Secret-Pack-Automat: Paar verkauft Überraschungspakete am Tegernsee – „Kick beim Auspacken“

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Packerl zum Mitnehmen: Franz und Steffi Rank verkaufen in einem Automaten Retourenpakete – Inhalt unbekannt. Platz dafür haben sie in ihrer Garage in Gasse geschaffen, wo auch kistenweise Nachschub lagert. © Thomas Plettenberg

Franz und Steffi Rank verkaufen Retouren und nicht zugestellte Pakete als sogenannte Secret Packs in einem Automaten bei Gmund. Den Inhalt kennen weder sie noch ihre Kunden.

Gmund – Die ersten Packerl hat Franz Rank (33) natürlich selbst aufgemacht. „Gleich am ersten Tag“, sagt der Gmunder und lacht. „Man ist ja neugierig.“ Mit ein paar neuen Geldbeuteln und vier Tuben Enthaarungscreme in der Hand wusste er nach dem Auspacken: „Das ist alles über dem Wert von 8,50 Euro.“ Als Kunde hätte er jetzt erleichtert aufgeatmet, denn genau so viel kostet ein „Secret Pack“, ein Überraschungspaket, wie es sich Käufer seit Anfang Mai aus seinem Automaten in Gasse bei Gmund ziehen können. Der Clou dabei: Weder Rank als Betreiber noch die Kunden wissen vorher, was sich darin verbirgt.

Befüllt sind die Schachteln mit Retourenware aus dem Versandhandel oder nicht zugestellten Paketen – ungeöffnet. Der Inhalt bleibt eine Überraschung und löst offenbar einen so großen Nervenkitzel beim Auspacken aus, dass Videos davon im Internet regelrecht viral gehen. „Ich war total fasziniert“, schildert Rank seinen ersten Eindruck. Erfahren hatte er von dem Konzept in einer Fernsehreportage. „Ich wollte sofort auf den Zug aufspringen.“

Nur eineinhalb Monate später stellte der gelernte Elektromeister, der als Technischer Leiter in einer Klinik angestellt ist, seinen eigenen Automaten auf – zwischen Seeglas und Ostin. „Aber mir hat noch die Ware gefehlt“, erinnert sich Rank. Nach einem Telefonat mit Jürgen Keuters, jenem „Secret Pack“-Betreiber, den er zuvor im Fernsehen gesehen hatte, kam schließlich ein Franchise-Vertrag zwischen den beiden zustande – und der Internettrend damit in Ranks Garage.

Erfinder aus dem Allgäu will damit seiner Tochter helfen

„Die Idee dazu hatte ich im letzten Dezember“, sagt Keuters auf Anfrage. Der 38-Jährige und seine Frau Tatjana sind Eltern einer Tochter mit Behinderung. Um ihr später ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, suchte das Paar aus Niederrieden im Allgäu ein Geschäftsmodell, in das ihre Bibiana in einigen Jahren einsteigen kann. „Wir haben erst an einen Snackautomaten gedacht, aber das war uns zu langweilig“, meint der Erfinder. So sei er auf die Idee gekommen, einfach die Pakete hineinzulegen, die er schon vorher nebenberuflich im Internet verkauft hatte. Er bezieht sie palettenweise von Sammelstellen der Absender, meist große Versandhäuser. „Deutschlandweit, aber auch weltweit“, verrät Keuters. „Wir sind damit bei uns in Niederrieden gestartet, haben einen zweiten Automaten in Buchenberg eröffnet und waren gerade dabei, einen dritten Standort zu suchen“, sagt der 38-Jährige. „Und genau an diesem Tag hat der Franz angerufen. Das war wirklich super.“

Von der fixen Idee bis zur Umsetzung ging alles ganz schnell, erinnert sich Rank. „Wir waren uns sofort einig.“ Statt zum Maibaum-Aufstellen fuhr der 33-Jährige mit seiner Frau am 1. Mai zum Unterschreiben des Vertrags ins Allgäu. „In Bayern braucht man ja doch ein Gesicht dazu“, erklärt Rank und schmunzelt. Keuters bestätigt, alle vier seien sich sofort sympathisch gewesen. „Franz und Steffi sind supernett und bodenständig.“ Die Heimfahrt traten die Ranks mit dem Vertrag und den ersten 500 Secret Packs an. Eine Woche später lieferte Keuters die nächsten 2000 Stück – ein Erfolgsmodell.

Marktlücke: „Es ist der Kick beim Auspacken“

„Unter der Woche kommen momentan im Schnitt zehn Leute am Tag“, sagt Rank. Am Wochenende sei der Ansturm größer. Manche würden bis zu zehn Packerl mitnehmen – für die Verwandtschaft oder zum Muttertag. Jeden Tag kontrolliert das Gmunder Paar den Automaten, garantiert befüllt ist er zwischen 8 und 20 Uhr.

Dass das ungewöhnliche Geschäftsmodell so gut funktioniert, erklärt sich Keuters mit einer Marktlücke. „Es ist der Reiz, der Kick beim Auspacken“, bestätigt der Allgäuer. Von einem USB-Kabel im Wert von ein paar Cent bis zu nagelneuen Schuhen, einer Heizweste und zuletzt einem Goldring können die beiden schon berichten. „Wir wissen vorher selbst nicht, was drin ist“, betont Keuters. Rank ergänzt: „Ich bin auch immer wahnsinnig neugierig.“ nap

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