Panik unter Demokraten: Bidens katastrophales TV-Duell schürt Angst vor Wahldebakel
Die Demokraten empfehlen ihren Kandidaten für die diversen Wahlen im November wohl Distanz zu Joe Biden. Vizepräsidentin Harris wird als Alternative gehandelt. Trump legt in Umfragen zu.
Washington D.C. – Der desaströse Auftritt von US-Präsident Joe Biden im TV-Duell gegen Donald Trump, Bidens designierten Gegner bei der US-Wahl 2024 im November, hält das Demokratische Lager in den USA in Atem. Als erster etablierter Demokrat forderte der texanische Repräsentantenhausabgeordnete Lloyd Dogget Biden bereits „respektvoll“ zum Rücktritt auf. Andere Spitzenparlamentarier der Demokraten folgten ihm. Seit Bidens Entscheidung, eine zweite Amtszeit anzustreben, wird in den USA debattiert, ob der 81-Jährige noch fähig ist, das Land zu führen.

US-Wahl 2024: Demokraten-Kandidat „Panik“ vor wegen Bidens Auftritt im TV-Duell
Inzwischen werde Kandidierenden für das Repräsentantenhaus bereits hinter verschlossenen Türen geraten, sich von Biden zu distanzieren, wenn es im eigenen Wahlkreis hilft, berichtete die New York Times. „Panik“ sei nun „keine nützliche Emotion“, dasselbe gelte für Verleugnung, sagte John Avlon, der im Bundesstaat Long Island gegen einen Republikaner antritt, der Zeitung.
Mike Quigley, der seit mehr als einem Jahrzehnt den fünften Distrikt des Bundesstaats Illinois im Kongress vertritt, sagte dem TV-Sender CNN, Biden müsse begreifen, dass seine Entscheidung anzutreten auch darüber entscheide, wer ins Parlament gewählt werde. Das hätte „Auswirkungen für die nächsten Jahrzehnte“, sagte Quigley nach dem TV-Duell.
Schumer sagt „Ja“ zu Biden – Pelosi hält Fragen zu Bidens TV-Duell-Aussetzern für „legitim“
Auch im altgedienten Spitzenduo der Demokraten im US-Kongress gehen die Meinungen zu Bidens Kandidatur auseinander: Chuck Schumer, Mehrheitsführer im Senat, beantwortete laut NYT die Frage, ob er Biden das Amt zutraue, mit einem knappen „Ja“.
Hingegen hält es Nancy Pelosi, 2023 zurückgetretene, langjährige Sprecherin des Repräsentantenhauses, für eine „legitime Frage“, ob Bidens Aussetzer im TV-Duell eine einmalige Angelegenheit oder ein „Dauerzustand“ seien. Diese Frage müsse man angesichts der „Lügen“ im TV-Duell auch Donald Trump stellen, sagte die langjährige Abgeordnete aus Kalifornien.
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Swing State Maine: Kandidat der Demokraten hätte kein Problem mit zweiter Trump-Amtszeit
Besonders heikel wird die Debatte um Bidens Tauglichkeit für das Amt für demokratische Kandidierende in Swing States, die die Präsidentschaftswahl entscheiden: Jared Golden, Abgeordneter aus Maine, brach gar mit der Parteilinie der Demokraten, die Trump und sein Umfeld als existentielle Gefahr für die Demokratie darstellt. In einer Lokalzeitung schrieb er, er glaube an einen Sieg Trumps und könne damit leben. Nach Umfragen ist völlig offen, wer den Staat gewinnt.
Umfrage nach TV-Duell: Biden verliert massiv an Trump in New Hampshire
Im benachbarten New Hampshire, der das letzte Mal im Jahr 2000 an die Republikaner fiel, verlor Biden in einer Umfrage des Saint Anselm College massiv an Zustimmung: Im Dezember 2023 lag er noch 12 Prozentpunkte vor Trump und nun liegt er zwei Punkte hinter ihm. Demnach käme Trump auf 44 Prozent der Stimmen und Biden auf lediglich 42.
Damit liegt der Abstand zwischen beiden Kandidaten innerhalb der statistischen Schwankungsbreite, der Ausgang der Wahl ist also völlig offen. Bei der Wahl 2020 gewann Biden alle Bundesstaaten der nordöstlich gelegenen Region Neu-England. In New Hampshire hatte er sogar deutlich die Nase vorne. Das Ergebnis der US-Wahl 2020 in New Hampshire in Zahlen:
Joe Biden | Donald Trump |
---|---|
524.921 Stimmen | 365.654 |
52,7 % | 46,8 % |
Nach Aussetzern im TV-Duell: Ist Kamala Harris eine Alternative zu Joe Biden für die Demokraten?
Die bei weitem wahrscheinlichste Kandidatin, sollte Biden doch noch einen Rückzieher machen, wäre Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie wäre, so eine CNN-Umfrage, landesweit beliebter als US-Präsident Biden. Harris läge demnach nur zwei Prozentpunkte hinter Trump, wohingegen Biden in der Umfrage sechs Prozentpunkte zurückläge. Der Durchschnitt der Umfragen zur US-Wahl sieht Trump aktuell knapp vor Biden.
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Ob Harris als Vertreterin des Regierungskurses in Fragen von Migration und Außenpolitik allerdings fähig wäre, das Bündnis von linken Sozialdemokraten hin zu Liberalkonservativen zu einen, ist offen. Bidens Beschluss, die Grenze zu Mexiko de facto für Migranten zu schließen, erzürnte viele Parteilinke. Ähnlich verhält es sich mit der Wahrnehmung von Bidens Nahostpolitik seitens vieler junger Menschen, die sonst üblicherweise Demokraten wählen. Ihnen weiter entgegenzukommen, würde jedoch liberalkonservative Wählergruppen verärgern, die für die Republikaner eventuell erreichbar wären. (kb)