"SPD kann machen, was sie will": FOCUS-online-Leser rechnen mit Merz-Regierung ab

Soll Merz Neuwahlen riskieren, die Brandmauer zur AfD einreißen oder auf eine Minderheitsregierung setzen? Der Artikel "CDU tuschelt über Befreiung von der SPD: Das hätte 3 Vorteile für Merz" hat unseren Lesern genau diese Optionen vor Augen geführt. In den Kommentaren überwiegt der Wunsch nach einer klaren Abgrenzung zur SPD.  Über das Szenario "Minderheitsregierung" streiten die Lager: Für die einen ist sie eine Chance auf Erneuerung, für die anderen ein Garant für Instabilität. Deutlich wird: Die Koalition überzeugt kaum noch jemanden – aber der Weg raus aus der Unzufriedenheit alles andere als eindeutig.

Verteilung der Meinung zu "CDU und SPD im Dauerstreit: Leser fordern Neuanfang – Kommentar-Analyse"
Verteilung der Meinung zu "CDU und SPD im Dauerstreit: Leser fordern Neuanfang – Kommentar-Analyse" FOCUS online

Im Artikel beschreibt Gabor Steingart drei Möglichkeiten für Friedrich Merz, die "fatalen Verhältnisse" in der Partnerschaft mit der SPD aufzulösen. Sie reichen von Neuwahlen über ein Tabubruch-Szenario mit der AfD bis hin zu einer CDU-geführten Minderheitsregierung. 

  • Variante 1: Neuwahlen, in der Hoffnung auf eine schwarz-grüne Mehrheit. Definitiv keine Option für Friedrich Merz und sein Team.
  • Variante 2: Die Beseitigung der Brandmauer und der Versuch, mit der AfD zu regieren. Ebenfalls ausgeschlossen. Die Unversöhnlichkeit der AfD macht schon die Kontaktaufnahme unmöglich. Die Merkel-CDU – das kommt verschärft hinzu – steht in Habachtstellung.
  • Variante 3: Die Entlassung der SPD-Minister und die Berufung eines Kabinetts aus CDU, CSU und unabhängigen Köpfen, um unter dem Banner der Überparteilichkeit eine Minderheitsregierung zu bilden. Diese müsste und würde sich im Parlament jeweils ihre Mehrheiten suchen.

Genau diese Vorschläge haben in den Kommentaren die Leserdebatte geprägt.

Befreiung von der SPD 

Ein hoher Anteil der Leser befürwortet einen entschiedenen Kurswechsel: Sie sehen in der Koalition den Hauptgrund für Reformstau und Blockaden. Viele wünschen sich von Merz einen klaren Schnitt, um der CDU wieder ein eigenständiges Profil zu geben. Die Stimmung schwankt zwischen Ungeduld, Frust und der Hoffnung auf einen politischen Neuanfang.

"Das konservative Profil der Union hat bereits unter Merkel großen Schaden genommen, weil die Dame die Partei unbedingt nach links führen wollte. Jetzt mit Merkelianern in den eigenen Reihen und unter der inoffiziellen Führung durch die SPD droht die Partei endgültig ihr Profil zu verlieren. Warum sollte man sie noch wählen."  Zum Originalkommentar

"Es gibt keine Alternative zu Variante 3! Letztendlich ist es die einzige Variante wo das Grundgesetz endlich wieder zum Leben erwachen darf und Mehrheiten durch die Vertretung des Souverän, also dem (gesamten) Parlament zustande kommen werden. Es ist mehr als an der Zeit, dass das Agieren in den Hinterzimmern von Koalitionen, bzw. Mehrheiten durch Koalitionszwang durch marginale Minderheiten ein Ende hat!" Zum Originalkommentar

"Die Sichtweise, populistisch Mulitimillionäre und Milliardäre mehr zur Verantwortung zu ziehen und gleichzeitig den Spitzensteuersatz von 42 Prozent bereits ab rund 68.000 Euro anzusetzen, zeigt den sozialistischen Gedanken, fleißige Bürger in die Pflicht zu nehmen. Die SPD ist nicht mehr die Arbeiterpartei, vertritt nicht deren Interessen, sondern überfrachtet den Sozialstaat zu Lasten der Arbeitnehmer. Sowohl die Mitglieder als auch deren Wähler sind keine Leistungsträger im gesellschaftlichen Sinne. Über eine Minderheitsregierung würde das jeweilige Ansinnen deutlicher." Zum Originalkommentar

"Mit Linken, Grünen oder SPD wird es keine Reform des Sozialstaates geben. Das ist deren potenzielles Wählervolk. Lieber eine Minderheitsregierung, als weiter wie bisher von einer 16-Prozent-Partei drangsaliert zu werden." Zum Originalkommentar

"Die SPD ist offenbar nicht regierungsfähig! Hat sie in der letzten Legislaturperiode schon eindrucksvoll bewiesen." Zum Originalkommentar

Ablehnung einer Minderheitsregierung

Die Idee einer CDU-geführten Minderheitsregierung stößt in zahlreichen anderen Kommentaren auf deutliche Ablehnung. Viele Leser befürchten politische Unsicherheit, eine eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Regierung und ein ständiges Taktieren im Parlament. Hinter der Skepsis steht die Sorge, dass Deutschland immer instabiler wird.

"Es wird einfach so getan, als ob die CDU/CSU unsere Probleme lösen könnte. Sie ist, zusammen mit den anderen selbsternannten Parteien der demokratischen Mitte für die aktuellen Probleme verantwortlich. Das sollte man nicht vergessen."  Zum Originalkommentar

"Variante 3 ist sehr gefährlich, weil sich dann SPD, Grüne und Linke zusammenschließen und jedes Vorhaben der CDU blockieren könnten. Merz könnte dann nie Mehrheiten zustande bringen. Solange die AfD komplett ausgeschlossen ist, also auch bei Abstimmungen, funktioniert das nicht. Und das hysterische Gebrüll wegen der Brandmauer würde sich dann noch verstärken, denn davon leben die Kleinparteien. Besser ist es, Merz nimmt sich endlich mal die SPD zur Brust und setzt sich durch. Die SPD wird die Koalition nicht platzen lassen, zu schön ist die Macht." Zum Originalkommentar

"Eine Minderheitsregierung? Wie soll die funktionieren? Glaubt irgendjemand, dass Abgeordnete von Linken, Grünen oder SPD Anträgen der Union zustimmen werden? Nein, sie werden ihre Wunden lecken oder ihre Wut ausleben." Zum Orginalkommentar

SPD als Reformblockierer

Viele Leser werfen der SPD vor, dringend notwendige Reformen aus parteitaktischen Gründen aufzuhalten und so das Land zu lähmen. Die Kommentierenden artikulieren deutliches Misstrauen und Frust gegenüber sozialdemokratischer Politik.

"Die Koalition mit der SPD war doch von vornherein ein katastrophaler Fehler. Und vor allen Dingen spielt auf einmal einer die erste Geige in der SPD, der Teil des Ampel-Unvermögens war. Friedrich Merz hat sehr schlechte Berater. Ich kann diesen Mann nicht mehr verstehen. Er hatte die große Chance und hat sie nicht genutzt." Zum Originalkommentar

"Die SPD hat sich ihre Zukunft mit der Brandmauer abgesichert. Deshalb kann sie machen was sie will. Dem muss endlich jemand entgegentreten." Zum Originalkommentar

"Mit dem SPD-Bremsklotz wird Merz keine Möglichkeit haben, seine Pläne umzusetzen. Es gibt nur eines: Minderheitsregierung. Und Neuwahlen. Ansonsten sehe ich Blau in der Zukunft. Wieso Selbstbeteiligung bei Krankheitskosten für die Steuerzahler, während andere Nichtsteuerzahler alles umsonst bekommen? Wieso Bürgergeld für Leute, die nicht arbeiten wollen? Da läuft doch einiges schief" Zum Originalkommentar

 

Forderung: Union muss Brandmauer fallen lassen

Viele Leser betonen, dass die CDU die Brandmauer zur AfD fallen lassen müsse. Die Brandmauer nach rechts wird als Hindernis betrachtet.

"Ich habe von Anfang an gesagt, dass die SPD ist der falsche Partner für die Union ist. Viel zu groß sind die gegensätzlichen Weltanschauungen. Hätte man nicht die (Brand-)Mauer errichtet, würde es viel besser klappen. Im Interesse der Wählerschaft. Aber man wollte halt am linken Rand fischen. Mauern waren noch nie gut (siehe DDR)."  Zum Originalkommentar

"Für mich ist Variante 2 die Erfolgversprechendste. Angesichts der desaströsen aktuellen Lage hierzulande dürfte nur ein konsequenter Richtungswechsel helfen. Die CDU besteht nicht nur aus Merz, der mittlerweile seine Glaubwürdigkeit verloren hat. Ein neuer, unverbrauchter Kandidat an der Spitze der Union wäre äußerst hilfreich." Zum Originalkommentar

"Die 'Brandmauer' ist Blödsinn. Es geht um konstruktive Zusammenarbeit gewählter Abgeordneter." Zum Originalkommentar

Vertrauensverlust in die Politik

Ein teil der Kommentare spiegelt große Politikverdrossenheit wider. Leser äußern, dass sie das Vertrauen in Parteien und Koalitionen grundsätzlich verloren haben.

"Aber, immer daran denken, eine Stimme für die CDU 'ist eine wertlose Stimme, denn wer CDU wählt, wird am Ende eine linke Politik bekommen!'"  Zum Originalkommentar

"Nächste Variante: Merz weg, Wüst rein. Merz lebt eigentlich noch in den 1960ern. Und deshalb wird er an sich selbst scheitern. Man kann mit der Denke und den Phobien aus den 1960ern nicht die Probleme von heute lösen. Das betrifft übrigens das Störfeuer aus Bayern auch. Wir brauchen Politiker, die wirklich unsere Demokratie retten wollen. Und dazu gehören nicht die radikalen Ränder. Und dazu braucht es einen Kanzler, der die Gegenwart kennt." Zum Originalkommentar

"Es wäre zu begrüßen, wenn mal wieder ein Politiker mit Mut agieren würde und nicht nur Machtgewinnung, -erhalt, Posten und Pfründe im Vordergrund stünden. Aber so viele Mutige wird es nicht mehr geben, obwohl des dem Land und den Bürgern zugutekommen könnte." Zum Originalkommentar

"Alle Gedanken, die man sich jetzt macht, kommen zu spät. Die Unternehmen, die heute die Abwanderung planen, werden das nicht korrigieren. Und die Unternehmen, die morgen den Insolvenzantrag stellen, sind heute schon pleite, weil Insolvenzanträge immer verspätet gestellt werden." Zum Originalkommentar

Ruf nach inhaltlicher Erneuerung

Neben Personalfragen geht es in einigen Beiträgen um die inhaltliche Leere der Parteien. Die jeweiligen User verlangen ein Ende alter Machtspiele und fordern von CDU und SPD neue Konzepte, die über taktisches Gezerre hinausgehen. Gefragt seien konkrete Reformen und ein Kurs, der Probleme endlich anpackt.

"Ein Bruch mit der SPD hätte dann hoffentlich zur Konsequenz, dass die neue Regierung dann endlich die dringend benötigten Kürzungen bei Rente, Gesundheit und Pflege vornimmt. Wir können uns ein Rentenniveau von 48 Prozent nicht leisten. Zudem ist der Leistungskatalog der GKV zu großzügig. Auch die Pflegeversicherung erbringt zu viele Leistungen. In beiden Bereichen benötigten wir Leistungskürzungen und damit mehr Eigenbeteiligung und Eigenverantwortung. Wir können unseren deutschen Unternehmen einfach nicht noch höhere Sozialabgaben zumuten. Dies wäre Gift für das Wirtschaftswachstum. Milei hatte in Argentinien den Mut diese einschneidenden Reformen in der Sozialversicherung durchzuführen. Ich hoffe, wir bekommen auch bald einen deutschen Milei, der diese Reformen durchführt." Zum Originalkommentar

"Reformen für Deutschland sind nicht mit den Linken (SPD, Grünen und die Linke) machbar. Die SPD fährt ihren linken Kurs weiter. Die CDU hat nur eine Chance als Minderheitsregierung, oder ihren Wahn der Brandmauer zu verlassen. Hoffen wir das Beste für unser Land und die Auflösung dieser Koalition." Zum Originalkommentar


Sonstiges und Ironie

Am Rand der Diskussion finden sich sarkastische und humorvolle Kommentare, die das politische Ringen ins Lächerliche ziehen oder Nebenthemen betonen. Diese Mischung aus Ironie, Seitenhieben und allgemeiner Politikverdrossenheit zeigt, wie polarisiert und zugleich ermüdet viele Leser auf das Dauerthema Koalition blicken.

"Am besten Neuwahlen, denn mit Klingbeil kommt es nur weiter zu Zwist. Dieser strebt unbedingt den Sozialismus an. Alle gleich arm machen und seine Kaste autokratisch regelnd im Wohlstand verharrend."  Zum Originalkommentar

"Mal abgesehen von der SPD, Tatsache ist, dass sich die CDU/CSU durch diverse Wahllügen selbst in die Bredouille gebracht hat. Das kann keiner wirklich leugnen, auch wenn einige Unionsgrößen davon nichts mehr wissen wollen." Zum Originalkommentar

Die Debatte unter den Lesern ist von Unzufriedenheit und klaren Forderungen geprägt. Wie bewerten Sie den Zustand der aktuellen Koalition – was haben Sie der Regierung zu sagen? Diskutieren Sie jetzt mit: Schreiben Sie einen Kommentar, antworten Sie auf bisherige Kommentare oder senden Sie eine E-Mail an mein-bericht@focus.de!

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