Energiebericht liegt vor: Verbrauch fast gleich, aber Kosten explodieren

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Weilheim

KommentareDrucken

Bis 2035 sollen die Liegenschaften des Landkreises CO2-neutral mit Strom und Wärme versorgt werden. © Imago/imageBROKER/Dirkxv.xMallinckrodt

Nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verteuerte sich Energie massiv. Dementsprechend gespannt waren die Mitglieder des Kreisausschusses auf den Energiebericht, um zu sehen, wie viel der Landkreis eingespart hatte.

Landkreis – Es war der vorerst letzte Auftritt von Felix Geyer im Kreisausschuss. Seit vielen Jahren erstellte das Energie- und Umweltzentrum Allgäu den Energiebericht für die Liegenschaften des Landkreises Weilheim-Schongau. Mittlerweile habe man eine Energieingenieurin direkt beim Landratsamt eingestellt, die den Themenkreis künftig hausintern beackern soll, so der Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung beim Landratsamt, Philipp Rehm, im Ausschuss.

Insgesamt 18 Liegenschaften wurden untersucht. Der jährliche Verbrauch wird immer mit dem sogenannten Basisjahr verglichen. Das ist der Durchschnittsverbrauch aus den Jahren 2008 bis 2010. Vergleicht man nun den Verbrauch 2022 mit dem des Basisjahres, stellt man fest, dass der Wärmeverbrauch geringfügig um 35 Megawattstunden gestiegen ist. Der Stromverbrauch stieg um 392 Megawattstunden, 15 Prozent mehr als im Basisjahr.

Mit der gleichen Energiemenge wird immer mehr Fläche beheizt

Das liegt allerdings vor allem daran, dass der Landkreis immer mehr Fläche nutzt und demzufolge auch beheizen und mit Strom versorgen muss. Nicht zuletzt, weil vor einigen Jahren das neue Weilheimer Berufsschulzentrum hinzugekommen ist. In Zukunft wolle man daher den Energieverbrauch pro Quadratmeter genutzter Fläche ausweisen, um wirklich belastbare Zahlen zu haben, aus denen sich konkrete Schlüsse ziehen lassen, so Rehm im Kreisausschuss.

Man muss kein Experte sein, um die wirklichen Energieschleudern unter den Gebäuden des Landratsamtes zu identifizieren. Traditionell auf Platz 1 ist das Hallenbad in Weilheim. Obwohl es im Jahr 2022 vom 1. Januar bis 31. August geschlossen war, liegt es mit 1653 Megawattstunden beim Wärmeverbrauch unangefochten auf Platz 1. Lediglich der Wasserverbrauch sank deutlich aufgrund der langen Schließzeit.

Über 300 000 Euro mehr Energiekosten als im Basisjahr

Insgesamt hat der Landkreis für Heizung und Warmwasser in seinen Gebäuden im Jahr 2022 genau 11 605 Megawattstunden Energie verbraucht. Der Stromverbrauch lag 2022 bei insgesamt 2984 Megawattstunden, rund 400 mehr als im Basisjahr. Das ist übrigens fast doppelt so viel wie 1995 – die flächendeckende technische Ausstattung geht einher mit einem deutlich höheren Stromverbrauch.

Durch die Teuerung im Bereich Energie stiegen die Kosten für Wärme, Strom und Wasser im Vergleich zum Basisjahr um 23,1 Prozent auf rund 1,7 Millionen Euro – über 300 000 Euro mehr.

Der CO2-Ausstoß, der durch den Strom und Wärmeverbrauch der Liegenschaften des Landkreises verursacht wurde, lag 2022 bei 1700 Tonnen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was noch im Basisjahr an CO2 in die Atmosphäre gepustet wurde. Den größten Anteil daran hat freilich die vor Jahren getroffene Entscheidung des Landkreises, ausschließlich Ökostrom zu beziehen. Seitdem geht der gesamte Stromverbrauch mit gerade mal 105 Tonnen CO2 nur noch minimal in die Statistik ein. Dennoch ist auch der heizungsbedingte CO2-Ausstoß durch Investitionen in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Kein konkreter Fahrplan für energetische Sanierung der Landkreis-Gebäude

Deswegen fragte Markus Kunzendorf (ÖDP/Oberhausen) auch in der anschließenden Debatte konkret nach, ob es einen Sanierungsfahrplan des Landkreises gebe. Schließlich existiere nach wie vor die Zielstellung, dass dessen Liegenschaften ab 2035 klimaneutral bewirtschaftet werden müssen. Bauamtschef Rehm sagte, einen umfassenden Plan gebe es bislang nicht, man werde sich aber Schritt für Schritt die einzelnen Liegenschaften vornehmen. Ein erstes Projekt soll dabei der Anschluss der FOS/BOS in Weilheim an das Fernwärmenetz werden.

Klaus Gast (CSU/Weilheim) erinnerte sich nach eigenen Angaben noch gut daran, wie er und seine Kollegen im Finanzamt gefroren hatten, als auf Geheiß der Bundesregierung 2022 das warme Wasser abgestellt und Büroräume nur noch auf maximal 19 Grad aufgeheizt werden durften.

Energiesparvorgaben wurden im Landratsamt nicht kontrolliert

Er wollte wissen, wie viel der Landkreis durch diese Vorgaben im genannten Bereich eingespart habe. „Wir haben 15 Dienstgebäude beim Landratsamt. Wir haben das einmal als Anweisung rausgegeben, aber nie jemanden kontrolliert“, antwortete Landrätin Andrea Jochner-Weiß. Man habe zwischenzeitlich das Warmwasser abgeschaltet, dann aber auch zügig wieder angeschaltet, räumte sie ein. Am Ende seien auch deswegen die Einsparungen eher überschaubar ausgefallen.

Karl-Heinz Grehl (Grüne/Weilheim) fragte noch einmal deutlich nach, wie lange man das Hallenbad in Weilheim noch in dieser Form weiterbetreiben möchte. „Ein wirklich bedeutender Sparfaktor wäre, das Sportzentrum zu schließen und etwas neues zu bauen“, meinte er. Mit Blick auf die Finanzlage des Landkreises wurde die Debatte allerdings nicht weiter fortgesetzt.

Den gesamten Energiebericht zum Download inklusive der Aufstellung, wie viel jedes einzelne Gebäude verbraucht hat, finden sie hier.

Auch interessant

Kommentare