Erstmals überwintert ein Seeadler am Südufer des Ammersees

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Dem Fischer Sebastian Hölch aus Riederau gelang das Foto von dem jungen Seeadler. © Hölch

Am Südufer des Ammersees überwintert zum ersten Mal ein Seeadler. Er ist seit rund drei Monaten dort und sorgt für Freude bei Vogelfreunden.

Landkreis – Es ist die größte Adlerart in Deutschland: der Seeadler, bis zu 92 Zentimeter groß mit einer Flügelspannweite von knapp zweieinhalb Metern. „Das sind absolut eindrucksvolle Tiere, ein Steinadler ist dagegen richtig zierlich“, weiß der Landsberger Hobby-Vogelkundler Peter Weibl, der sich wie viele Vogelfreunde freut, dass eines der majestätischen Tiere zum ersten Mal am Ammersee überwintert – und vielleicht dort auch bleiben wird.

„Dieser noch junge Seeadler ist seit rund drei Monaten am Ammersee“, erzählt Weibl. Dass er noch jung ist, ist vor allem am Kopf zu erkennen: Beim erwachsenen Greifvogel ist der weitaus heller. Und auch der Schwanz wird im Alter weiß. Meist sei der Adler am Südufer unterwegs, weil das scheue Tier dort mehr Ruhe findet, so Weibl. „Aber er wurde auch schon am Lech gesichtet.“ Einzelne Seeadler kämen nur selten zum Überwintern an die Voralpenseen, bevor sie im März weiter in den Norden zum Brüten ziehen.

2023 wurden bayernweit 32 Seeadlerpaare registriert

Weibl weiß von einigen wenigen Tieren am Chiemsee. „Hier am Ammersee ist es aber der erste“, ist sich Claudia Thornton vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Landsberg sicher. Anders sei das in der Oberpfalz, Franken oder auch Niederbayern, erzählt Weibl. Er wisse von Brutpaaren beispielsweise im Gebiet der Fränkischen Seenplatte oder auch auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Vor einigen Jahren habe ein Seeadlerpärchen zwar versucht, am Chiemsee zu brüten. „Aber die haben leider ihr Nest wieder verlassen“, sagt Weibl. „Die vielen Leute haben sie wohl gestört.“

Wolfgang Nerb ist Naturschutzreferent und Koordinator für Adlerprojekte der Regierung der Oberpfalz – der Bezirk, der am meisten Seeadler in Bayern beherbergt. Er hat aktuelle Bestandszahlen: „Im Jahr 2023 gab es in Bayern 32 Seeadlerpaare, ein bis zwei davon in Oberbayern.“ Weitaus mehr Tiere gibt es in Norddeutschland, vor allem im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte: Rund 970 Seeadlerpaare leben laut der Umweltschutzorganisation WWF aktuell in Deutschland.

Auf dem Speiseplan des Seeadlers stehen auch Wasservögel

Das war in den späten 1970ern noch anders, berichtet Weibl: „Als ich noch jung war, war der Seeadler in Deutschland praktisch ausgestorben.“ Grund dafür sei das bis 1972 – in der DDR bis 1984 – erlaubte Pestizid DDT gewesen, das die Schalen der Eier so weich machte, dass die Jungtiere starben. „Irgendwelche Wahnsinnigen haben die Jungvögel sogar geklaut“, weiß Weibl. Damals wurde der Seeadler unter strengen Schutz gestellt – woraufhin die Zahl in Norddeutschland wieder deutlich zugenommen habe.

Seeadler legen ihre Eier ab Mitte Februar bis Ende März. Dafür müsste das hiesige Exemplar noch einen Partner abfangen – dem er oder sie dann bis zum Lebensende treu sein wird. Höhepunkt der Balz ist der Februar. „Und weil es noch ein Jungtier ist, könnte es ja gut sein, dass es sich jetzt am Ammersee sein Revier sucht“, sagt Weibl. Am Südufer seien die Bedingungen dafür ideal: „Das ist ein fischreiches Gebiet, es gibt noch relativ viel Uferlandschaft und der Lech ist auch nicht weit.“ Denn auf dem Speiseplan des Greifvogels stehen auch Wasservögel: „Einen Schwan schafft er nicht“, sagt Weibl, aber gerne ein Blässhuhn oder eine Ente.

Wobei der Seeadler nicht wählerisch sei: „Die fressen alles, was sie kriegen können“ – also auch Aas wie Fischreste, die die Kormorane fallenlassen. Fische zu fangen, sei für den großen Seeadler eher anstrengend. Das Tier ist für die Fischerei keine Konkurrenz, etwa weil es sich laut NABU (Naturschutzbund Deutschland) auf die vom Menschen verschmähten Brachsen spezialisiert hat. „Zudem frisst der Seeadler auch viel weniger Fisch als ein Kormoran. Und es gibt ja auch weitaus weniger von ihnen“, so Weibl.

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Damit sich der scheue Seeadler am Ammersee tatsächlich sesshaft macht, darf er nicht gestört werden. Auch ein Grund, der für seinen Aufenthalt am Südufer, im Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte Ammersee-Südufer“, spricht. „Problematisch sind aber auch dort die Kanufahrer und SUPler“, sagt Weibl. „Oder wenn so viele Touristen wie am Chiemsee hinkommen, ist er auch wieder weg.“ Das würden nicht nur Vogelkundler bedauern, ist sich Weibl sicher: „Das sind so wunderschöne Tiere. Und es wäre so toll, wenn die auch wieder hier in Südbayern regelmäßig zu sehen wären.“ Sabine Greiner

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