmarkt schnell und objektiv sichtbar gemacht werden, um eine Überlieferung und damit einen rapiden Preisverfall zu verhindern.

Management der Landwirtschaft auf EU-Ebene

Der dritte Punkt beziehe sich ebenfalls auf die Ebene der Europäischen Union: Es müssten Werkzeuge bzw. Instrumentarien entwickelt werden für ein Marktmanagement der Landwirtschaft. Künftig müssten die Interessen der Erzeuger „Vorfahrt haben vor der Industrie“, rief Gilch ins Mikrofon.

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Gilch appellierte an die Politiker, für Chancengleichheit zwischen Landwirten und Abnehmern zu sorgen. Notwendig sei ein fairer Wettbewerb zwischen Landwirten auf der Seite der Vermarkter und zwischen Molkereien auf der Seite der Einkäufer. „Wenn man uns nicht stärkt, dann werden wir aus dieser Misere nicht herauskommen“, fügte er mit Blick auf die aktuell niedrigen Milchpreise hinzu.

Versorgung der Bevölkerung soll im Vordergrund stehen

Das geplante Mahnfeuer der Landwirte vor dem BVZ in Denklingen wurde wegen des starken Windes abgeblasen. Redner bei der Kundgebung, die Hermann Dempfle (Rott) vom BDM-Landesteam Bayern moderierte, waren neben Gilch noch Martin Schuster aus Leeder vom BDM-Kreisteam Landsberg, Johann Leis aus Uffing als BDM-Landesvorsitzender und Irmgard Hurnaus aus Rott für die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft im Oberland.

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Laut AbL sollte die Höhe der Förderung für Junglandwirte nicht weiter an der Betriebsfläche bemessen werden. Auch sollte vom geplanten schrittweisen Abschmelzen der Verbilligung beim Agrardiesel Betriebe bis zu 10 000 Litern Jahresverbrauch ausgenommen werden.

Für Martin Schuster aus Leeder, 35 Jahre alt, Landwirtschaftsmeister und seit Herbst 2023 Sprecher des BDM im Kreis Landsberg, muss es ein Umdenken geben. Nicht mehr die Versorgung der Industrie mit billigen Rohstoffen, sondern die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen und durch Kreislaufwirtschaft erzeugten Lebensmittel soll dabei im Vordergrund stehen. Es müsse für Bauern wieder möglich sein, das Einkommen über den Markt zu generieren – „ohne von Steuergeldern abhängig zu sein“. Dafür sei in der europäischen Agrarpolitik ein Kurswechsel notwendig.
JOHANNES JAIS

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