2 Wochen kostenlos wohnen: Gewinnspiel lockt Gäste nach Eisenhüttenstadt
Um die Abwanderung und Entvölkerung zu bekämpfen, hatte die ostdeutsche Stadt Eisenhüttenstadt im Mai eine kreative Initiative ins Leben gerufen: Ein Wettbewerb bietet zwei Wochen kostenlosen Wohnraum an. Nun wurde Bilanz gezogen. Sogar der britische „Guardian“ berichtete.
Die Aktion sorge für 1700 Bewerbungen aus aller Welt. Julia Basan, die für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verantwortlich ist, war selbst überrascht über das große Interesse am „Probewohnen“.
14 Tage Eisenhüttenstadt – wohnen kostenlos
Vom 6. bis 20. September 2025 können nun zwei ausgewählte Teilnehmer zwei Wochen lang das Leben, Arbeiten und Miteinander in Eisenhüttenstadt kennenlernen – kostenfrei und mitten in der Stadt.

Melanie Henniger, eine IT-Beraterin aus Bremen, gehört zu den Gewinnern. Sie sieht die Aktion als Chance, ihre Wurzeln im Osten des Landes wiederzuentdecken. „Dies ist eine großartige Gelegenheit, die Region wieder kennenzulernen“, erklärte Henniger laut „Guardian“. Der andere Gewinner, Jonas Brander, ist Filmemacher aus Berlin und arbeitet an einer Dokumentation über die Stadt. Er sieht Eisenhüttenstadt als „lebendige Geschichte“, die ihn in seiner Arbeit inspiriert.
Bekannt für seine DDR-Architektur: Eisenhüttenstadt wird 75
Eisenhüttenstadt feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen - und war die erste Stadt, die nach dem Ende der Nazi-Zeit gegründet wurde:
- Gründung und Geschichte: Eisenhüttenstadt, ursprünglich Stalinstadt (1953–1961), wurde 1950 als erste sozialistische Planstadt der DDR gegründet, um Arbeiter des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO) zu beherbergen; sie entstand neben der historischen Stadt Fürstenberg (Oder) und ist heute das größte Flächendenkmal Deutschlands.
- Bevölkerungsentwicklung: Die Einwohnerzahl erreichte 1988 mit über 53.000 ihren Höchststand, ist jedoch nach der Wiedervereinigung auf etwa 24.447 (Stand 2021) gesunken, was zu einem Stadtumbauprogramm mit Rückbau und Sanierung von Wohnkomplexen führte.
- Architektur und Denkmalschutz: Die Stadt ist bekannt für ihre DDR-Architektur im Stil des Sozialistischen Klassizismus, insbesondere die Wohnkomplexe I–IV, die unter Denkmalschutz stehen; sie bietet über 100 Kunstwerke im öffentlichen Raum und Museen wie das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR.
Fachkräftemangel ein großes Problem
Neben dem Bevölkerungsschwund ist der Fachkräftemangel ein großes Problem. Deshalb richtete sich das Projekt „Jetzt Pläne schmieden – Probewohnen in Eisenhüttenstadt“ ausschließlich an Menschen mit Wohnsitz in Deutschland oder der EU, die über eine gültige Arbeitserlaubnis verfügen und ernsthaft überlegen, dauerhaft nach Eisenhüttenstadt zu ziehen.
„Probewohnen“ soll auf Architektur, grüne Umgebung und Arbeitsmöglichkeiten aufmerksam machen
Das „Probewohnen“-Programm hat geholfen, die attraktiven Seiten der Stadt zu zeigen, wie renovierte neoklassische Architektur, grüne Umgebung und viele Arbeitsmöglichkeiten, so Basan.
Sogar eine Familie aus einem anderen europäischen Land wurde durch den Wettbewerb auf die Stadt aufmerksam und entschied sich, aus eigener Initiative dorthin zu ziehen, berichtet „The Guardian“. Diese Familie hat bereits einen Arbeitsvertrag mit einem ortsansässigen Unternehmen unterschrieben und wird bald ihre neue Heimat beziehen. Aber auch ein Berliner Paar hat seine Koffer gepackt und ist der Architektur wegen nach Eisenhüttenstadt gezogen: