Trotz historischer Bedeutung: Die drei Linden an der Bahnhofstraße in Penzberg werden „zeitnah“ gefällt

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Drei Winterlinden an der Bahnhofstraße nahe der Hauptkreuzung werden nun „zeitnah“ gefällt. Am Baum im rechten Bildrand soll 1945 Albert Grauvogel erhängt worden sein. © Seliger

Jetzt haben es Denkmalverein und Stadt schwarz auf weiß: Ein Gutachten einer unabhängigen Baumgutachterin bescheinigt den drei Linden an der Bahnhofstraße „akute Bruchgefahr. Die Fällung soll nun „zeitnah“ erfolgen.

Penzberg – Den Beschluss, die drei Winterlinden zu fällen, fasste der Penzberger Bauausschuss bereits im April 2023 – aus Sicherheitsgründen. Doch praktisch ausgeführt wurde diese Entscheidung bisher nicht. Der Denkmalverein wehrte sich massiv dagegen. Zwei der Bäume seien „zweifelsohne denkmalwürdig, weil Mordopfer der Penzberger Mordnacht an ihnen erhängt wurden“, hieß es vom Verein. Albert Grauvogel soll an der Linde direkt neben der Hauptkreuzung erhängt worden und Sebastian Tauschinger am benachbarten Baum fast gestorben sein. Der Verein forderte, nach der Fällungs-Empfehlung durch die städtischen Baumkontrolleurin zusätzlich ein Gutachten eines unabhängigen vereidigten Baum-Sachverständigen einzuholen (wir berichteten).

Nun liegt dieses Gutachten vor und wurde von Carl-Christian Wippermann in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses zusammenfassend präsentiert.

Wie der Abteilungsleiter des Sachgebiets Umwelt- und Klimaschutz im Rathaus ausführte, habe die Expertise von Karla Melka-Müller die fachliche Einschätzung der Penzberger Baumkontolleurin bestätigt. „Den Bäumen geht es leider gar nicht gut“, betonte Wippermann. Das gehe aus dem Gutachten zweifelsfrei hervor.

Ein morscher Baumstamm.
Unter anderem leiden die Bäume an fortgeschrittener Stammfäule. © Seliger

Und auch, wenn man die drei Linden nur „sehr ungern“ entnehme, bestehe für die Stadt nach dem zweiten Gutachten ein „absoluter Handlungszwang“, denn: „Die Bäume sind nicht sicher“, warnte Wippermann. Die Stammfäule sei weit fortgeschritten und die Kronen seien bruchgefährdet. Vor diesem Hintergrund verwies Wippermann erneut auf die Verkehrssicherheitspflicht der Stadt. Die maroden Bäume stellten eine Gefahr für die Passanten in diesem Bereich dar.

Alter kann lediglich geschätzt werden - „Keine klare Aussage“ zu historischer Bedeutung der Bäume

Ob es sich bei der Linde an der Hauptkreuzung tatsächlich um den Baum handelt, an dem im Mai 1945 Albert Grauvogel erhängt wurde, dazu mache das Gutachten aus seiner Sicht „keine klare Aussage“, so Wippermann. Es gäbe lediglich eine „Altersschätzung“ von über 100 Jahren. Um endgültige Gewissheit zu erlangen, ob es sich bei dem Baum an der Hauptkreuzung um die Linde handelt, an der ein Mensch erhängt wurde, müsste man die anderen beiden Linden fällen, um das Alter von allen drei exakt zu ermitteln. „Aber das hilft uns auch nicht weiter“, so Wippermann. Denn die Bäume würden nie wieder gesund. „Die kriegen wir nicht mehr gerettet.“ Auch für den Baum an der Hauptkreuzung rate das Gutachten zur „Fällung“.

Seine Abteilung empfehle nun die umsichtige Entnahme der Bäume, wie sie bereits im April 2023 vom Bauausschuss beschlossen worden war. Die Baumscheiben als „historische Fundamente“ sollen erhalten werden. Zusätzlich sollen „gesunde neue Bäume“ gepflanzt werden, um den Charakter der Allee in der Bahnhofstraße wieder herzustellen. Diese neuen Bäume müssten dann allerdings mit mehr Sorgfalt behandelt werden, „die sie an dieser Stelle auch brauchen“. Das sei in den vergangenen Jahren vernachlässig worden. Unter anderem müsste der Boden locker gehalten und die Baumscheiben besser geschützt werden.

Baumstumpf zum Denkmal erheben?

Auf die Frage von Armin Jabs (BfP), ob man den für die Penzberger historisch bedeutsamen Baum an der Hauptkreuzung nicht einkürzen und den Torso „zum Denkmal erheben“ könnte, sagte Wippermann, hier sei das „Gutachten ganz klar in seiner Aussage“ und empfehle „die Fällung“. Auch die untere Natuschutzbehörde im Landratsamt habe dazu bereits im November eine klare Stellungnahme abgegeben, wonach „kein Naturdenkmal bei den betreffenden drei Bäumen in Frage kommt“. Die Stadt könnte zwar die Linde bis auf zwei Meter kürzen und den Stamm mittels Metallgestell schützen. Optisch sei das aber nicht besonders ansprechend, und der Baumstumpf gehe trotzdem weiter kaputt.

Der Baum hat unsere Geschichte geprägt

Markus Bocksberger (PM), der die Sitzung in Vertretung von Bürgermeister Stefan Korpan leitete, regte an, diese Linde sorgsam zu fällen und den Stamm dann künstlerisch weiterzuverarbeiten, denn: „Der Baum hat unsere Geschichte geprägt.“ Auf einer Gedenktafel könnte außerdem auf die historischen Ereignisse hingewiesen werden, die an „diesem denkwürdigen Standort“ einst passiert sind – eine Idee, die bei einigen Ausschuss-Mitgliedern gut ankam.

In einer schriftlichen Stellungnahme seites des Denkmalvereins zum Ergebnis des Gutachtens und zur nun angedachten Entnahme der Bäume heißt es, man überlege nun, „wie man erreichen kann, dass die historische Bedeutung insbesondere der Linde direkt an der Ampel der Hauptkreuzung verdeutlicht werden kann“. Denkbar wäre für den Verein etwa ein baumsicherndes Metallgerüst um den Baum herum.

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